Erligheim Zum Abschluss ein zünftiger Kehraus

Von Susanne Yvette Walter
Wolfgang Roth (Mitte) feiert zünftig mit seinen Kollegen mit einem „Abfegen“. Foto: /Susanne Yvette Walter

Nach 33 Jahren lädt am Freitag, den 13. der Erligheimer Kaminfeger-Meister Wolfgang Roth seine Kollegen zum gemeinsamen „Abfegen“ ein. 

Wolfgang Roth liebt Rituale, die seine Zunft der Kaminfeger seit Jahrhunderten pflegt. Zum Abschied aus dem Berufsleben lädt der Schornsteinfeger Kollegen in seinen Bezirk zum gemeinsamen „Abfegen“ ein. Punkt 13 Uhr am Freitag, dem 13., fahren immer mehr schwarze Autos auf den Parkplatz an der Kelter in Brackenheim-Neipperg, wo Wolfgang Roth jeder kennt.

Verbunden mit der Tradition

Viele Jahre kommt der Wahl-Erligheimer zum Fegen ins Zabergäu. Hier fühlt er sich zuhause. Hier kennen ihn die Leute. Für diesen besonderen Nachmittag hat Roth seine treuen Kunden in der Bachgasse von Brackenheim-Neipperg mit ins Boot genommen. Denn rund 40 Kollegen von ihm aus dem ganzen Land stehen ihm bei seinem Gang in den Ruhestand zur Seite und fegen nun genau dort, wo Kollege Roth Jahrzehnte aktiv war. „Anders als in anderen Handwerksberufen sind 97 Prozent der Kaminfeger in Baden Württemberg in ihrer Zunft organisiert. Der Zusammenhalt ist groß. Das heißt: Wenn ein Kaminfeger in einem Bezirk längere Zeit ausfällt, organisieren sich seine Kollegen und übernehmen sein Gebiet“, sagt Roth. Nach dem gemeinsamen „Abfegen“ in Brackenheim-Neipperg geht die ganze schwarz gekleidete Truppe mit den Goldknöpfen in den Erligheimer Besenwirtschaft zum Feiern.

„Zum „Abfegen“ gehört natürlich auch das „Anfegen“, erzählt Roth und erinnert sich an seinen Start ins Berufsleben vor 33 Jahren. Besonders freut sich der Kaminfeger darüber, dass sein Vorgänger im Bezirk, Karl-Heinz Hentschke, den er 2003 abgelöst hat, auch dabei sein kann. Der 84-jährige Grandseigneur hat die alte Leiter mitgebracht und lehnt sie, wie früher an die Hauswand. Natürlich steigt dort heute keiner mehr hinauf. Zwei der Schornsteinfeger beim „Abfegen“ kennt Wolfgang Roth seit der Meisterschule.

Alle tragen ihren Koller, die Jacke des Kaminfegers. Das weiße Mundtuch ist ebenfalls fester Bestandteil der Kluft, wie die Goldknöpfe, die beim großen Schornsteinfegertreffen in Santa Maria Maggiore am Lago Maggiore auch gerne getauscht werden. Roth trägt, weil er das Treffen mit seinen Kollegen in Italien liebt, norwegische und schwedische Knöpfe von Kaminkehrern, die aus ganz Europa kommen. 3200 Gebäude umfasste der Bezirk von Wolfgang Roth.

Unermüdlich war der Erligheimer in Güglinger und Brackenheimer Ortsteilen unterwegs. Wie er dazu kam? „Im Jahr 1985 wurden mit einem Schlag 150 neue Kaminfeger in Baden Württemberg gesucht, wegen einer Veränderung im Umgang mit Gas. Außerdem habe ich eine Schwäbin geheiratet“, erzählt er.

Doch viel früher stellten sich die Weichen, nämlich in der Kindheit des gebürtigen Rheinländers. Seine Eltern hatten nämlich einen Holz-Kohle-Kachelofen. Und Roth hatte drei ältere Brüder und zwei jüngere Schwestern. „Der älteste war immer der Heizer.“ Als die Brüder ausgezogen waren, blieb die Rolle des Heizers an ihm hängen. „Damit war mein Faible für das Feuermachen geweckt“, macht Roth deutlich.  Susanne Yvette Walter

 
 
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