Es ist ein Nervenkitzel, wie ihn Autor Stephen King nicht besser hätte schreiben können. Die deutsche Faustball-Nationalmannschaft trotzt gegen Österreich im Finale Europameisterschaft einem 0:1- und 1:2-Rückstand, und behält im entscheidenden siebten Satz dann die Nerven. Dort liegt das Team von Trainer Olaf Neuenfeld permanent knapp in front, schafft es aber nicht, sich abzusetzen. Den ersten Matchball der Deutschen wehrt der Favorit aus dem Nachbarland noch ab, beim Stand von 10:11 aus Sicht der Österreicher fliegt die Angabe zu weit und landet im Aus. 4:3 (9:11, 11:9, 8:11, 11:5, 11:7, 9:11, 12:10) nach Sätzen, Deutschland ist Europameister.
Faustball Europameisterschaft TVV-Trio feiert fünften EM-Titel in Serie
Die deutsche Nationalmannschaft krönt sich in der Schweiz zum fünften Mal in Folge zum Europameister. Mit dabei sind drei Vaihinger.
Brüder liegen sich in den Armen
Ekstase bei den Männern in schwarz, die damit bereits zum fünften Mal in Folge den Titel holen. Noch als der entscheidende Ball in der Luft ist und Richtung Bande schießt, sinkt Johannes Jungclaussen – der selbst beim TV Vaihingen spielt – zu Boden, sein Bruder Jaro rennt sofort zu ihm um gemeinsam diesen besonderen Jubel-Moment zu genießen. „Erst stand ja noch der offizielle Teil mit der Siegerehrung an, da mussten wir uns noch benehmen. Aber dann wurde so lange gefeiert, bis es wieder Hell wurde. Das war eine ausgelassene Stimmung“, beschreibt Johannes den Abend im Nachgang.
Dabei hatte er vor der EM ein hartes Turnier erwartet und die schlussendlichen Finalgegner als den heißesten Kandidaten auf den Titel eingeschätzt. „Ich weiß selbst nicht, wie wir das Ding gewonnen haben“, gibt er zu und ergänzt: „Wir mussten unsere Leistung bringen, das hat Österreich am Wochenende nicht geschafft.“ Profitiert hat er und das Team vom breiten Kader. „Unser großer Vorteil war, dass wir alle zehn Spieler bringen konnten. Alle Zehn waren auf gleichem Niveau, aber jeder hat unterschiedliche Stärken. Nach dem 1:1 in Sätzen konnten wir wechseln und Österreich musste sich komplett neu umstellen“, beschreibt Jungclaussen, der zu Beginn des Endspiels – ebenso wie sein Bruder und der dritten Vaihinger im Bunde Jakob Kilpper – in der Startaufstellung steht. Im kräftezehrenden Finale war der breite Kader Gold wert, Coach Neuenfeld konnte die Last auf viele Schultern verteilen.
Dritter großer Titel für das Trio
Für die beiden Jungclaussens und Mannschaftskamerad Kilpper ist es bereits der dritte internationale Titel mit der Nationalmannschaft nach der Europameisterschaft 2022 und der WM 2023. „Jeder Titel ist auf seine eigene Weise besonders. Die EM 2022 war die erste, die WM vergangenes Jahr hat im eigenen Land stattgefunden, das ist auch was ganz besonderes. Und jetzt wussten wir nach einem Umbruch nicht, wo wir stehen und gewinnen so einen Krimi.“
Jetzt darf Johannes Jungclaussen erst mal etwas entspannen. Erst Ende Oktober geht die Runde in der Faustball-Bundesliga mit dem TVV wieder los, die Vorbereitung startet Ende September. Bis dahin darf er sich eine verdiente Auszeit nehmen und die Füße hochlegen. „Nach der langen Saison kann ich endlich vom Faustball abschalten und Ruhe einkehren lassen. Der Körper darf regenerieren“, sagt der Angreifer..