Aus den Eingangstoren der Ellentalgymnasien in Bietigheim-Bissingen strömte am vergangenen Samstag der Geruch von Farbe und Spraydosen. Der Grund hierfür waren nicht etwa die umfangreichen Sanierungsarbeiten an den Schulgebäuden, die vor kurzem abgeschlossen wurden, sondern ein Kunstprojekt der besonderen Art.
Ellentalgymnasien Bietigheim-Bissingen Zum Jubiläum wird es bunt
Zum Schuljubiläum hat der neue Eingangsbereich der Ellentalgymnasien in Bietigheim-Bissingen einen frischen Anstrich erhalten. Aus der Hand von Schülern entstand dort ein Graffiti.
Zum 50. Jubiläum der beiden Gymnasien im Ellental, hatten fünf Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich mit einem Graffiti im Eingangsbereich ihrer Schule zu verewigen. Angeleitet und unterstützt wurden sie dabei von dem professionellen Graffiti-Künstler Patrick Klein.
Bunt statt Grau
Die Motivation für das Projekt kam aus dem Förderverein der Schule. „Nach der Sanierung sind hier im Gebäude viele graue Wände geblieben, woraus die Idee entstand, an dieser Stelle etwas Bleibendes zu kreieren, an dem auch Schüler beteiligt sind“, sagt Katrin Berger, die treibende Kraft des Projekts. Diese Beteiligung macht den Schülerinnen und Schülern, die das Glück hatten, aus den zahlreichen Interessierten für die Aktion ausgelost zu werden, sichtlich Spaß. Mit Schutzmasken und Spraydosen ausgerüstet, arbeiten sie gleichzeitig an dem Kunstwerk, das sich auf mehreren Quadratmetern über die Wand erstreckt. Konzentriert ziehen sie akkurate Linien nach oder sprühen Flächen aus, was bereits sehr gekonnt aussieht. Zuvor hatten sie die Möglichkeit, auf einer Probewand durch einfache Übungen die Technik zu erlernen und „Berührungsängste“ zu verlieren, wie Patrick Klein sagt.
Theorie und Praxis vermittelt
Auch eine Theorieeinheit zur Geschichte des Graffiti und zur Funktionsweise von Spraydosen stand auf dem Programm. Der Entwurf für das Bild stammt von Klein. „Eine Schule darf bunt sein, so wie unsere Gesellschaft“, kommentiert der Graffiti-Künstler die vielen leuchtenden Farben, welche für das Bild verwendet wurden.
Klein, der bereits vor über 30 Jahren mit dem „Sprayen“ oder „Sprühen“ angefangen hat, betreut inzwischen beruflich Graffiti-Projekte mit Kindern und Jugendlichen.
Auf Wunsch des Fördervereins hat Klein mehrere Merkmale in das Bild eingearbeitet. Neben dem Schullogo, in dem die beiden Buchstaben „E“ die zwei Schulen repräsentieren, ist im Hintergrund das Viadukt zu erahnen. In der Mitte prangt das Logo zum 50. jährigen Bestehen der Gymnasien. Wie in jedem richtigen Graffiti, darf natürlich auch die hiesige Postleitzahl nicht fehlen, die von Ferran Huguet-Berger links unten in die Ecke gesprüht wurde. „Das Sprühen hat mir sehr viel Spaß gemacht“, sagt er. Auch sein Mitschüler, Paul Eberle, der schon etwas Erfahrung mit dem „Sprayen“ hat, freut sich über diese Möglichkeit und meint: „Ich finde es gut, dass der Förderverein so etwas unterstützt“.
Neben der Produktivität und Kreativität, die Jugendliche beim Sprühen von Graffitis erleben, sind Projekte wie dieses für Patrick Klein auch wichtig, um die Sichtbarkeit der Kunst zu erhöhen. „Wenn an einem öffentlichen Ort etwas Schönes gesprüht wird, steigt auch die Akzeptanz für Graffiti in der Bevölkerung“, sagt er.
Auch Katrin Berger vom Förderverein kennt die Klischees, die häufig mit Graffiti in Verbindung gebracht werden und hat eine klare Haltung dazu: „Bei unserer Aktion geht es nicht um illegale Schmierereien, sondern um Kunst“. Um Graffiti aus der Illegalität mehr in die Mitte der Bevölkerung zu holen, passiere laut Klein in der Region jedoch schon viel. In immer mehr Städten gebe es bereits Flächen, auf denen legal gesprüht werden dürfe und die Verwaltungen seien offen für entsprechende Jugendprojekte.
Stadt stimmt der Idee sofort zu
Auch im Falle der Ellentalgymnasien habe die Stadt sowie die Schulleitung der Idee sofort zugestimmt, so der Förderverein. Im Rahmen der Jubiläumsfeier am elften Oktober soll das fertige Kunstwerk offiziell enthüllt werden. „Es ist ein gutes Gefühl, dass das für lange Zeit hier zu sehen sein wird“, sagt die Schülerin Nina Bozec im Hinblick darauf, dass ihr Werk zukünftig täglich von den 1500 Schülerinnen und Schülern der beiden Gymnasien betrachtet werden kann.