Fasnet Die Auferstehung der Hexen

Von Diana Birk
Auf dem Dorfplatz, vor dem Rathaus in Ingersheim, staubten die Holma’le unter großem Radau ihre Masken ab und sind nun bereit für die kommende Fasnetssaison. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Am Dreikönigstag läutete die Fasnetszunft Holma’le in Ingersheim mit dem Maskenabstauben die Fasnetssaison ein.

Bei nur zwei Grad über Null, aber bei strahlendem Sonnenschein, haben sich die Ingersheimer und mehrere andere Narrenzunften vor dem Ingersheimer Rathaus versammelt.

Dunkler, Roter Rauch steigt von der Bühne auf dem Rathausplatz auf. Eine Blaskapelle spielt moderne Musik, wie „Light Up“ von Leona Lewis. Schaulustige Menschen jeden Alters, Familien und Kinder stehen oder sitzen auf Bierbänken in großem Halbkreis um die Bühne. „Drei kräftige Hoi!“, schallt es über das Mikrofon durch die Lautsprecher. Das Publikum stimmt im Chor mit ein.

Das Wecken der Hexen

Am Tag der Heiligen Drei Könige wurden auf dem Hindenburgplatz vor dem Ingersheimer Rathaus die Hexen zum Beginn der schwäbisch-alemannischen Fasnacht geweckt und die Neuhexen getauft. Im Mittelpunkt der Veranstaltung: die Fasnetszunft Holma’le Ingersheim e.V. Männer und Frauen jeden Alters, sogar Kinder, haben sich aufwändig verkleidet. Meist sind sie ganz in schwarz gekleidet, nur mit wenigen kleinen, roten Details.

Ihre Hexenmasken sind furchteinflößend: dunkle, verzerrte Gesichter mit überdimensional großen Nasen,  dicken Warzen und spitzen, langen Zähnen, wie die eines Raubtiers. Manche von ihren haben sogar kurze oder lange, geschwungene Hörner. Weder zu übersehen noch zu überhören sind die verkleideten Figuren. An ihren Kostümen hängen mehrere Glöckchen, die bei jedem ihrer Schritte rasseln.

Auch kleine Kinder werden bereits in die alte, schwäbisch-allemanische Fasnachtstradition eingeführt. Hier und da springen ganz stolz kleine, furchterregende Hexchen in langen Gewändern und mit eben so vielen Glöckchen, wie die Erwachsenen, rum.

Der Name des Vereins Holma’le stammt aus einer eigens erfundenen Sage. Nach ihr sollen die Ingersheimer früher keine eigene Brücke gehabt haben. Um den Neckar zu überqueren, mussten sie also immer den Fährmann rufen. Mit den Worten „Hol, hol über!“ riefen sie den Fährmann. Eines Nachts musste er das Holma’le überführen und erhielt dafür einen Kreuzer als Belohnung. Als er diesen aus seiner Tasche zog, um ihn seiner Frau zu zeigen, war er zu Gold geworden. Ebenso alle anderen Kreuzer, die in seiner Tasche waren. Und so wollte er nie wieder Leute überführen. Allerdings wusste der Fährmann nicht, dass der Kreuzer keine Bezahlung war. Vielmehr hatte das Holma’le ihn verloren. Leider fand das Holma’le seinen Kreuzer nie wieder und schuf mit der bösen Wiesentalhex eine Brut, die seinen Schatz künftig hüten sollte.

Rote Masken, dunkle Haare

Alle wichtigen Figuren dieser Holma’le-Sage dürfen natürlich nicht beim Maskenabstauben am 6. Januar fehlen. Die Brut der Hexe und des Holma’le zeichnet sich vor allem durch ihren Hexenbesen und ihre roten Masken mit langen, dunklen Haaren aus. Die Wiesenhexe hat als einzige leuchtend blondes Haar und ein fast graues Gesicht. Die Symbolfigur der Zunft, das Holma’le, die auch als Dämon bezeichnet wird, erkennt man an den langen, geschwungenen Hörnen, wie die eines Widders. Am Gürtel hängen ein großes Trinkhorn, eine Ledertasche und Glocken. Auch der Fährmann ist zum Maskenabstauben anwesend. Mit seinem langen, schwarzen Gewand und einem Stock dient er dem Schutz aller Maskenträger.

 
 
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