Eishockey in Bietigheim-Bissingen Vor 10 Jahren: Rat sagt Ja zur Eishalle

Von Uwe Mollenkopf
Die neue Eishalle kurz vor der Eröffnung im Jahr 2012. Foto: Martin Kalb

Im Juli 2010 stimmte der Bietigheim-Bissinger Gemeinderat dem Konzept zum Bau einer neuen Spielstätte für die Steelers zu. Das Steuersparmodell überzeugte.

Derzeit befinden sich die Bietigheim Steelers in den Schlagzeilen, weil sie mangels finanzieller Mittel aus der DEL2 fliegen sollen. Ob das Angebot der städtischen Wohnungsbau, dem Eishockey-Klub die nötigen Mittel zuzuschießen, das Debakel noch verhindern kann, ist offen. Vor zehn Jahren sorgte das Thema Eishockey in Bietigheim-Bissingen ebenfalls für Aufregung: Damals wurde über den Bau einer neuen Eishalle diskutiert. Am 20. Juli 2010, also vor genau einer Dekade, stimmte der Gemeinderat einstimmig dem Konzept zum Bau einer neuen Spielstätte zu.

Unterschriften übergeben

Auch damals schon spielte der Verbleib in der DEL2 eine entscheidende Rolle. „Wenn die Pläne durchgehen, ist der Eishockey-Standort Bietigheim in letzter Sekunde gerettet. Noch zwei Saisons ohne neues Stadion halten wir sponsorenmäßig nicht durch“, erklärte der damalige Steelers-Geschäftsführer Volker Schnabel im Vorfeld der Gemeinderatsentscheidung gegenüber der BZ. Bereits im November 2009 hatten die Steelers im Rathaus 3500 Unterschriften übergeben und gegen die schlechten Rahmenbedingungen in der bisherigen Eishalle protestiert.

Damals wie heute waren die finanziellen Rahmenbedingungen schlecht. Die Stadt litt unter der Finanzkrise nach der Lehman-Brothers-Pleite. Doch die Verwaltung konnte zur Finanzierung der 18 Millionen Euro teuren Halle ein Konstrukt mit Steuereinsparmöglichkeiten in Millionenhöhe vorlegen, das auch die Stadträte überzeugte. Es sah vor, dass die Stadtwerke sowohl den Betrieb der neuen Eishalle – mitsamt der Bäder – übernahmen als auch deren Bau stemmten. Auf diese Weise sollte die Stadt an laufenden Aufwendungen für Bäder und Kunsteisbahn eine Million Euro jährlich sparen, der Holdingkonzern Stadt mitsamt den drei Tochtergesellschaften Spillmann, Bietigheimer Wohnbau und Stadtwerke weitere 1,2 Millionen Euro an Steuern – zusammen eine Ersparnis von 2,2 Millionen Euro pro Jahr. Dem stand ein Minus von 2,55 Millionen Euro pro Jahr in Form einer geringeren Gewinnabführung über die Holding an die Stadt gegenüber.

Viel Kritik

Doch es hagelte auch Kritik. Gegner des Vorhabens führten an, dass der Betrieb von Sportstätten nicht zu den Aufgaben des städtischen Energie- und Wasserversorgungsunternehmens gehöre. Befürchtet wurde, dass die Kosten an die Kunden des Unternehmens weitergegeben würden. Sogar ein Bürgerentscheid wurde in die Diskussion gebracht, jedoch im Oktober 2010 vom Gemeinderat abgelehnt.

Auch wurde die Frage gestellt, ob man für einen Eishockey-Klub eine Halle bauen könne, während andere Sportarten, wie etwa der Handball, auf eine solche bislang vergeblich warteten. Immerhin: Ein Jahr später, die Finanzlage hatte sich gebessert, legte die Stadt Pläne vor, wonach mittels eines variablen Bodens auch Belange des Ballsport in der neuen Halle abgedeckt werden sollten. Am 24. Mai 2011 stimmte der Gemeinderat dem Bau einer Eis- und Ballsporthalle mit 3500, optional 4500 Plätzen durch die Stadtwerke bei einer Gegenstimme zu.

So wurde für die Steelers der Wunsch nach einer neuen Spielstätte schließlich wahr: Im Juli 2011 übernahmen die Stadtwerke die Bäder und die Eishalle von der Stadt, im November 2011 fand der erste Spatenstich statt. Im September 2012 wurde bekannt, dass die Marbacher Spedition EgeTrans Namenssponsor werde, und im Dezember 2012 konnten die Steelers in der neuen Eisarena erstmals bei einem Spiel die Schläger schwingen.

 
 
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