Eishockey, DEL2 Steelers drohen weiter die Playdowns

Von Jan Simecek
Guillaume Leclerc, der hier Freiburgs Torhüter Ben Meisner prüft, gelang nach mehr als 422 Minuten mal wieder ein Steelers-Tor in Überzahl. Für Frederik Cabana (ganz links) war die Partie dagegen nach 14 Minuten beendet.⇥ Foto: Martin Kalb

Der Bietigheimer Zweitligist gibt ein sicher kontrolliertes Spiel nach 2:0-Führung noch ab und unterliegt in Kaufbeuren mit 4:6. Dadurch rutscht das St. Jean-Team auf Rang neun ab.

Nach der durchaus erwartbaren Niederlage am Freitag gegen Frankfurt muss man sich bei den Bietigheim Steelers doch Sorgen machen. Denn am Sonntag gab es beim der Papierform nach leichtesten Gegner, dem ESV Kaufbeuren, eine 4:5-Niederlage. Erschreckend war dabei vor allem, dass die Steelers eine bis zur Hälfte souverän kontrollierte Partie nach einer 2:0-Führung noch komplett aus der Hand gaben. Nach wie vor droht damit die Abstiegsrunde in der Deutschen Eishockey-Liga 2 (DEL2), während die direkte Playoff-Qualifikation fast nicht mehr möglich ist.

Am Ende wird es in Bietigheim niemanden trösten, dass wenigsten nach erfolglosen 422 Minuten und 18 Sekunden mal wieder ein Powerplay-Tor gelang. Wobei das so auch wieder nicht stimmt. Denn da beim 4:5-Anschlusstreffer von Guillaume Leclerc (51.) eine Strafe gegen die Gastgeber erst angezeigt und noch nicht ausgesprochen war, geht das Tor nicht als Überzahl-Treffer in die Statistik ein.

In sechs Minuten Spiel gedreht

Die gesamte Geschichte des Spiels erzählen eigentlich sechs Minuten aus der Mitte des zweiten Drittels. Kurz vor dem zweiten Powerbreak, das immer bei der nächsten Unterbrechung eingelegt wird, wenn acht Minuten pro Durchgang absolviert sind, fingen die Kaufbeurer Zuschauer an, lautstark „Wir wollen euch kämpfen sehen“ zu skandieren. Bis dahin hatten die Gastgeber bestenfalls bis zum 0:1 durch Myles Fitzgerald (7.) auf Augenhöhe mitgespielt. Als Norman Hauner in der 14. Minute gar auf 2:0 erhöhte, hatte das Team von Trainer Marc St. Jean die Partie fest im Griff. Auch als es im zweiten Drittel in die Werbepause ging, war dies noch so. Doch sechs Minuten später lagen die Steelers mit 2:3 im Hintertreffen. Sie hatten sich zuerst einen fatalen Fehler geleistet, der Joe Lewis alleine auf Williams zulaufen und zum 1:2-Anschluss treffen ließ. Dann folgten zwei unnötige Strafen, die Sami Blomqvist jeweils mit Schüssen in den rechten Torwinkel (32./34.) bestrafte. René Schoofs glich zwar noch einmal aus (37.), doch Kaufbeuren hatte sich längst das Momentum geholt und gab es nicht mehr her.

Dazu kam jetzt auch noch Puckglück bei den Allgäuern. Wie beim 4:3, als erneut Blomqvist eine Direktabnahme vom linken Bullypunkt wieder genau ins rechte ober Toreck zimmerte (45.). Und auch das 5:3 durch Branden Gracel (49.) geht nur rein, wenn man einen Lauf hat. Der Kanadier hob die Scheibe mit der Rückhand so über Torhüter Stephon Williams Schulter, dass dieser sich den Puck mit seiner Abwehrbewegung selbst ins Netz beförderte. Zum Kaufbeurer Scheibenglück kam hinzu, dass Bietigheim selbst allerbeste Chancen nicht zu nutzen wusste, wie in der 56. Minute, als Fitzgerald vor dem leeren Tor den Puck nicht traf. So musste St. Jean am Ende volles Risiko gehen und den Torhüter durch einen sechsten Feldspieler ersetzen. Aber auch das brachte den Steelers kein Glück. 1,8 Sekunden vor der Schlusssirene erzielte Gracel von der Mittellinie per Rückhand das 6:4 – den Treffer, der den ESV auf Grund der besseren Tordifferenz in der Tabelle an den Steelers vorbei auf Platz acht spülte.

Am Ende hatte Bietigheim doch noch ein klein wenig Glück, dass Weißwasser in Heilbronn eine 3:2-Führung im Schlussdrittel nicht über die Zeit brachte und der Vorsprung auf den ersten Playdown-Platz damit weiterhin vier Punkte beträgt. Steelers-Kapitän Nikolai Goc wirkte dennoch konsterniert, als er nach der Partie sagte: „Das Über- und Unterzahlspiel hat den Unterschied ausgemacht. Kaufbeuren hat zweimal im Powerplay getroffen.“ Mit Blick auf die ausstehenden Partien am Freitag gegen den Tabellenvierten Heilbronner Falken und am Sonntag beim Tabellenführer Kassel Huskies fügte er noch an: „Das sind zwei sehr, sehr schwere Gegner. Aber wenn man in die Playoffs will, muss man jeden schlagen können.“ Diese Aufgabe müssen die Steelers aber womöglich ohne Frederik Cabana lösen, der nach einem Zusammenprall in der 14. Minute in die Kabine fuhr und nicht mehr aufs Eis zurückkehrte.

 
 
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