Enthüllung der Hahn-Stele in Bönnigheim Zu Ehren des Sozialreformers

Von Uwe Deecke
Die Enthüllung der Hahn-Stele auf dem Vorplatz der Cyriakuskirche. Von links: Pfarrer Ulrich Harst, Bürgermeister Albrecht Dautel, Christa Pielenz aus den USA, Wolfgang Findeis von der Hannes A Pielenz Stiftung, Christian B. Schad vom DRK Stuttgart, Jens Kübler vom DRK-Ortsverband Bönnigheim, Kurt Sartorius von der Historischen Gesellschaft Bönnigheim. Foto: Oliver Bürkle

In Bönnigheim wurde am Sonntag die Stele für den bedeutenden Sozialreformer und Rot-Kreuz-Mitbegründer Dr. Christoph Ulrich Hahn feierlich eingeweiht.

Bislang verhinderte die Pandemie ein Jahr lang die Einweihung der Stele, nun war es am Sonntag endlich so weit. Bei der Einweihungsfeier in der Cyriakus-Kirche begrüßte Pfarrer Ulrich Harst die Anwesenden, die für einen der berühmtesten Bönnigheimer und einen seiner Vorgänger gekommen waren.

Kurt Sartorius von der Historischen Gesellschaft hatte schon seit Jahren den Wunsch, Dr. Christus Ulrich Hahn, dem großen württembergischen Sozialreformer des 19. Jahrhunderts, sowie Mitbegründer des Roten Kreuzes, ein Denkmal zu setzen.

Sartorius erinnerte in seinem Vortrag an das Wirken des gebürtigen Stuttgarters Hahn, dessen Familie ganz Württemberg prägte. „Die seit 1498 nachgewiesene Schultheißen-Dynastie Hahn zu Sielmingen auf den Fildern hat dem Schwabenland eine ganze Korona gescheiter Köpfe geschenkt, von Hegel bis Heuss, von Mörike bis Maybach beispielsweise“, machte Sartorius deutlich. Vater Daniel Hahn gehörte zu den Gründern der Württembergischen Bibelanstalt in Stuttgart. Beide Familien weisen Glieder auf, die im religiös-kirchlichen und im geistigen Leben Württembergs eine besondere Rolle gespielt haben.

Arbeit im Kirchendienst

Christoph Ulrich Hahn studierte in Tübingen Theologie, arbeitete anschließend in Lausanne und begann 1829 seine Arbeit im württembergischen Kirchendienst, wo er als Prediger beliebt war. Sein Weg führte ihn dann nach Bönnigheim, wo er zum Diakon ernannt wurde, zwei Mal verheiratet war und ein angesehenes internationales Knabengymnasium im späteren Amann-Bürogebäude leitete.

Pietismus und Wohlfahrtsarbeit

In den Revolutionsjahren 1848/49 sei der Aufschwung der Schule unterbrochen worden und Hahn habe sich dem Pietismus und der praktischen Wohlfahrtsarbeit gewidmet, so Sartorius.

„Als weiteres Problem trat 1852 das Auswandererwesen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. 200 000 Deutsche verließen in diesem Jahr ihre Heimat, die meisten aus nackter Not“. Als Pfarrer in Heslach, wo er 1859 begann, forderte Hahn mehr Schulen, bessere Wohnungen, Sparkassen, bessere seelische Betreuung durch freiwillige Hilfskräfte nach Genfer Muster, bessere Verhältnisse für Dienstboten, mehr Krankenhäuser, Industrie- und Arbeitsschulen anstelle der unzureichenden Sonntagsschulen.

Hahn wurde dann der Vorsitzende des Württembergischen Sanitätsvereins und war Pionier beim Entstehen der Diakonie und des Roten Kreuzes. „Christoph Ulrich Hahn war nicht nur ein kluger Denker und Idealist, wie vor ihm etwa Pestalozzi. Bei ihm kommt hinzu, dass er auch ein Realist war, der nüchtern und klar die wirklichen Nöte seiner Mitmenschen und die rechten Mittel und Wege zur Hilfe erkannte“, unterstrich der Vorsitzende der Historischen Gesellschaft.

Im Anschluss gab es zunächst das Grußwort von Bürgermeister Albrecht Dautel zum ersten Ehrenbürger der Stadt.

Bedeutung von Hahns Wirken

„Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind fast die gleichen wie damals“, unterstrich der Bönnigheimer Bürgermeister die Bedeutung des Wirkens von Christoph Ulrich Hahn.

Wolfgang Findeis von der Hanns A. Pielenz Stiftung, Christian B. Schad vom DRK Stuttgart sowie Historiker Gerhard Raff folgten mit ihren Grußworten, verbunden mit einer Spendenaufforderung für das neue Bönnigheimer DRK-Fahrzeug, bevor es außerhalb der Kirche Gelegenheit zu Gesprächen gab.

 
 
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