Fahrplanwechsel bringt Ärger in Kirchheim, Walheim und Besigheim „Ein Ärgernis hoch zehn“

Von Uwe Deecke
Drei Verbindungen zwischen Kirchheim, Walheim und Besigheim am frühen Morgen sollen gestrichen werden. ⇥ Foto: Martin Kalb

Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember fallen für Kirchheim, Walheim und Besigheim drei Verbindungen am Morgen weg.

Mit dem Wechsel des Fahrplans sollen die Regionalexpress-Verbindungen 8 der Frankenbahn für Pendler aus Würzburg verbessert werden, dafür halten die Züge nun um 6.29, 6.59 und 7.35 Uhr nicht mehr in Besigheim, davor auch nicht in Walheim oder Kirchheim. Grund ist die angestrebte Zeitersparnis für Pendler aus dem Norden.

„Wir halten das für eine fatale Fehlentscheidung“, bewertet Besigheims Bürgermeister Steffen Bühler den Plan, drei wichtige Pendlerzüge einfach einzustellen. Dies bringe keineswegs die behauptete Zeitersparnis für die Züge, sondern schade den vielen Pendlern. Fraglich ist für ihn auch, wie viele Menschen etwa aus Würzburg oder Lauda nach Stuttgart pendeln.

Für Bühler ist die Maßnahme völlig „aus der Zeit gefallen“, angesichts der Bemühungen um den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die Stadt selbst tue alles, um ihn zu stärken und richte beispielsweise das Stadtticket ein, das Land hingegen tue nun das glatte Gegenteil. „Wir werden an das Verkehrsministerium schreiben“, kündigt der Besigheimer Rathauschef an. Er sehe morgens die großen Mengen an Pendlern, die am Bahnhof warten und nun aufgrund weniger Pendler von weither benachteiligt würden. Es sei ein Tiefpunkt der ÖPNV-Politik des Landes, sagt Bühler, und man sei auch nicht vorgewarnt worden.

Passt nicht zur Verkehrspolitik

Dass die betroffenen Züge hauptsächlich in Lauda oder Heilbronn starten, mache die Argumentation des Landes fragwürdig, sagt Kirchheims Bürgermeister Uwe Seibold. „Wer immer sich das hat einfallen lassen: Das geht gar nicht und ist ein Ärgernis hoch zehn“, bewertet er die Umstellung. „Es passt nicht zur Verkehrspolitik, die man betreiben will“, sagt der Kirchheimer Schultes, der in Sachen Bahn leidgeprüft ist. Dass es ausgerechnet ein grünes Verkehrsministerium ist, das diesen Fahrplan beschließe, sei ihm unverständlich. Nun sei wieder das Auto gefragt, mit dem Pendler sich dann in den Stau begeben. „Es scheint, als würden die Planungen des Landes in Bietigheim aufhören“, beklagt Seibold. Er hätte sich eine Verlängerung des S-Bahn bis nach Kirchheim gewünscht, was aber anders entschieden wurde.

Die Umstellung bringe zudem überhaupt keine Zeitersparnis, man sei zur gleichen Zeit in Stuttgart wie bisher, und die Züge hätten nun längere Haltezeiten etwa in Heilbronn, ist Uwe Seibold überzeugt. Vom Land sei eine Taktverdichtung zugesagt worden, die nun für die drei Kommunen wegfalle – mindestens bis Juni, so lange wie der Fahrplan gilt.

Ein überzeugter ÖPNVler, der bisher die neuen Go-Ahead-Züge nutzte, ist Thomas Pulli, der als Stadtrat das Bündnis Mensch und Umwelt in Besigheim vertritt. „Für Pendler ist es eine absolute Katastrophe“, sagt der Besigheimer, der in Stuttgart arbeitet. Züge zu streichen, die bisher voll oder sogar überfüllt fuhren, passe nicht zusammen. Dass all das in Coronazeiten passiert und Abstandsregeln nicht mehr eingehalten werden können, verschlimmere das Dilemma zusätzlich. Pulli steigt nun, wie viele andere, aufs Auto um.

Bereits in den letzten Jahren hatten die privaten Betreiber Go Ahead und Abellio große Probleme auf ihren Strecken. Züge fielen aus oder kamen verspätet, und wenn sie dann kamen, waren sie überfüllt. Es fehlte an Personal oder bestellte Züge wurden nicht geliefert und durch Altmaterial der Bahn ersetzt (die BZ berichtete).

 
 
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