Es gehört nicht gerade zum kommunalpolitischen Alltag, dass das Engagement eines Gemeinderats innerhalb von acht Jahren mit zwei Sondersitzungen des Ortsparlaments wertgeschätzt wird. Mit Heinz Schütt erhielt im Februar 2016 ein außergewöhnlich engagierter Kommunalpolitiker, Unternehmer und Förderer anlässlich seines 80. Geburtstag die goldene Bürgermedaille der Gemeinde Erligheim, gestern Abend nun wurde ihm – nachdem er im Alter von 88 Jahren nach rund 40 Jahren aus dem Gemeinderat auf eigenen Wunsch ausscheiden wird – das Ehrenbürgerrecht verliehen. In der vollbesetzen August-Holder-Halle würdigten Bürgermeister Rainer Schäuffele, in Vertretung des Landrats dessen Vorgänger Dr. Rainer Haas sowie als Vertreter der örtlichen Vereine SKV-Vorstandsmitglied Peter Ullrich das Wirken des neuen Erligheimer Ehrenbürgers. Der Männerchor des Liederkranzes Erligheim und die Stadtkapelle Bönnigheim übernahmen den musikalischen Rahmen.
Erligheim Ein kommunalpolitisches Urgestein ist jetzt Ehrenbürger
Das außergewöhnliche Engagement von Heinz Schütt als Kommunalpolitiker, Unternehmer und Förderer würdigte die Gemeinde mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts.
„Ein wichtiger Vermittler“
Noch ist Heinz Schütt Erligheimer Gemeinderat, offiziell ausscheiden aus dem Amt wird er zum 22. Februar. In einem Brief hat er im August um sein Ausscheiden gebeten, in der Dezember-Sitzung hat der Gemeinderat diesem entsprochen. Sein Riesenschatz an Wissen und Erfahrung werde fehlen, sagte am 14. Dezember der stellvertretende Bürgermeister Joachim Obert, der den erkrankten Bürgermeister Rainer Schäuffele in der Sitzung vertrat. In der letzten Sitzung als Gemeinderat im Dezember würdigte Gustav Schabinger seinen Fraktionskollegen Heinz Schütt, als „ein Vorbild für uns alle, sowohl in deiner bürgernahen Art als auch mit deiner fachlichen Kompetenz“. Er habe ihn als einen Menschen kennen und schätzen gelernt, der sich mit Leidenschaft für die Gemeinde eingesetzt hat und für seine Überzeugungen eingestanden ist. Schabinger: „Du warst auch ein wichtiger Vermittler zwischen verschiedenen Interessengruppen in unserer Gemeinde und hast dich sehr für die Unterstützung der Vereine und Organisationen in unserer Gemeinde engagiert, weil du überzeugt bist, dass sie einen wichtigen Beitrag zum kulturellen und sozialen Leben in unserer Gemeinde leisten.“
„Arbeit und Leistung haben Ihr Leben, Herr Schütt, geprägt, in Ihrer Firma und in Ihren zahlreichen Ehrenämtern“, so kennzeichnete Bürgermeister Rainer Schäuffele am gestrigen Donnerstagabend das Engagement des neuen Erligheimer Ehrenbürgers. Gerne zitierte Schäuffele seinen Vorgänger und ersten Ehrenbürger Erligheims, Albert Leibold, mit dem Schütt 22 seiner rund 40 Jahre als Gemeinderat zusammengearbeitet hat: „Als gebürtiger Bissinger hat ihr sozialdemokratisch geprägtes Elternhaus Ihr Wirken auf gesellschaftlicher Ebene in Vereinen, Kommunen und im Landkreis geprägt. Als Unternehmer, Vereinsfunktionär oder Mäzen sowohl in Bietigheim-Bissingen als auch in Erligheim war Ihr Handeln immer sozial ausgeprägt. Sie waren und sind ein Multitalent, der eine Tiefbaufirma aus bescheidenen Anfängen aufgebaut hat und vielen Vereinen maßgeblich bei Bauvorhaben tatkräftig geholfen hat. Zudem sind Sie ein Prototyp eines Kommunalpolitikers auf Gemeinde-, Stadt- und Kreisebene, ein Vollblutpolitiker par excellence, den man heute lange suchen muss.“
Als Bissinger ist Heinz Schütt 1968 mit seiner jungen Familie nach Erligheim in die neue Bungalow-Siedlung im Rosenfeld gezogen. Trotz seiner beruflichen Belastung als Tiefbauunternehmer und seinen engen Verbindungen in seine alte Heimat Bietigheim-Bissingen habe er sich, so Schäuffele, über die Vereinsbindung zum SKV in den Ort integriert. 1975 wurde Schütt erstmals auf Anhieb bei der Liste der Unabhängigen Bürgervereinigung in den Erligheimer Gemeinderat gewählt. „Wegen Ihres Intermezzos nach Bietigheim-Bissingen mussten Sie Mitte 1979 das Gremium verlassen“, merkte der Erligheimer Bürgermeister an. Von 1980 bis 1984 war er Stadtrat in Bietigheim-Bissingen, aber im Jahre 1989 kam es zum „Gemeinderats-Come-Back“ auf der von ihm neu gegründeten Liste der „Erligheimer Bürger“.
Sechs Mal wiedergewählt
Die Erligheimer haben Heinz Schütt sechs Mal überzeugend wiedergewählt, zuletzt 2019. Mit beiden Gremien kommt er somit inzwischen auf eine über 40-jährige kommunalpolitische Tätigkeit als Gemeinderat, davon 39 Jahre in Erligheim. Darüber hinaus war er mehr als 30 Jahre als Kreisrat der SPD im Kreistag und habe dabei auch die Anliegen seiner kleinen Gemeinden vertreten.
„Für mich und viele von uns sind Sie ein wahres Phänomen, phänomenal, was Sie bis heute geleistet haben und wie aktiv und interessiert Sie immer noch im Gemeindegeschehen sind“, sagte Schäuffele und betonte Schütts Einsatz für soziale Gerechtigkeit. Er sei jemand, der weniger redet, sondern viel mehr auch tue. Der Bürgermeister nannte zwei Beispiele, als die Gemeinde im Jahr 2015 viele Flüchtlinge aufnehmen musste, habe Schütt einem Afrikaner eine dauerhafte Arbeit in seiner Firma ermöglicht und ihn häufig früh morgens um 6 Uhr nach Bietigheim zur Arbeit mitgenommen. „Sie haben keine Berührungsängste und Standesdenken. 2011 waren Sie mit Ihrer Frau und Tochter Birgit in einer der ärmsten Gegenden Indiens, um für Schulkinder einen Brunnen bohren zu lassen“, so Schäuffele.
Mit seinem beispielhaften Engagement in seiner Heimatgemeinde habe er viele andere motiviert, so etwa bei der Errichtung der Außenanlagen bei der August-Holder-Halle 1974 oder beim Neubau von Sport- und Tennisplätzen. Schäuffele: „Die Gemeinde, der SKV Erligheim und der Tennisclub haben Ihnen Vieles zu verdanken.“
Nach Paragraf 22
der Gemeindeordnung Baden-Württemberg kann Personen, die sich in besonders hohem Maße um die Gemeinde verdient gemacht haben, das Ehrenbürgerrecht verliehen werden. Dieses Ehrenbürgerrecht ist eine reine Ehrenbezeichnung und weder mit besonderen Rechten noch mit besonderen Pflichten verbunden.