Eishockey-Eliteklasse bringt Veränderungen, auch für die Fans Neue Liga und viele Neuerungen

Von Andreas Eberle
Der Steelers-Fans haben zur anstehenden Saison die Seiten gewechselt. Die Bietigheimer Profis stellen sich nun vor Spielbeginn direkt vor dem eigenen Block zum Mannschaftskreis auf – so wie hier beim Vorbereitungsduell gegen Frankfurt. ⇥ Foto: Avanti/Ralf Poller

Investitionen in die Arena, Fanblock-Wechsel, Live-Übertragungen – durch den Sprung der Steelers in die DEL hat sich hinter den Kulissen einiges getan und verändert. Ein Überblick. Von Andreas Eberle

Mit dem Aufstieg ins Eishockey-Oberhaus hat sich bei den Bietigheim Steelers nicht nur sportlich einiges verändert, sondern auch hinter den Kulissen und in der EgeTrans-Arena. Um den DEL-Anforderungen gerecht zu werden, mussten die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen als Betreiber der Halle und der Verein während der Sommerpause jede Menge Hausaufgaben erledigen. Die BZ fasst im Rahmen ihrer Steelers-Themenwoche zum Saisonstart die wichtigsten Neuerungen zusammen.

EgeTrans-Arena

Die größte Baustelle ist derzeit noch die Spielfeld-Beleuchtung. Die Lichtstärke würde den Ansprüchen zwar genügen, so Thilo Dittmann, Leiter Bäder und Eishallen. Die vier bis sechs Lichtfarben, die die Anlage ermöglicht, seien aber zu wenig. Schließlich sehen die DEL-Vorgaben bis zu 80 Lichtfarben vor, um an allen Standorten einheitliche Fernsehübertragungen in der gewünschten Qualität zu gewährleisten. „Wir machen das Bestmögliche, damit die Spielstätte auf der Höhe der Zeit bleibt. Die neue Beleuchtung hat außerdem den charmanten Vorteil, dass wir 40 Prozent Energie einsparen können“, sagt Dittmann.

Die Gesamtkosten für die moderne LED-Technik beziffert er auf 350 000 Euro, wobei die Stadtwerke staatliche Fördergelder beantragt haben, die 35 bis 40 Prozent der Summe abdecken sollen. Das Antragsverfahren läuft. Allerdings darf der Betreiber erst dann eine Firma mit dem Einbau beauftragen, wenn der Zuschuss genehmigt ist, sprich: Zu Saisonbeginn kommt noch die alte Beleuchtung zum Einsatz. „Das haben wir der DEL auch so kommuniziert, der Einbau erfolgt dann in einer Spielpause, sobald wir die Förderzusage haben“, sagt Dittmann.

Weitere 90 000 Euro investierten die Stadtwerke in den Austausch der Scheiben an den Längsseiten des Spielfelds. Das von der Liga vorgeschriebene Acrylglas, das als besonders robust und bruchsicher gilt, ersetzte das ESG-Glas (Einscheiben-Sicherheitsglas). Das Kunststoffglas war hinter den beiden Toren und bis zu den Kurven bereits verbaut und 2016 im Zuge eines Länderspiels vergrößert worden.

In der vergangenen Woche wurden außerdem gut 100 Meter Glasfaserkabel verlegt – von der Übertorkamera zur Regie und in die Katakomben. Der Grund: Der TV-Anbieter Magenta Sport will jene Kamera auch für die Übertragungen nutzen und benötigt dafür größere Leitungskapazitäten. Bisher habe Dittmann zufolge ein Analoganschluss für den Videobeweis ausgereicht.

Darüber hinaus wird das Videosignal nun direkt in die Trainerkabinen übertragen. Auf diese Weise kann der jeweilige Video-Coach dem Trainerstab einzelne Szenen schon in den Pausen zeigen. Auch die eine oder andere Verschönerungsmaßnahme hat es in der Halle gegeben. So erhielt der Fitnessraum einen neuen Anstrich. Und auf dem Eis prangt neuerdings in roter Farbe der Schriftzug DEL.

Blockwechsel und Fans

Während die Mannschaft ihre bisherige Kabine und Bank behalten hat – und dies auch unbedingt wollte –, mussten die Steelers-Fans ihren angestammten Block räumen: Sie stehen jetzt auf der anderen Hallenseite. Der Wechsel geht zum einen auf eine Empfehlung der DEL zurück und ist zum anderen Teil des neuen Sicherheitskonzepts, das der Klub mit Behörden und Dienstleistern erarbeitet hat. Der Hintergrund: Das Auswärtsteam soll nicht mehr vor den heimischen Fans einlaufen müssen, wie dies bisher in der DEL2 der Fall war. Entsprechend verringert sich das Risiko von Übergriffen von außen, etwa das Verspritzen von Bier in Richtung gegnerische Spieler.

