Faber im Scala in Ludwigsburg Von wilden Feiern und ruhigen Tönen

Von Heidi Vogelhuber
Der Schweizer Künstler Faber bot seinem Publikum am Freitagabend im Scala in Ludwigsburg mit seiner achtköpfigen Band ein intimes und persönliches Konzert. Foto: /Martin Kalb

Ein einzigartiges Konzert bot der schweizer Musiker Faber dem Publikum des ausverkauften Scala in Ludwigsburg am Freitagabend. Viel Professionalität traf auf die Intimität eines Proberaum-Konzerts.

Seit jeher ist live spielen mein Allerliebstes“, kündigte der Schweizer Singer-Songwriter Faber vorab seine Tour „Addio“ an. Und das hat Julian Pollina, wie der 30-Jährige mit bürgerlichem Namen heißt, am Freitagabend im Scala in Ludwigsburg seinen Fans bewiesen.

Ja, Fans. Denn von Publikum konnte in dem restlos ausverkauften Kulturladen im Herzen der Barockstadt schon gar nicht mehr gesprochen werden. Textsicherheit ist eine Untertreibung für das, was die Anwesenden ihrem Star boten. Selbst die noch nicht veröffentlichten Songs vom neuen Album „Addio“, das am 7. Juni auf den Markt kommt, wurden lautstark mitgesungen. Das ist möglich, da die Tourtickets ausschließlich im Bundle mit der Vinylplatte über den Online-Shop von Faber erhältlich waren und die Anwesenden sich offenbar intensiv eingehört hatten.

Neun Musiker auf der Bühne

Was seine Fans ihm gaben, erwiderte er mit Inbrunst. Ohne Vorband stieg der Musiker mit seiner herausragenden „Goran Koc y Vocalist Orkestar Band“, die bei dieser Tour noch durch vier weitere Musiker erweitert wurde, direkt ein. Mit den ersten Augenblicken der „Addio“-Ouvertüre ließen die acht keinen Zweifel daran, dass sie nur so strotzen vor Musikalität. Jede Note saß, jeder wusste, was zu tun war. Sie ließen die Musik fließen und Faber setzte mit seinem markanten, rauchigen Gesang das I-Tüpfelchen auf den Klangteppich aus Schlaginstrumenten, Posaune, Geige, Bratsche, Cello, Gitarren, Keyboard und Backgroundgesang. Jeder Musiker beherrschte mehrere Instrumente und setzte sie passend ein. Posaune spielen und nebenher die Bass Drum mit dem Fuß bedienen? Kein Problem für Tillmann Ostendarp. Mel D überzeugte nicht nur durch ihren glasklaren Gesang, auch spielte sie E-Gitarre, schwang den Schellenkranz und animierte durch ihre Leichtigkeit auch das Publikum es ihr gleichzutun und mitzutanzen.

Brandneue Songs wie „Du kriegst mich nicht“, „Sie ist wieder in der Stadt“ und „Temptation Island“ waren wie marmoriert durch ältere Songs wie „Es könnte schöner sein“, „Sag mir wie du heisst Part 1“, „Jung und dumm“ sowie „In Paris brennen Autos“. Sie schmiegten sich aneinander und bildeten eine Einheit, die sich in gut zwei Stunden langsam entfaltete und sich dem begeisterten Publikum präsentierte.

Ältere Stücke wurden durch neue Rhythmen und leicht abgeänderte Gesangsmelodien zu neuen Live-Werken. Das Spiel aus Licht, Farbe und Schatten ließ die Atmosphäre immer wieder neu aus dem Dunkeln erwachsen. Glühbirnen auf hüfthohen Ständern versprühten ein warmes Licht, das an ein Jazz-Konzert der 1930er-Jahre erinnerte. Dazu ertönten kubanische Klänge, dominiert von Posaune und Percussion. Später erzeugte der Einsatz des Stroboskop-Lichts bei „Nie wieder“ das Gefühl einer Disco-Nacht in Trance. Bei „Ihr habt meinen Segen“ wiederum stand Faber mit seiner halbakustischen Gitarre alleine im Lichtkegel.

Laute und leise Töne

„Man hat die Feiern, aber diese ruhigen Töne genieße ich so“, lobte Faber sein Publikum, dass „das auch funktioniert mit euch“. Nach gut zweistündigem Programm, ausgiebigen Zugaben und dem zu guter Letzt frenetisch vom Publikum eingeforderten „Tausendfrankenlang“, ermöglichte der Musiker aus Zürich seinen Fans etwas, was man so wohl selten erlebt: „Wir sind mit unserem Teil durch und haben noch 20 Minuten“, forderte Faber die Fans auf, sich noch Songs zu wünschen. Die vier neuen Musiker seiner Band kannten gar nicht alle, „ist nicht so schwer“, redete Faber ihnen gut zu, und es bot sich eine intime Proberaum-Situation. Die Band spielte mit oder tanzte, die Musik wurde spürbar zelebriert. So entließ Faber sein Publikum mit „Highlight“, „Die Tram ist leer“, „Top“ und „Widerstand“ aus dem Konzert. Wünsche blieben an diesem Abend wohl keine offen.

 
 
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