Eisenbahngeschichte Güterabfertigung Bietigheim aufgehoben

Von Martin Hein
Blick in die völlig veraltete und baufällige Umschlagstelle in Bietigheim. Foto: /BZ-Archiv/ad

Vor 50 Jahren wurden auf dem Bietigheimer Bahnhof die letzten Güter abgefertigt. Einen Tag später nahm der Güterbahnhof Kornwestheim seinen Dienst auf.

Am 30. September 1972 endete beim Bietigheimer Bahnhof eine Ära. An diesem Tag wurden die letzten Waren auf dem Güterbahnhof abgefertigt und verladen.

Die damalige Güterhalle wurde in den Jahren 1879/1880 erstellt und im Laufe der Jahre immer wieder erweitert. 1880 wurde ein kleiner Güterschuppen neben dem heutigen Empfangsgebäude des Bahnhofs erstellt.

Zu Beginn nur 13 Wagen

Die Anforderungen waren damals durchaus überschaubar. 13 Wagen konnten seinerzeit an die Rampe des Schuppens fahren. Rasch nahm der Güterverkehr zu. In Mühlacker und Bretten gab es für den Warenumschlag Hilfsstellen, die jedoch nicht mehr ausreichten, weshalb der Güterbahnhof in Bietigheim 1907 erweitert wurde. 45 Arbeiter schlugen damals täglich zwischen 200 und 300 Tonnen Waren um. Das Privatunternehmen Weber betrieb zunächst die Umschlagstelle. Im April 1920 übernahm die Deutsche Reichsbahn den Stückgut-Umschlag vollständig. 1924 wurde die Abfertigung Bietigheim schließlich eine selbstständige Stelle.

Platz für 132 Waggons

In den Folgejahren erhöhte sich der Warenumschlag rasant, bis schließlich 1972 in Bietigheim respektable 132 Waggons zur Güterabfertigung aufgestellt werden konnten. 240 Mitarbeiter waren zuletzt mit dem Warenumschlag beschäftigt.

Damit waren jedoch auch die Kapazitäten des Güterbahnhofs erschöpft. Mehr ging nicht. Den Warenumschlag übernahm zum 2. Oktober 1972 der Kornwestheimer Güterbahnhof. In der nagelneuen, 50 000 Quadratmeter großen Halle konnten in Kornwestheim täglich bis zu 600 Waggons mit etwa 2000 Tonnen Stückgut umgeladen werden.

Der Präsident der Bundesbahndirektion Stuttgart, Dr. Hermann Ziller, sprach im Oktober 1972 in Kornwestheim anlässlich der Einweihung der damals größten Stückgut-Halle der Bundesbahn von der „Drehscheibe des Südwestens“.

Inzwischen verfügt der Kornwestheimer Güterbahnhof 66 parallel verlaufende Gleise mit einer Gesamtlänge von rund 160 Kilometer. Der Güterbahnhof Kornwestheim ist, nach Mannheim, der zweitgrößte Rangierbahnhof in Baden-Württemberg. Nach Auskunft der Bahn werden dort inzwischen etwa 100 Züge täglich neu gebildet.

 
 
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