Die Gästefans bekommen derweil in Blocknähe eine separate Außenzone zugewiesen, mit Raucherbereich, Getränkestand und Pfandrückgabestelle. Auf diese Weise kommen sich die beiden Fangruppen in der Halle künftig nicht mehr ins Gehege.

„Es freut uns, dass die Fans den Seitenwechsel mittragen und unterstützen. Es gab keinen Shitstorm. Die Freude auf die DEL ist größer als das Festhalten an einer Tradition“, sagt Geschäftsführer Volker Schoch, der auch einen atmosphärischen Vorteil sieht: „Jetzt kommen wir immer aus der Mitte unserer treuen Fans. Beim Einlaufen und bei der Verabschiedung sind wir ihnen so näher.“

Ab sofort kümmern sich gleich fünf Fanbeauftragte um die Belange der Anhängerschaft – drei mehr als bisher. In der Arena ist aktuell eine Vollauslastung mit 4500 Zuschauern möglich. Coronabedingt gelten jedoch die üblichen Einschränkungen wie 3G und Nachverfolgung. Maskenpflicht herrscht in allen Bereichen der Arena, selbst am Platz. Für Personen, die unmittelbar mit der Mannschaft zu tun haben (zum Beispiel Zeitnehmer, Stadionsprecher, Schiedsrichter- und Gästebetreuer) gilt sogar 2G, also geimpft oder genesen.

In puncto Spielrichtung bleibt alles beim Alten. Aufgrund des Seitenwechsels hat der Steelers-Fanblock künftig zwei Drittel lang den eigenen Torhüter vor der Nase. Dafür kann die Kurve den Bietigheimer Angriff nur noch ein Drittel aus nächster Nähe in Aktion sehen und nach vorne peitschen – bisher war dies genau andersherum.

Live-Übertragungen

Das Testspiel am Freitag gegen Frankfurt wurde zum vorerst letzten Mal auf der Online-Plattform Sprade TV live übertragen und von den Steelers in Eigenregie produziert. In der DEL sind alle Begegnungen des Aufsteigers auf Magenta Sport, dem Pay-TV-Angebot der Deutschen Telekom, zu sehen. Ausgewählte Partien überträgt obendrein Sport 1 im frei empfangbaren Fernsehen.

Die bisherige Filmcrew des SCB wird trotzdem noch genügend Arbeit haben. Sie produziert vor und nach den Spieltagen unter dem Label „Inside Steelers“ weiterhin exklusive Inhalte, zum Beispiel den klubeigenen Podcast „Razorsharp“. Und unter der Bezeichnung „Under review“ verfolgt der Kooperationspartner DOM Media-TV wie gehabt die Saison und liefert Rückblicke, die in den Sozialen Medien und auf Youtube abrufbar sind.

Etat, Dauerkarten und TV-Einnahmen

Das Budget der Bietigheim Steelers für die DEL ist gegenüber der DEL2-Spielzeit 2020/21 um 25 Prozent auf 3,3 Millionen Euro gestiegen. Die Einnahmen aus dem Sponsoring haben laut Geschäftsführer Volker Schoch um 40 Prozent zugelegt. Bei den verkauften Dauerkarten sieht der Klubchef noch Nachholbedarf – bis Montagmittag waren 1131 verkauft. Sehr begehrt sind hingegen die VIP-Dauerkarten, von denen schon 219 vergriffen sind.

Ein deutliches Plus gibt es bei den Erlösen aus den Übertragungen. 250 000 Euro bekommen die Steelers vom Rechteinhaber Magenta/Telekom pro Spielzeit. In der vergangenen Saison spülten die Livestreams auf Sprade TV 153 000 Euro in die Kasse. Allerdings war dies ein Ausreißer nach oben und der Corona-Situation geschuldet. Da keine Fans in die Stadien durften, waren diese bei den Geisterspielen auf die Livestreams angewiesen. Pro Einzelbuchung waren 9,90 Euro fällig, die zum Großteil dem übertragenden Verein zugutekamen. In den drei „normalen“ Spielzeiten zuvor hatten die Steelers Sprade-TV-Einnahmen zwischen 48 000 und 52 000 Euro generiert. ⇥ae

 
 
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