Erziehung Wenn der Beruf eine echte Berufung wird

Von Michaela Glemser
Andrea Gänger war eine Erzieherin, die ihren Beruf als Berufung sah. Nun geht sie nach 33 Jahren in den Ruhestand. Foto: Michaela Glemser

Andrea Gänger geht nach 33 Jahren im Kindergarten in den Ruhestand.

Der evangelische Kindergarten „Unterm Weinberg“ in Hohenhaslach ist inzwischen ihre zweite Heimat geworden. Seit nunmehr 33 Jahren ist für Andrea Gänger ihr Beruf als Erzieherin eine echte Berufung, denn das Wohlergehen ihrer kleinen Schützlinge ist ihr ein Herzensanliegen. Wenn die 63-Jährige jetzt in den Ruhestand geht, wird sie bei den Kindern, Eltern und ihren Kolleginnen eine große Lücke hinterlassen.

„Ich blicke dankbar auf diese Jahre im Kindergarten zurück, denn ich konnte den Lebensweg so einiger Kinder positiv beeinflussen. Wenn mich ehemalige Schützlinge im Kindergarten besuchen und mit mir ihre Erinnerungen teilen, sind das sehr schöne Momente“, erzählt Gänger. Pfarrer Ernst Misol war es damals, der die junge Hohenhaslacherin angesprochen hat, als sie mit ihrer Tochter zuhause in Elternzeit war. „Im Kindergarten fehlte Personal und so wurde ich zunächst als Vertretungskraft und später als Zweitkraft angestellt“, erinnert sich Gänger, die in Roßwag und Horrheim ihre Ausbildung absolviert hatte. Auch als Gruppenleitung und Sprachförderkraft war sie im Kindergarten „Unterm Weinberg“ in all den Jahren tätig.

Herausforderungen gemeistert

Als im Dezember 2016 die damalige Leiterin des Hohenhaslacher Kindergartens Judith Knöller in den Ruhestand ging, übernahm Gänger für mehr als ein Jahr interimsweise diese Funktion. „Es gab natürlich auch herausfordernde Jahre in meiner Zeit im Kindergarten, wenn Kinder, die schon unterschiedliche Einrichtungen durchlaufen hatten, besondere Aufmerksamkeit nötig hatten, wenn uns Personal fehlte oder die bürokratischen Aufgaben immer mehr wurden“, macht Gänger deutlich.

Doch die Kinder standen bei der Hohenhaslacherin immer im Fokus des Interesses. „In meinen Anfangsjahren kamen 80 Prozent der Kindergartenkinder aus ganz ähnlichen Familiensituationen. Heute gibt es viele unterschiedliche Familienmodelle, auf die wir uns als Erzieherinnen einstellen müssen“, stellt Gänger fest. Dabei gelte es im Kindergarten auch mehr Aufgaben als früher zu übernehmen, da häufig die Grundbedürfnisse der Kinder wie das Erlernen der Sprache oder des Toilettengangs erst in der Kindergartenzeit erfolgen. „Früher hatten wir kaum Wickelkinder, heute ist dies an der Tagesordnung“, schildert Gänger. Gerade aufgrund dieser vielfältigen Anforderungen an die Erzieherinnen ist der erfahrenen Kraft ein guter und enger persönlicher Kontakt zu den Eltern wichtig. „Die Eltern sind heute sehr dankbar dafür, wenn ihre Kinder gut untergebracht sind und die Betreuungszeiten gehalten werden können. Ein gutes Miteinander stand für mich immer im Vordergrund“, unterstreicht Gänger.

Viele schöne Erinnerungen

Mit in den Ruhestand nimmt die engagierte Erzieherin viele schöne Erinnerungen an tolle Sommerfeste im Kindergarten wie in diesem Jahr, als sich die Kleinen für ihre Aufführungen alles selbst erarbeiten konnten und dabei in ihre Lieblingsrollen geschlüpft sind. „Das war zum Abschluss noch einmal richtig toll, denn die Kinder sind an ihrer Aufgabe enorm gewachsen“, so Gänger. Aber auch die Kindergarten-Übernachtungen, die Waldwochen mit den unterschiedlichsten Sinneserfahrungen und die vielen individuellen Begegnungen wird sie nicht vergessen.

„Ich habe in meiner Tätigkeit als Erzieherin so viel von den Kindern zurückbekommen und es war schön zu sehen, wenn der Samen, der gesät wurde, auch tatsächlich aufgegangen ist“, macht Gänger deutlich. Sie freut sich künftig auf mehr Zeit, die sie mit ihrer Familie und vor allem ihren beiden Enkelkindern verbringen kann. Sie will sich aber auch gerne ehrenamtlich in ihrer Heimatgemeinde engagieren und die Kindergartenarbeit weiterhin wohlwollend beobachten und begleiten. „Ich fühlte mich von Gott zu meiner Aufgabe im Kindergarten berufen und er hat mir jeden Tag dafür Kraft geschenkt“, stellt Gänger klar.  Michaela Glemser

 
 
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