Eulenschutz im Landkreis Ludwigsburg Mehr Steinkäuze dank Nisthilfen

Von Uwe Mollenkopf
Ein Steinkauz im Landkreis Ludwigsburg. 2021 hat die Population erneut zugenommen. Foto: Birger Meierjohann

Die Forschungsgemeinschaft zur Erhaltung von Eulen verzeichnet einen zunehmenden Bestand von Steinkäuzen. Das Verschwinden alter Bäume im Kreis Ludwigsburg macht allerdings Sorgen.

Im Jahr 1988 gab es gerade noch acht nachgewiesene Brutpaare von Steinkäuzen im Landkreis Ludwigsburg. Der Rückgang von Hochstammbäumen mit Höhlen, in denen er brüten konnte, und der Flächenverbrauch durch Wohn- und Industriegebiete an den Ortsrändern ließen den Lebenraum des Eulenvogels schwinden. Seither ist es der Forschungsgemeinschaft zur Erhaltung einheimischer Eulen (FOGE) unter Vorsitz von Herbert Keil aber gelungen, den Bestand des Steinkauzes wieder aufzubauen und zu stabilisieren. Auch 2021 entwickelte sich der Steinkauzbestand positiv, so die FOGE in ihrer Bilanz.

Mit insgesamt 392 nachgewiesenen Brutpaaren und 878 beringten Jungvögeln sei 2021 ein weiteres Rekordjahr gewesen, stellt die Biologin Sinja Werner für die Eulenschützer fest. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es noch 315 Brutpaare und 789 Jungvögel gewesen, im Jahr 2019 zählte man 309 Brutpaare und 766 Jungvögel.

Sieben „Naturbruten“

Die Eulenschützer halfen dazu kräftig nach, indem sie die Zahl der Nisthilfen im Kreis von 767 (2020) auf 924 weiter erhöhten. Auffällig war es laut Sinja Werner aber auch, dass sieben „Naturbruten“ gezählt wurden – das sei eine hohe Zahl. Diese Steinkäuze brüteten in Naturhöhlen, in einem Fall auch auf dem Boden unter einem Holzstapel. „Der Landkreis Ludwigsburg scheint also noch immer keine Sättigung an möglichen Steinkauzrevieren erreicht zu haben“, sagt die Biologin.

Zu den Mitstreitern Herbert Keils in der FOGE zählt inzwischen auch Birger Meierjohann, im Beruf Pressesprecher des Freizeitparks Tripsdrill. „An Eulen fasziniert mich ihre verborgene Lebensweise. Manche Arten leben ganz nah am Menschen – dennoch bekommt man die nächtlichen Jäger selten zu Gesicht. Nur wenige Tier können sich den Blicken der Menschen so gut entziehen wie Eulen“, sagt er.

Meierjohann hat innerhalb der FOGE die Teilgebiete Bietigheim-Bissingen, Ingersheim, Freiberg und Pleidelsheim übernommen. Er sei erst 2018 nach Bietigheim gezogen, erzählt er. Als er auf das kreisweite Steinkauz-Projekt der FOGE aufmerksam wurde, habe er dessen Vorsitzenden Herbert Keil kontaktiert. Nachdem er diesen eine Zeitlang begleitet und praktische Einblicke in den Steinkauzschutz erhalten habe, habe ihm Keil angeboten, das Teilgebiet zu übernehmen.

Dazu musste er einen Theoriekurs an der Vogelwarte Radolfzell absolvieren und erhielt 2020 die Genehmigung zur Beringung von Steinkäuzen. Die Beringung ist ein wichtiger Teil der Forschungsarbeit der Eulenschützer. Ende Mai müssen dafür alle Niströhren kontrolliert werden, was Meierjohann in den meisten seiner Gemeinden selbst übernimmt. In Bietigheim-Bissingen ist dafür seine FOGE-Kollegin Martina Wonner zuständig.

Messdaten an Vogelwarte

„Dort, wo gebrütet wird, kommen wir wieder, sobald die Jungvögel mindestens 18 Tage alt sind. Dann erfolgen die Beringung und Vermessung“, berichtet er von der Arbeit der Eulenschützer. Im Herbst würden die Röhren noch einmal überprüft. „Wenn wir einen beringten Altvogel antreffen, kann dabei unter anderem festgestellt werden, woher er stammt und wie alt er ist“, beschreibt er den Sinn der Maßnahme. Alle Ring- und Messdaten werden an die Vogelwarte Radolfzell gemeldet. Neben der brutbiologischen Betreuung fallen jedes Jahr noch viele weitere Arbeitsstunden an, zum Beispiel für das Anbringen von Niströhren, ihre Reparatur und Reinigung.

Die Situation der Steinkäuze in den von ihm betreuten Kommunen schätzt Meierjohann ähnlich ein wie im gesamten Kreis. „Aktuell haben wir im ganzen Landkreis Ludwigsburg eine stabile, beziehungsweise wachsende Steinkauzpopulation.“

Steinkauz braucht kurzes Gras

Das sei allerdings nur bedingt ein Grund zur Freude: Viele alte, höhlenreiche Obstbaumbestände seien schon vor Jahrzehnten der Flurbereinigung zum Opfer gefallen. Die bäuerliche Kulturlandschaft werde weiterhin durch Neubaugebiete, Industrie und Infrastrukturprojekte zerschnitten. Zudem habe die Dürre der letzten Jahre den Zustand der verbliebenen Streuobstwiesen weiter verschlechtert. Hinzu komme, dass gebietsweise kaum neue Bäume gepflanzt und gepflegt würden. „Ohne künstliche Nisthilfen würde der Steinkauz-Bestand daher auf inselartige Vorkommen schrumpfen und schließlich ganz zusammenbrechen“, erklärt Birger Meierjohann.

Auch die Nahrungssituation sei nicht überall gut, da Steinkäuze Bodenjäger sind. Durch Weidehaltung kurz gehaltene Grasflächen seien dafür optimal, aber immer seltener zu finden. „Dort, wo das Gras im Frühjahr zu hoch steht, ist es für den Steinkauz nicht einfach, seine Brut zu ernähren“, sagt der Experte. 

 
 
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