Interview mit Ex-Steelers-Trainer Kangasalusta schwärmt von besonderen WM-Momenten

Von Andreas Eberle
Der ehemalige Bietigheimer DEL-Trainer Pekka Kangasalusta zeigt die Silbermedaille, die er mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Eishockey-WM gewonnen hat. Foto: Imago/Newspix24/Tomi Hänninen

Der ehemalige Steelers-Coach Pekka Kangasalusta spricht im BZ-Interview über WM-Silber mit dem deutschen Eishockey-Team, seinen persönlichen Topspieler und seine Backkünste.

Als Assistenztrainer hat der Finne Pekka Kangasalusta (45) zu einem historischen Erfolg der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft beigetragen: dem zweiten Platz bei der Weltmeisterschaft in Finnland und Lettland. Im Interview spricht der Ex-Coach der Bietigheim Steelers über den Überraschungscoup, seine Rolle im Trainerteam unter Harold Kreis und das Erfolgsgeheimnis der DEB-Auswahl.

Wo erwische ich Sie denn gerade in Finnland am Handy?

Pekka Kangasalusta: Ich habe für Donnerstagabend einige Freunde und die Familie eingeladen, um mit ihnen den Gewinn der Silbermedaille zu feiern. Aktuell bin ich in der Küche und backe Schokoladenkuchen. Das ist meine Art, mich von so einem Turnier zu erholen. Beim Backen ist die Küche allein mein Revier. Dabei darf mich nicht mal meine Frau stören. Von diesem Hobby wissen aber bisher nicht viele Leute (lacht).

Haben Sie schon verinnerlicht, was Sie und das deutsche Team bei der WM vollbracht haben?

Um ehrlich zu sein, habe ich das alles noch nicht realisiert. Für Eishockey-Deutschland ist die Silbermedaille historisch. Ich bin natürlich schon noch etwas enttäuscht über das verlorene Finale, denn wir hatten auch da eine Chance. In drei Wochen werden wir aber alle glücklich über unser Abschneiden sein. Niemand von uns hat so einen Erfolg erwartet. Wir haben mehr erreicht, als wir zu träumen gewagt hätten.

Was bedeutet Ihnen persönlich die Vizeweltmeisterschaft?

Sehr viel, ich kann das kaum in Worte fassen. Ich war als ausländischer Coach im Trainerteam der deutschen Nationalmannschaft, und das Turnier fand in meiner Heimatstadt Tampere in meinem Heimatland statt – das sind außergewöhnliche Umstände. Meine Freunde und die Personen in meinem Umfeld können wahrscheinlich gerade besser einschätzen, was wir mit der Mannschaft Großes erreicht haben, als ich selbst.

Wo werden Sie Ihre Silbermedaille aufbewahren?

Das ist noch nicht entschieden, aber sie verdient einen besonderen Platz in unserem Haus – und ich hoffe, dass in der Zukunft auch noch einige Medaillen dazukommen. Wenn später die Gäste da sind, trage ich die Silbermedaille vielleicht sogar um den Hals. Meiner knapp zweijährigen Enkeltochter haben wir sie auch schon umgehängt. Als ich vor einem Jahr mit Slovan Bratislava die slowakische Meisterschaft gewonnen habe, habe ich ihr damals die Goldmedaille geschenkt. Vielleicht bekommt sie die WM-Medaille ja eines Tages auch.

Was war das Erfolgsgeheimnis der DEB-Auswahl?

Es hat etwas gedauert, bis wir als Team zusammengewachsen sind. In der Woche vor dem WM-Auftakt haben wir nach dem letzten Test in München noch fünf Spieler gewechselt. Die Mannschaft hat sehr hart gearbeitet, und alle haben an einem Strang gezogen. Auch nachdem wir die drei ersten Spiele trotz guter Leistung verloren hatten, haben wir an uns geglaubt. Mit dem ersten Sieg gegen Dänemark – ein absolutes Druckspiel für uns – ist der Ballast abgefallen und wir konnten frei aufspielen. Im Viertelfinale gegen die Schweiz und im Halbfinale gegen die USA konntest du dann förmlich spüren, dass die Mannschaft bereit ist und diese Spiele gewinnen würde. Alle wollten gemeinsam als Team etwas erreichen, es gab keinen Überflieger.

