Fasching in Bietigheim-Bissingen Hexen, Teufel und andere Gestalten sorgen für Stimmung

Von Jonathan Lung
Alle Buchfinken versammelten sich beim Brauchtumsabend auf der Bühne. Foto: /Martin Kalb

Beim Brauchtumsabend der Buchfinken in der Aurainhalle holten die Faschingsverrückten viel nach, das wegen Corona zu kurz kam. Der Verein feiert überdies ein Jubiläum 2023 und erfreut sich trotz den Pandemiejahren sehr großer Beliebtheit.

Narri Narro!“, scholl es am Samstagabend dreifach und vielstimmig durch die Halle im Aurain in Bietigheim. Und schon stürmten die so Begrüßten auf die Bühne: Brandholzteufel, Backhaushexe und Buchfink. Auch dem Letzten war nun klar: die fünfte Jahreszeit war im vollen Gange, die Bietigheimer Karnevalsgesellschaft Buchfinken hielt in der Aurainhalle ihren Brauchtumsabend ab. Dazu hatten die Narren das Innere mit einer Menge Wäschestücke geschmückt, in bewusster Abgrenzung zu den Prunk- und Festsitzungen. Der Verein steht dieses Jahr vor einem besonderen Fest: „Die 5(0). Jahreszeit – Wir sind bereit“ ist das Motto, denn es gibt sie schon ein halbes Jahrhundert.

Erstmals seit Corona

Auch der Brauchtumsabend ist eine der Feierlichkeiten, die nach zwei Jahren Pandemie-Pause nun das erste Mal wieder stattfindet. „Ich kann mich gar nicht erinnern!“, rief dei Moderatorin des Abends, Sonja Winter, auf der Bühne, als sie überlegte, wann man das letzte Mal zu so vielen zusammengekommen war. Die Aurainhalle war nämlich randvoll, die Gäste in bester Stimmung – keine Gruppe wurde ohne Zugabe von der Bühne gelassen.

Die Buchfinken hatten viele Freunde eingeladen: aus Neckarweihingen, Steinheim, Schwieberdingen, Heilbronn, Tamm, Stuttgart, Bissingen, Markgröningen, Sindelfingen und weiteren Orten kamen sie angereist – noch spät in der Nacht sollten Busse Gruppen von Besuchern vor der Halle ausspucken – und zeigten ebenfalls ihr Können. So etwa Blue Brass Sindelfingen, die mit Schlagzeug und Bläsern den Saal zum Beben brachten, mit Interpretationen von Titeln wie „Johnny B. Goode“. Kaum einen hielt es da auf seinem Platz. Auf Blue Brass folgte ihre Prinzengarde mit einem Schautanz, bei dem sie eine Reise durch Spanien unternahmen.

Mitglieder-Boom

Der Pandemie-Pause zum Trotz haben die Buchfinken gerade eine nie gekannte Größe: 500 junge Mitglieder nennt Winter. Viele würden durch Freunde motiviert, mal vorbeizuschauen, erzählt sie, einiges hänge auch von der mitreißenden Arbeit der Trainer ab. So hatte auch gleich die Blaue Garde – 26 Mädchen – ihren Schautanz: Es ging „mit dem Raben in den Wald“, die junge Garde präsentierte die Geschichte von Hänsel und Gretel, unterlegt mit aktueller Musik.

Den Anfang aber hatten Teufel, Hexe und Fink gemacht, die ihre Geschichte beim Brauchtumstanz auf der Bühne erzählten: Die Feuerrodungen, die die Alemannen einst in der Gegend vornahmen, ganze Wälder abbrannten, sodass schließlich der Buchfink ausstarb und nur noch der Brandholzteufel wütete. Die Menschen in Bietigheim litten schließlich wegen der Verheerung des Landes Hunger, wurden aber durch das Brot der Backhaushexe gerettet. Und schließlich kehrte auch der Buchfink zurück, sodass schließlich alle zusammen feiern konnten.

Weitere Gäste an diesem Abend waren die Sulzbacher Stäffeleshexen, die mit ihrem Brauchtumstanz auf die Prinzengarde Blau-Weiß folgten. Schautänze boten ebenso die Neckarweihinger Mistelhexen, D’Hoamerdenger Narra Obacha und der FCC Gerlingen. Letzterer stand auch mit Männerballett, den „Helden in Schläppchen“, auf der Bühne, ebenso wie die Buchfinken selbst. Los Tizos waren wie die Flägga-Bätscher Neuhausen/Fildern feste Punkte im Programm. Vom Empfang der Zunftmeister um 19 Uhr sollten so über vier Stunden vergehen, bis um 23.20 die Bietigheimer Guggenmusik D’Wefzga den Ausklang bildete.

 
 
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