Fasnet Weg mit dem Staub im Narrenhäs

Von Susanne Yvette Walter
Die Sachsenheimer Urzelnzunft staubte am 6. Januar in der Heimatstube ihr Häs ab und startet somit ohne Staub in die Fasnetskampagne 2020.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Seit 2012 pflegt die Urzelnzunft den Brauch des gemeinsame Häsabstaubens als Beginn der närrischen Kampagne.

In der Heimatstube in Sachsenheim sitzen die Urzeln am Nachmittag des Dreikönigstages dicht an dicht mit Kind und Kegel, manche sogar schon im Häs. Die Sachsenheimer Narrenzunft trifft sich seit 2012 immer am 6. Januar hier, um ihr Kostbarstes, das Narrenhäs, vom Staub eines langen Winters zu befreien und gemeinsam in die sich nun steigernde närrische Kampagne einzusteigen.

Mit dem Wedel kitzeln

Das lassen sich schon die kleinen Urzeln nicht entgehen: Auf den Tischen stehen Schalen mit Krapfen und Apfelküchle, nach denen man nur die Hand ausstrecken braucht, und so mancher kleine Fastnachter findet sich plötzlich mit einem Staubwedel wieder. Lasse Konkol, vier Jahre, gehört fest in den Kreis der Urzeln. Er darf die beiden Vorstandsmitglieder Dietmar Koch und Willi Goos ein wenig mit dem Wedel kitzeln. Ob dabei der Staub aus deren Häs fällt, mag dahin gestellt sein – es geht um das Ritual. Darin sind sich die Urzeln einig und schauen andächtig zu.

Die beiden Vorstandsmitglieder der Urzeln um Zunftmeister Thomas Lutsch nutzen die Gelegenheit und schwenken so lange kräftig die Hüften, bis die umgebundenen Kuhglocken kräftig zu läuten anfangen. Mit diesen Glocken, mit Peitschenknallen und einer Menge spezifischer Bräuche mehr brechen die redseligen und reisefreudigen Urzeln in jeder Kampagne auf zu anderen Ufen.

Ein Ziel ist zum Beispiel immer wieder das große Narrentreffen in Bad Cannstatt, aber auch zuhause in Sachsenheim treibt die Narrenzunft mit ihrer besonderen Geschichte so allerlei Schabernack. Sachsenheim gilt als nordöstlichste Fasnetbastion in der Vereinigung der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die Urzeln nach Sachsenheim, weil hier viele Siebenbürger Sachsen eine neue Heimat fanden. Seit 1965 haben die Siebenbürger Sachsen aus dem früheren Marktflecken Agnetheln in Sachsenheim einen Flecken gefunden, wo sie ihre Traditionen weiter pflegen können. Das gilt auch für den berühmten Urzelntag. Der fand schon in der alten Heimat Agnetheln nach den Zunfttagen statt. „Er diente dazu, die Zunftlade vom alten zum neu gewählten Zunftmeister zu bringen. Noch heute wird dieser Brauch im Verbund mit anderen gepflegt“, erklärt der amtierende Zunftmeister.

Importiert haben die Siebenbürger Sachsen auch sämtliche Symbolfiguren, die auch bei den Paraden eine besondere Rolle spielen. Ohne Peitschenschwingen keinen Fasching: Die Urzeln zeigen, wie es geht.

Symbole sind importiert

Die Urzeln freuen sich auf eine bunte Kampagne 2020: Am 18. und 19. Januar geht es zum großen Narrentreffen in Bad Cannstatt. Am 25. und 26. Januar feiert die Partner-Urzelnzunft Traunreut ihr 40jähriges Bestehen – das geht natürlich nicht ohne die Sachsenheimer Urzeln. In jeder Kampagne stellen die rührigen Fasnachter auch einen Kinderfasching auf die Beine. Der findet diesmal am 21. Februar statt. Einen Tag später treffen sich die Sachsenheimer Narren dann zum legendären Urzelntag, dem großen Höhepunkt in ihrer Kampagne, und am 23. Februar sind sie Teil des Fasnachtsumzug Weil der Stadt.

 
 
- Anzeige -