Wenn Sie sich nun aber doch auf einen deutschen Profi festlegen müssten – wer war für Sie der Spieler des WM-Turniers?

Nico Sturm. Er hat ein exzellentes Turnier bestritten, wichtige Tore für uns erzielt und im Powerplay eine Schlüsselrolle gespielt. Er ist jeden Tag und in jeder Situation extrem professionell und hat das auch im Nationalteam vom ersten Tag an vorgelebt. Ich habe in meiner Karriere schon viele Spieler gesehen. Nico ist einer der Jungs, die am härtesten arbeiten. Wir wissen jedoch alle, dass wir viele starke Spieler mit Führungsqualitäten und Talent haben – wie Moritz Müller oder Moritz Seider.

Inwiefern hatten Sie am Turnierort Tampere einen Heimvorteil?

Für das Team Deutschland war es von Vorteil, dass ich bei kleinen Dingen helfen konnte. Denn ich kenne ja so ziemlich jeden in dieser Stadt und spreche die Landessprache. Von einem Heimvorteil für mich persönlich würde ich nicht reden. Es war aber schön, dass mir die Familie so nah war. Zwei meiner Töchter haben sogar ebenfalls in der Arena gearbeitet: Iris, die jüngste, war für einen Sponsor im Einsatz. Sie stand nach dem Finale mit uns auch auf dem Eis – als sie dem lettischen Torhüter Arturs Silovs die Medaille für den besten Goalie überreicht hat. Und meine zweitälteste Tochter Ella hat die Auszeichnungen nach den einzelnen Spielen vergeben, darunter auch die Bronzemedaillen an die lettischen Spieler. Auch nach dem Sieg Finnlands gegen uns war sie mit mir auf dem Eis, als die finnische Hymne gespielt wurde. Das waren schon besondere Momente.

Wie war die Zusammenarbeit mit Bundestrainer Harold Kreis?

Ich mag ihn sehr, Harry ist ein richtiger Gentleman, eine sehr angenehme Person und ein sehr guter Trainer. Er gibt viel Verantwortung an seine Assistenten ab und ihnen Spielraum bei der Arbeit. Wir haben viel miteinander kommuniziert, er hat uns sehr vertraut. Auch den Spielern hat er Freiräume zugestanden, er konnte aber auch mal streng sein. Harry hat eine super Atmosphäre im Team geschaffen. Das kannst du nicht besser machen. Auch als wir verloren haben, ist er immer positiv und besonnen geblieben.

Welche Aufgaben hatten Sie im deutschen Trainerteam?

Während des Spiels war ich für die Stürmer und das Powerplay zuständig, Alex Sulzer hat mit der Verteidigung und am Penaltykilling gearbeitet, Sebastian Elwing mit den Torhütern. Und Harry stand über allem – und hatte den besten Zuschauerplatz in der Arena, wie er selbst immer gescherzt hat. Es hat super funktioniert.

Ist es nicht frustrierend, wenn immer nur der Chefcoach im Rampenlicht steht?

Nein, gar nicht. Harry hat die Anerkennung verdient, und ich bin sehr glücklich, dass ich Teil seines Trainerteams sein durfte. Ich habe mich von ihm, den anderen Trainern und den Spielern voll respektiert gefühlt, meine Arbeit wurde von allen geschätzt. Das ist das Wichtigste für mich – und wichtiger, als in der Zeitung zu stehen.

Ist es möglich, dass Sie auch künftig Co-Trainer der DEB-Auswahl bleiben – neben Ihrem Engagement als Assistenzcoach bei Red Bull München?

Darüber haben wir noch nicht gesprochen. Ehrlich gesagt habe ich mir über diese Frage auch noch gar keine Gedanken gemacht. Das Turnier war sehr hektisch, wir waren alle sehr beschäftigt. DEB-Sportdirektor Christian Künast wird aber noch mit jedem von uns Feedback-Gespräche führen. Unabhängig von einem etwaigen Interesse des Verbands ist aber ausschlaggebend, was mein neuer Klub München darüber denkt.

 
 
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