Ex-Riese steht im Final Eight der Champions League Harris will den großen Wurf

Von Sebastian Klaus
Mit seinem neuen Klub Casademont Zaragoza steht der Ex-Riese Elias Harris im Final Eight der Champions League. Da soll im Mai der Titel her.⇥ Foto: isslerimages via www.imago-images.de

Bei den Riesen Ludwigsburg war er ein absoluter Leistungsträger, doch auch mit seinem neuen Klub sorgt Elias Harris in der Königsklasse für Furore.

Seine Zeit in Ludwigsburg war kurz, aber eindrucksvoll. Nach nur elf Spielen und einem stolzen Schnitt von 15,6 Punkten pro Begegnung hatte der erst Ende September 2020 von den MHP Riesen verpflichtete Elias Harris von einer Ausstiegsklausel Gebrauch gemacht und den Bundesliga-Spitzenreiter Anfang Januar in Richtung Spanien verlassen. In der wohl besten Liga Europas wollte sich der ehemalige Spieler der L.A. Lakers einen „Traum erfüllen“, wie er bei seinem Abschied aus Ludwigsburg mitteilte, und noch einmal angreifen. Und das scheint dem 31-jährigen Routinier auch tatsächlich zu gelingen: Mit seinem neuen Klub Casademont Zaragoza qualifizierte sich Harris am vergangenen Wochenende für das Final Eight der Champions League. Der Ex-Ludwigsburger spielte dabei eine tragende Rolle. Beim 90:71-Heimsieg gegen den tschechischen Vertreter ERA Nymburk legte Harris 17 Punkte auf, traf dabei jeden seiner neun Freiwürfe und erzielte zudem drei Rebounds sowie zwei Assists.

Bei seiner Ankunft in der aragonischen Hauptstadt Saragossa traf Harris mit seinem Nationalmannschaftskollegen Robin Benzing auf einen alten Bekannten. Bereits im Alter von 14 Jahren hatten sich die beiden kennengelernt und in diversen Jugend-Auswahlen und später der A-Nationalmannschaft gemeinsam für Furore gesorgt.

Auch dank Benzings tatkräftiger Mithilfe macht Harris in der spanischen Liga ACB genau da weiter, wo er mit Ludwigsburg aufgehört hatte. In der Liga weist der absolute Teamplayer einen Punkteschnitt von 14,2 bei durchschnittlichen 24,2 Minuten Spielzeit auf. Und auch in allen sechs Einsätzen für Zaragoza in der Champions League hat der Big Man zweistellig gepunktet, durchschnittlich kommt Harris in 21,5 Minuten auf 13,8 Punkte und 3,8 Rebounds.

Doch bis Harris seinen Traum in Spanien leben konnte, war es ein weiter Weg. 2009 war der bei den Baskets Speyer ausgebildete Harris, dessen amerikanischer Vater einst als Soldat nach Deutschland gekommen war, in die USA gegangen, um am College Basketball zu spielen. 2013 wurde der damals 24-Jährige vom NBA-Überteam Los Angeles Lakers unter Vertrag genommen. An der Seite von Größen wie Kobe Bryant oder Steve Nash kam Harris zu zwei Einsätzen, bevor er den Verein kurz vor dem Ende seiner Probezeit wieder verlassen hatte, um sich in Deutschland Brose Bamberg anzuschließen.

Fünf Titel mit Bamberg

Nach fast sieben Jahren inklusive drei Meisterschaften und zwei Pokalsiegen hatte Harris die Freak City Bamberg im vergangenen Sommer in Richtung Ludwigsburg verlassen, nachdem sein Vertrag bei den Oberfranken nicht mehr verlängert worden war. Zuvor hatte es Unstimmigkeiten zwischen dem Verein und Harris gegeben, nachdem Bamberg seinem Kapitän vorgeworfen hatte, sich als einziger Brose-Profi geweigert zu haben, aufgrund der Corona-Pandemie freiwillig auf die Hälfte seines Gehalts zu verzichten.

Keinen unwesentlichen Anteil, einen Hochkaräter wie Harris überhaupt in die Barockstadt lotsen zu können, dürfte dabei der Assistenztrainer der Riesen, David McCray, gehabt haben. 1996 hatten sich Harris und McCray in Speyer beim Training von Harris Vater mit der Altherrenmannschaft kennengelernt. Und obwohl McCray den drei Jahre jüngeren Harris zunächst kaum hatte mitspielen lassen, wie Letzterer im Riesen-Podcast „Alles für Gelb“ verriet, entwickelte sich zwischen den beiden Basketballern eine Freundschaft, die bis heute anhält. Verhindern konnte allerdings auch McCray nicht, dass Harris Ludwigsburg zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern nach nur wenigen Monaten wieder verließ, um bei Zaragoza anzuheuern.

„Ich danke Ludwigsburg für die tolle Zeit. Ich wurde vom ersten Tag an von jedem innerhalb der Organisation mit offenen Armen aufgenommen und habe es hier mit meiner Familie wirklich genossen“, hatte Harris bei seinem Abschied gesagt. „Ich danke Coach John Patrick und der Mannschaft, dass ich so viele Freiheiten in meinem Spiel genießen konnte wie schon lange nicht mehr. Trotz des Abschieds glaube ich, dass die Mannschaft exzellent aufgestellt ist. Ich werde aus Spanien alle Spiele weiter mitverfolgen“. Und aus der Distanz sah Harris, wie die Riesen nach seinem Abgang nicht etwa einbrachen, sondern auch ohne ihn die Tabellenführung in der Bundesliga verteidigten.

Ähnlich wie die Riesen hat auch Harris mit seinem neuen Klub noch einiges vor. Zunächst einmal den Gewinn der Champions League Anfang Mai. Und dann? Darauf hatte Harris schon vor einigen Jahren in einem Podcast die Anwort gegeben: „Ich werde fahren, bis der Tank leer ist.“

 
 
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