Erwachsenenbildung Besigheim Ein Abend über „die Lutherin“

Von Dietmar Bastian
Monika Bugala berichtet von den Wegmarken von Luthers Frau Katharina. Foto: /Andreas Essig

Ein Katharina-von-Bora-Abend mit der Referentin Monika Bugala aus Vöhringen im Paul-Gerhardt-Haus zeichnet das Bild einer starken Persönlichkeit nach. 

Sie war nicht nur die Ehefrau des großen Reformators Martin Luther, die „Lutherin“, Mutter von sechs Kindern, umsichtige Familienfrau, Stütze und Trösterin ihres Gatten. Sie war auch eine clevere Geschäftsfrau, Heilkundlerin, Bäuerin, talentierte Organisatorin und geistvolle Theologin. „Warum soll eine Frau nicht Geist und Stimme haben?“, soll sie ihren irritierten Mann gefragt haben. Und dabei bewegte sie sich auf dünnem Eis, in einer Zeit, als eine Frau keine eigene Meinung haben, sondern gehorchen sollte, als man sich aufmüpfiger Frauen gerne mithilfe der Inquisition entledigte.

Monika Bugala schlüpft in die Rolle der „Lutherin“

Am Sonntagabend erfuhren die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer von Monika Bugala im Paul-Gerhardt-Haus noch viel mehr über diese mutige und starke Frau. Sie sahen auch mehrere kurze Spielszenen, in denen die Referentin schauspielerisch in die Rolle der „Lutherin“ schlüpfte und sich mit dem fiktiv anwesenden Martinus Luther auseinandersetzte. In einem ersten Teil zeichnete Bugala chronologisch den Lebensweg der 1499 in Lippendorf Geborenen nach, der sie zunächst „zur Erziehung“ in ein Benediktinerinnerinnenkloster nach Brehna, dann in ein Zisterzienserinnenkloster nach Marienthron bei Grimma führte, wo sie, 15-jährig, Novizin wurde und 1515, 16-jährig, ihr Gelübde ablegte.

Es sei primär um die Versorgung des Mädchens gegangen, denn ihre Familie, die einem verarmten sächsischen Adelsgeschlecht angehörte, sei arm gewesen. Die Referentin erzählte vom harten Alltag der jungen Nonne, vom Schweigegebot, von den sieben Pflichtgebeten am Tag und in der Nacht, dem kargen Essen und der harten körperlichen Arbeit.

Positiv sei allerdings gewesen, dass Katharina eine ausgezeichnete Bildung erfahren hätte, ohne die sie später an der Seite Martins wohl nicht so erfolgreich gewesen wäre. Eine Wende habe ihr Leben genommen, als hinter den hohen Klostermauern verbotene Schriften Martin Luthers aufgetaucht seien, die sie und zehn weitere Nonnen regelrecht verschlungen hätten. Insbesondere das „Traktat von der Freiheit eines Christenmenschen“ habe sie ins Mark getroffen. In ihm geht es um das Paradoxon, dass ein Christ frei in allen Dingen, aber zugleich jedermann untertan sei.

Katharina war fasziniert von Luthers „Soli“

Luther begründet dieses Denken mit den zwei Naturen des Menschen: Als innerer, geistlicher Mensch sei er im Glauben vollkommen frei, während er als äußerer, leiblicher Mensch jedermann zu dienen habe. Die fünf reformatorischen „Soli“ (nur Christus, nur der Glaube, nur die Heilige Schrift, nur die Gnade, nur zur Ehre Gottes) seien ihr und ihren Freundinnen nicht mehr aus dem Kopf gegangen.

Und so sind die elf jungen Nonnen in der Osternacht 1523, in leeren Fässern versteckt, aus der Klosteranlage geflohen. Sie trotzten einer drohenden harten Bestrafung, einer Exkommunizierung und gingen einer ungewissen Zukunft entgegen. In Wittenberg sei Katharina erstmals Martin Luther begegnet, dem sie – was zur damaligen Zeit ungeheuerlich gewesen sein muss – einen Heiratsantrag gemacht habe. Er sei ob der Entschlossenheit und Courage der jungen Frau sichtlich beeindruckt gewesen.

Im Juni 1525 kam es zur Eheschließung. Das Leben, das Katharina erwartete, war hart und arbeitsreich. Sie war für die Beschaffung von Geld zuständig. Sie ließ das „schwarze Kloster“, den Wohnsitz der Luthers, renovieren, Öfen und ein Badezimmer einbauen, sie bewirtschaftete Felder und Wiesen, braute Bier, gebar sechs Kinder und hatte zum Mittagessen nicht selten 40 oder 50 Menschen zu verköstigen. Weitere Wegmarken, berichtete Bugala, seien Pestjahre gewesen, wirtschaftliche Sorgen, der Tod zweier Kinder, die Kämpfe ihres berühmten Ehemanns und dessen früher Tod im Jahr 1546.

 
 
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