Fahrradfahren im Kreis Ludwigsburg RegioRad: Freiberg steigt aus, Bietigheim will aufstocken

Von Heidi Vogelhuber
Die RegioRad-Station in der Bahnhofstraße in Bissingen. ⇥ Foto: Martin Kalb

Das Stuttgarter Fahrradleihsystem RegioRad konnte weniger Nutzer verzeichnen als geplant. Trotzdem bleibt es Teil von Bietigheim-Bissingens Verkehrswende-Strategie.

Die Spritpreise klettern ins Unermessliche, der Klimawandel schreitet voran und die Fitness lässt zu wünschen übrig. Es gibt viele Gründe, auf das Fahrrad umzusteigen, ob in der Freizeit oder um zur Arbeit zu gelangen. Besonders bei Pendlern sind Leihfahrräder beliebt, um die letzte Meile von der Bahn zur Arbeitsstelle zu fahren. Im Kreis sind 13 Kommunen mit insgesamt 35 Stationen an das Fahrrad-Verleihsystem RegioRad Stuttgart angebunden, unter anderem auch Bietigheim-Bissingen, Sachsenheim, Kirchheim und Ludwigsburg.

Freiberg kündigt RegioRad

In Freiberg werden die Räder von RegioRad Stuttgart ab November jedoch nicht mehr zu sehen sein. Die Stadt beschloss in der letzten Ratssitzung, dass die Zusammenarbeit per Sonderkündigungsrecht beendet wird. Seit 2018 war Freiberg mit zwei Stationen am Bahnhof sowie am Rathaus mit je fünf Pedelecs in das System integriert, wie auch weitere 48 Kommunen in der Region Stuttgart. Der Erfolg in Freiberg war jedoch mäßig. 2020 gab es 296 Entleihungen, 2021 nur 199 – und das bei jährlichen Kosten zwischen 12 000 und 13 000 Euro. Mit 13 zu zehn Stimmen besiegelte der Rat das Ende von RegioRad in Freiberg.

Teil der Verkehrsstrategie

In Bietigheim-Bissingen ist die Nutzung zwar auch eher mäßig, trotzdem sagt Stadtsprecherin Ina Klein: „Das Fahrradverleihsystem RegioRad wurde in den letzten Monaten auf die ganze Region ausgeweitet und ist erst richtig angelaufen. Nach so kurzer Zeit – und das noch mitten in der Pandemie – sind die bisherigen Zahlen überhaupt nicht repräsentativ.“ Es handele sich um ein langfristig angelegtes Mobilitätsangebot, das in der Zukunft einen wichtigen Teil zur Verkehrswende beitragen soll. „Ein Wechsel oder ein Ausstieg ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll und steht daher außer Frage.“ Ganz im Gegenteil, es gebe eher die Überlegung, weitere Standorte zu ergänzen. In Bietigheim-Bissingen gibt es aktuell drei Standorte, am Bahnhof (seit 2013), am Unteren Tor sowie in der Bissinger Ortsmitte (beide seit Juni 2021).

Die Verleihstationen werden betrieben von der Deutsche Bahn Connect GmbH, koordiniert wird RegioRad Stuttgart vom Referat Strategische Planung und Nachhaltige Mobilität der Landeshauptstadt. Dass Freiberg „im Rahmen allgemeiner Sparbeschlüsse (...) nun überraschend aussteigen möchte, bedauern wir sehr“, so Referatsleiter Ralf Maier-Geißer auf Nachfrage der BZ. Neben Freiberg habe im Kreis keine weitere Kommune einen Ausstieg angekündigt.

Rückgang der ÖPNV-Nutzung

In Freiberg habe es zwar einen Rückgang der Fahrten gegenüber 2019 um 32 Prozent gegeben, so Maier-Geißer weiter, das sei jedoch auf die Pandemie und den damit einhergehenden Rückgang einer Hauptnutzergruppe, den Pendler- und Kurzstreckenfahrern, zurückzuführen. Das sei im ÖPNV insgesamt zu beobachten. „Aus diesem Grund sind die beiden letzten Pandemie-Jahre nicht repräsentativ für den Erfolg des Verleihsystems.“ Er sei zuversichtlich, dass die Nutzung mit den Lockerungen wieder ansteige, auch werde durch den weiteren Ausbau des Stationsnetzes die Attraktivität gesteigert. Zum Saisonauftakt werden außerdem 26 weitere Lastenpedelecs angeschafft, eines davon wird in Bietigheim ausleihbar sein. Kleine Kinder oder Einkäufe können damit transportiert werden.

Info Für die Fortschreibung des Landesförderprogramms für kommunale Rad- und Verkehrsinfrastruktur wurden von den Gemeinden, Städten und Landkreisen erneut eine Rekordanzahl von Anträgen eingereicht. Insgesamt enthält das Förderprogramm 751 Projekte mit einer Gesamtinvestition von circa 678 Millionen Euro. Beispielsweise wird in diesem Rahmen das RadNetz BW in Bietigheim-Bissingen verbessert sowie der Radweg zwischen Gemmrigheim und Besigheim.

 
 
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