Erntezeit im Kreis Ludwigsburg beginnt Abgeknicktes Getreide im Kreis ist noch zu retten

Von Heidi Vogelhuber
Ein Getreidefeld in Löchgau. Starkregen hat das Getreide plattgedrückt, denn Ähren, Blätter und Stängel werden schwerer, das Gewebe weicht auf und die Halme knicken ab. Verloren ist das Getreide dadurch jedoch nicht. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Eberhard Zucker vom Kreisbauernverband gibt Entwarnung: Das sogenannte Lagergetreide kann trotzdem gemäht werden, braucht aber etwas mehr Aufmerksamkeit.

Streift man derzeit im Kreis umher, mag der aufmerksame Spaziergänger um die diesjährige Getreideernte bangen. Vielerorts hat sich großflächig das Getreide abgelegt, beispielsweise in Löchgau (siehe Foto). Eberhard Zucker, der Vorsitzende des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg, jedoch gibt Entwarnung. Das Getreide, das sich abgelegt hat, nennt man Lagergetreide. Dieser Zustand freue die Landwirte selbstredend nicht, verloren sei die Ernte dadurch jedoch auch nicht.

„Der Mähdrescher muss langsamer fahren“, erklärt Zucker, der selbst Landwirt in Vaihingen ist. Um gut 20 Prozent müsse die Geschwindigkeit reduziert werden, um das Lagergetreide zu mähen. Außerdem muss es entgegen der Richtung, in die es abgeknickt ist, gemäht werden. Problematisch sei dieser Zustand, wenn das Getreide noch nicht trocknen konnte, also noch unreif ist. „Das führt zu Qualitätseinbußen.“ Zurückzuführen ist das Abknicken auf die Starkniederschläge vorletzte Woche. Ist das Feld nur partiell betroffen, sind also regelrechte Löcher zu sehen, waren wahrscheinlich Windböen in Kombination mit starkem Regen am Werk. Betroffen ist vor allem der Weizen, zum Teil jedoch auch die Wintergerste, sagt der Landwirt. Eine andere Möglichkeit für partielles Abknicken der Halme sind auch Überlappungen des Düngers. „Dann ist das Korn größer und damit schwerer und der Halm nicht mehr stabil genug, sodass er umknickt“, klärt Eberhard Zucker auf.

Die Wintergerste sei im Landkreis diese Woche erntereif. Die Haupternte für Sommergerste sowie Weizen könnte nächste Woche sein. Jedoch nur, wenn es am Wochenende nicht gewittert. „Wenn das Wetter so bleiben würde, wie es aktuell ist, also trocken und leicht windig, wäre es optimal für das Getreide“, sagt er. Zu welchem Zeitpunkt geerntet wird, hängt vom Reifegrad des Korn ab. „14,5 bis 15 Prozent Feuchte, dann ist das Korn trocken genug.“ Danach ist direkt das Dreschen möglich. Man könne das Korn auch ernten, wenn es noch feuchter sei, dann jedoch muss es noch getrocknet werden vor dem Dreschen, was teurer sei.

Die wenigsten Landwirte mähen noch selbst. „Nur, wenn man noch einen alten Mähdrescher besitzt. Einen neuen zu kaufen, lohnt sich jedoch nicht, zumindest nicht für kleinere Landwirte“, erklärt Zucker, der seit gut 25 Jahren keinen Mähdrescher mehr besitzt. Ein neueres Modell koste über 200 000 Euro, was sich für einen kleinen Betrieb schlichtweg nicht lohnt. Inzwischen sei es fast üblich, ein Lohnunternehmen zu beauftragen.

In der Regel starten die Unternehmen mit ihren Mähdreschern im Rheintal mit der Wintergerste und arbeiten sich bis in den Schwarzwald vor, um dann erneut im Rheintal mit der Sommergerste sowie dem Weizen fortzufahren und eine zweite Tour zu fahren. „Für mich mäht ein Kollege aus Vaihingen mit“, berichtet der Landwirt. Ein moderner Mähdrescher schafft gut sechs Meter auf einmal, daher gehe das recht zügig. „Ein Hektar wird in etwa 45 Minuten gemäht, wenn alles einwandfrei läuft“, berichtet Zucker.

Rein optisch lasse sich übrigens nicht verlässlich sagen, ob das Getreide reif genug sei. Nach dem ersten Verreibe-Test zwischen den Fingern, bringt der Landwirt eine Körnerprobe zum Müller, der dann mit einem Messgerät den Reifestatus bestimmt. Sichtbare Anhaltspunkte gebe es jedoch: „Wenn bei der Sommergerste die Ähren nach oben zeigen, sind sie noch nicht reif“, verrät der Experte. Die nach unten zeigende Ähre wiederum könnte so weit sein.

Ist das Getreide gemäht, kann es vom Landwirt entweder selbst in Silos eingelagert werden oder es wird beim Landhandel oder einem Müller abgeliefert. „Zum Teil entstehen lange Warteschlangen vor den Abgabestellen“, erklärt Zucker, da ja alle ungefähr zeitgleich das Korn abgeben möchten. „Da können die Nerven schon mal blank liegen bei Landwirten und Müllern. Ich bin jedoch eher entspannt, wahrscheinlich weil ich schon so lange im Geschäft bin“, scherzt der Verbandschef.

Wie die Ernte dieses Jahr ausfällt? „Rein optisch würde ich sagen, besser als letztes Jahr. Sicher lässt sich das jedoch erst nach dem Wiegen sagen“, zeigt sich der Vaihinger optimistisch.

 
 
- Anzeige -