Exponate aus ehemaligem Weinmuseum in Asien Alte Wengert-Gerätschaften in chinesischem Shopping-Dorf

Von Mathias Schmid
Das größte Exponat aus dem ehemaligen Weinmuseum Horrheim, das in China eine neue Heimat findet, ist dieser Leiterwagen mit Holzfass, der früher zur Schädlingsbekämpfung diente. ⇥ Foto: Stadt Vaihingen

Für eine Einkaufsstadt nahe Shanghai kaufte ein Investor rund 50 historische Exponate. In Horrheim war man froh, den Fundus verkleinern zu können.

Die Anfrage aus dem Reich der Mitte kam genau zum richtigen Zeitpunkt: Für eine Einkaufsstadt wollte ein chinesischer Investor Exponate aus dem ehemaligen Weinmuseum in Horrheim erwerben. Das Museum war vor rund einem Jahr geschlossen worden. Seither wurden die Ausstellungsstücke zwischengelagert. Demnächst hätte sich die Stadt aber wohl einen neuen Platz – oder eine Entsorgungsmöglichkeit – suchen müssen. Stattdessen finden jetzt rund 50 Exponate aus dem Horrheimer Weinmuseum in China einen neuen Platz.

Abgewickelt wurde der Deal über eine in Deutschland aufgewachsene Chinesin, die in Düsseldorf wohnt. Die meldete sich Anfang des Jahres bei Horrheims Ortsvorsteherin Anita Götz und fragte, ob denn Exponate aus dem ehemaligen Museum zum Verkauf stünden. Diese sollten über die Mittelsfrau nach China transportiert und dort in einem deutschen Weinmuseum ausgestellt werden. Dieses Museum ist Teil einer „deutschen Stadt“, die wiederum Teil eines 72 Hektar großes Einkaufszentrums in der Nähe von Shanghai ist. Dort wird Markenkleidung aus der ganzen Welt verkauft.

Götz berichtet: „Die Dame hat wohl im Internet gestöbert und dort gelesen, dass unser Weinmuseum aufgelöst wurde.“ Die Ortsvorsteherin war sogleich angetan von der Idee. Schließlich stellte sich in Horrheim ohnehin die Frage: Wohin mit dem alten Kram? Denn dieser ist seit einem Jahr raus aus der Kelter, die renoviert und jetzt als Veranstaltungs-Location genutzt wird. „Die Chinesen wollten so viel wie möglich haben“, erinnert sich Götz. Da waren sie in Horrheim genau richtig.

Götz schaltete die Ortschaftsräte Volker Stephan und Dieter Faigle ein. Stephan machte Fotos von allen Exponaten, schickte sie nach Düsseldorf und verhandelte über die Preise. Einen vierstelligen Betrag habe der Investor letztlich für rund 40 bis 50 Exponate bezahlt, erzählt der Hobby-Fotograf.

Kürzlich fuhr dann der Lkw vor, die beiden Ortschaftsräte halfen beim Verladen – und nun ist alles auf dem Weg nach China. Verschifft werden jetzt zahlreiche kleinere Dinge wie Weinberghauen, Blasebalge oder Rückenspritzen, aber auch größere Exponate wie Pressen. „Das größte Exponat ist ein Leiterwagen mit einem Holzfass, in dem früher die Spritzbrühe angerührt und in den Weinberg hochgefahren wurde“, erzählt Stephan. „Was wir noch nachschicken, sind Bilder mit historischen Motiven zum Weinbau“, ergänzt Götz.

Problematische Entsorgung

„Die Anfrage ist wirklich genau zur richtigen Zeit gekommen. Sonst hätte die Stadt das Problem gehabt: Wie entsorgt sie diese Dinge?“, betont auch Stephan. Denn der Privatraum, in dem die Dinge bisher standen, hätte demnächst geräumt werden sollen. Und die Entsorgung hätte zum Problem werden können: „Viele Dinge sind aus dem Bereich chemischer Pflanzenschutz. Da sind überall Rückstände. Das riecht jetzt noch nach Kupferkalkbrühe“, sagt Stephan. „Davon geht bestimmt keine Gefährdung aus. Aber ich wäre gespannt, was die AVL dazu gesagt hätte.“ Statt auf den Müll kommen sie nun an einen neuen Ort – an dem sie vielleicht auch wieder beachtet werden. „Das Weinmuseum Horrheim gab es über Jahrzehnte. Aber ehrlich gesagt hat es am Schluss keinen Menschen mehr interessiert“, sagt Stephan.

Ein Exponat, das die Chinesen gerne gehabt hätten, rückte die Stadt Vaihingen nicht heraus: eine alte Küferwerkstatt. Diese wird nun in Vaihingen eingelagert und soll dort für ein mögliches gesamtstädtisches Weinmuseum aufgehoben werden. Mit oben drauf gab es nach China dafür ein Weinpaket von Dieter Faigles Weingut. Ob sich daraus ein neuen Export-Geschäft entwickelt? „Ich hätte nichts dagegen, wenn zukünftig Horrheimer Wein in China präsentiert werden würde“, scherzt Götz. Auch einen Besuch einer schwäbischen Delegation in der chinesischen Shopping-Stadt, genannt Imporium City hält sie für möglich. „Bis jetzt ist aber noch nichts geplant.

Info Eindrücke von Imporium City, wenn auch nur auf Chinesisch, gibt es online.

www.imp-city.com

 
 
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