Eigentlich ist Erligheims Bürgermeister Rainer Schäuffele mit dem Jahr 2024 rundum zufrieden. Eigentlich. Denn die Starkregenereignisse im Mai und Juni hätten alles andere überlagert, sagt er im Jahresgespräch mit der BZ. In seinen 19 Jahren als Bürgermeister habe er noch nichts vergleichbares erlebt. Durch seine topografische Lage und den Stromberg sei Erligheim bislang von solchen Ereignissen verschont geblieben. Und dann wurde man plötzlich dreimal innerhalb weniger Wochen getroffen und vor große Probleme gestellt.
Erligheim Der Starkregen hat alles überlagert
Bürgermeister Rainer Schäuffele zieht eine durchwachsene Jahresbilanz. Nach einem Planungsjahr folgt nun die Umsetzung einiger Projekte im Ortskern.
Die Feuerwehr sei gleich dreimal betroffen gewesen, das Rathaus zweimal, der Bauhof einmal besonders stark, als das Wasser plötzlich 30 Zentimeter hoch im Gebäude stand. Dazu kommen die Schäden, die Bürger erleiden mussten. Man sei auf dem Weg, sich für die Zukunft mit einem Starkregen-Risikomanagement besser aufzustellen, versichert Schäuffele, doch das Thema werde die Gemeinde noch Jahre beschäftigen. „Man sieht plötzlich, dass die Natur zu Dingen imstande ist, für die die bisherigen Planungen nicht ausreichen.“
Geprägt vom personellen Wechsel
Das Jahr 2024 sei geprägt gewesen von personellen Wechseln, sagt der Bürgermeister. Einerseits seien da die beiden langjährigen Gemeinderäte Joachim Obert und Heinz Schütt, die aus dem Gremium ausgeschieden sind. Letzterer wurde im Februar zum erst zweiten Ehrenbürger der Stadt ernannt. Andererseits war da die Stelle der Schulleitung und der Pfarrerin, die man beide wieder besetzen konnte, sowie der langjährige Klärwärter Karl-Heinz Fein, der sich in den Ruhestand verabschiedete.
Positiv hebt der Bürgermeister hervor, dass die Kinderbetreuung im zurückliegenden Jahr sehr gut funktioniert habe. Man müsse kaum neue Stellen ausschreiben, weil schon vorher potenzielle Bewerbungen vorliegen, berichtet Schäuffele. „Es herrscht ein gutes Klima.“
Großprojekt verzögert sich
Bei dem Erligheimer „Jahrhundertprojekt“, wie Schäuffele zu sagen pflegt, lief derweil nicht alles nach Plan. Eigentlich hatte sich der Bürgermeister für die Umgestaltung des Areals Grüner Baum/Große Scheune, wo insgesamt vier denkmalgeschützte Gebäude saniert, fünf neue Wohngebäude und zwei Tiefgaragen sowie eine öffentliche Freifläche errichtet werden sollen, nämlich bereits den Baustart gewünscht. Allerdings liegt der Bauantrag bereits seit über einem Jahr beim Landratsamt und den beteiligten Behörden. Die verschiedenen Prüfungen hinsichtlich Denkmalschutz, Brandschutz, Abstandsflächenrecht würden viel Zeit in Anspruch nehmen.
Mittlerweile hofft Schäuffele auf eine Baugenehmigung im ersten Quartal 2025 und einen Baustart im Laufe des Jahres, sofern es die gesamtwirtschaftliche Lage und die Baukonjunktur erlaube. Aus dem einstigen 30-Millionen-Projekt sei demnach mittlerweile ein 40-Millionen-Projekt geworden, bei dem die Gemeinde jedoch nicht als Bauherr mit darin hänge. Priorität habe die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude, sagt Schäuffele. Die Substanz der unbewohnten Gebäude werde schließlich nicht besser. Wenn sich die Fertigstellung der Wohngebäude etwas verzögert, sei das hingegen eher verkraftbar.
2024 war ein Planungsjahr
Das Jahr 2024 sei primär ein Planungsjahr für die Gemeinde gewesen, so Schäuffele. Einen barrierefreien Umbau des Rathauses mit einer Aufzugsanlage habe man vorbereitet und soll im Februar starten, auch die Sanierung des alten Rathauses soll nach den Weintagen im Juli, die laut Schäuffele jedes Jahr aufs Neue den Zusammenhalt in der Gemeinde verdeutlichen, beginnen.
Der Auftakt für die Sanierung der Rathausstraße sei zumindest denkbar. Fertiggestellt habe man 2024 immerhin den barrierefreien Umbau der Bushaltestellen sowie die Anpassung der Kreuzung Löchgauer Straße/Freudentaler Straße/Schmerbachweg. „Das ist aber kein Vergleich zu dem, was im kommenden Jahr ansteht.“
Darlehensaufnahme geplant
In der Konsequenz schmelzen auch die Rücklagen der Gemeinde dahin, sodass für das Jahr 2025 bereits eine Darlehensaufnahme vorgesehen ist. Für Bürgermeister Schäuffele ist es das erste Mal, dass er einen Kredit für die Gemeinde aufnehmen muss. Bisher sei man schuldenfrei gewesen, jedoch nie reich. Vor allem die Personalkosten würden den Haushalt belasten, so Schäuffele. Als er seine Stelle vor 19 Jahren antrat, habe die Gemeinde 45 Mitarbeiter beschäftigt, inzwischen seien es doppelt so viele. Im Bereich der Kinderbetreuung habe sich die Zahl gar verdreifacht.
Hinzu kommen die Auswirkungen der schwierigen Wirtschaftslage auf die Steuereinnahmen. „Die Einnahmenseite passt nicht zur Ausgabenseite“, so das Fazit des Bürgermeisters. Auf Dauer werde man auch an die Grundsteuer-Hebesätze und andere Gebühren heran müssen. Für die geplanten Investitionen sei das aber alles nicht ausreichend, sodass man diese in Zukunft über mehrere Jahre streuen müsse. „Wir werden nicht mehr alles, was wünschenswert wäre, erfüllen können.“
Für das kommende Jahr hat der Bürgermeister zwei Wünsche: Den Baustart im Areal Grüner Baum/Große Scheune und dass Erligheim verschont bleibt von größeren Unwettern.