Ex-Löchgauer im Porträt Terry Asare will hoch hinaus

Von Sebastian Klaus
Auf und davon zieht Terry Asare hier noch im Trikot des Landesligisten FV Löchgau. Nun will der 23-jährige Flügelflitzer auch in der Oberliga durchstarten.⇥ Foto: Alexander Bertok

Der ehemalige Flügelspieler des Landesligisten FV Löchgau will nun beim Oberligisten 1. CfR Pforzheim durchstarten. Und der 23-Jährige setzt sich noch größere Ziele.

Vor wenigen Wochen tat Terry Asare wieder einmal das, was er in der letzten Saison schon des Öfteren getan hatte. Der 23-jährige Fußballer umkurvte im Strafraum ein paar Gegenspieler wie Slalomstangen und netzte dann aus spitzem Winkel für seine Farben ein. So weit, so gut. Nur spielte Asare, der in den letzten vier Jahren die rechte Seite des FV Löchgau beackert hatte, da nicht mehr für den Landesligisten, sondern zwei Ligen höher in der Oberliga beim 1. CfR Pforzheim. Und der Gegner in der Vorbereitung war auch keinesfalls Laufkundschaft, als vielmehr kein Geringerer als der Regionalligist SG Sonnenhof Großaspach.

Längste Zeit in Löchgau

Bereits im Winter hatte sich der Wechsel nach Pforzheim angebahnt, erzählt der gebürtige Stuttgarter mit ghanaischen Wurzeln im Gespräch mit der BZ. So lange wie in Löchgau hatte es die in Pforzheim kurzerhand zum rechten Außenverteidiger umgemodelte eigentliche Offensivkraft noch bei keinem Klub ausgehalten. Kurzstationen beim FC Viktoria Backnang und der 1.FC Normannia Gmünd stehen sonst noch im Lebenslauf Asares. Mit 18 Jahren hatte der unerfahrene Außen dann als Probespieler beim FVL vorgespielt und war entgegen aller Wahrscheinlichkeit auch genommen worden. „Eigentlich war unser Kader damals schon voll“, erinnert sich Thomas Herbst, Asares Trainer aus Löchgauer Tagen. Doch am Ende habe man das Potenzial des Flügelflitzers erkannt, sagt Herbst.

Bereut haben dürfte der Coach seine Entscheidung, Asare eine Chance zu geben, allerdings häufig. Denn die ersten Gehversuche des Stuttgarters, im organisierten Fußball durchzustarten, waren alles andere als eine klassische Erfolgsgeschichte. „Seine ersten drei Jahren bei uns verliefen sehr durchwachsen, da war die Qualität einfach noch nicht so da“, sagt Herbst offen und ehrlich. „Bei ihm hat es etwas länger gedauert. Er musste erst lernen, einfach zu spielen. Es geht nicht, dass man immer versucht wie Cristiano Ronaldo fünf Gegenspieler ausdribbeln zu wollen.“ Viele Gespräche und Überzeugungsarbeit habe es gebraucht, bis Asare seine unbestreitbar vorhandenen großen Fähigkeiten dann auch regelmäßig in den Dienst der Mannschaft gestellt hatte, erklärt Herbst. „Ich habe ihn immer auch auf seine Pflichten in der Defensive hingewiesen, was er dann schließlich auch verstanden hat. Aber es war ein langer Prozess mit vielen Höhen und Tiefen“, sagt Asares Ex-Coach.

Guter Start in Pforzheim

Wesentlich besser als in Löchgau verlief der Start für Asare dagegen in Pforzheim, wo er nun wieder zusammen mit seinem ehemaligen Löchgauer Mitspieler Jonas Engler in einem Team spielt. In den Vorbereitungsspielen kristallisierte sich bereits heraus, dass der 23-Jährige auch beim Oberligisten gesetzt sein dürfte – wenn auch auf der ungewohnten Position in der Defensive. „Ich genieße das Vertrauen des Trainers und des Vereins“, gibt sich Asare optimistisch.

Überrascht von seinem guten Auftritt gegen den Regionalligisten aus Aspach war er allerdings nicht: „Es ist ein großer Sprung von der Landes- in die Oberliga, doch ich habe ihn mir immer zugetraut.“ Schließlich hatte er schon mit Löchgau Freundschaftsspiele gegen Oberligisten bestritten. „Da habe ich gemerkt, dass ich gegen die mithalten kann.“ Für den Wechsel habe er dann nur noch den richtigen Moment abwarten wollen, sagt Asare. Und auch Thomas Herbst bestätigt dies: „Er hat mit offenen Karten gespielt und mich früh kontaktiert.“

Asares gutes Standing im neuen Klub dürfte auch damit zusammenhängen, dass Pforzheims Sportdirektor Giuseppe Ricciardi große Stücke auf den 23-Jährigen hält. Der Ex-Profi, der vor seinem Engagement in Pforzheim als Sportlicher Leiter beim Oberligisten SSV Reutlingen gearbeitet hatte, hatte Asare schon für seinen Ex-Klub ins Visier genommen. „Eigentlich hatte ich ihn schon sicher in Reutlingen, denn fertige Spieler kann schließlich jeder verpflichten. Doch dann habe ich ihm doch geraten, lieber noch ein Jahr mit dem Wechsel in die Oberliga zu warten“, sagt der gebürtige Tübinger. Und ergänzt: „Terry ist ein guter Junge, der die richtige Mentalität mitbringt.“

Großes Pensum

Doch auch wenn sich Asare in Pforzheim augenscheinlich auf einem guten Weg befindet, ganz so einfach dürfte die neue Herausforderung für den Rechtsfuß nicht werden. Vor allem, weil der Zeitaufwand in der Oberliga ein ganz anderer ist als noch in Löchgau.

Viermal die Woche pendelt Asare zusammen mit weiteren Teamkollegen aus Stuttgart mit dem Auto zum Training nach Pforzheim. Ganz nebenbei holt das zweitjüngste von sechs Geschwistern noch sein Abitur nach und modelt gelegentlich. An der Zuversicht des Stuttgarters, sich in der Oberliga – und wer weiß, möglicherweise sogar noch höher – durchzusetzen, ändert das Riesenpensum allerdings nichts. „Erstmal zählt nur die Oberliga. Aber schauen wir mal, wohin der Weg noch führt. Ich traue mir auch die Dritte Liga zu, wenn alles optimal läuft vielleicht sogar die Zweite.“

Doch auch wenn träumen natürlich erlaubt ist, warnt Thomas Herbst aus der Distanz auch aufgrund des für Fußballer schon recht fortgeschrittenen Alters seines Ex-Schützlings vor zu hohen Erwartungen. „Wenn Gegner wie Freiberg, die Stuttgarter Kickers oder auch Nöttingen kommen, muss es sich erst zeigen, ob er auch in der Defensive das Zeug für die Oberliga hat“, sagt der Coach. Doch nicht nur das. „Ich traue es Terry aber auf jeden Fall zu.“

 
 
- Anzeige -