Feinsinniger Wortwitz Die hohe Kunst satirischer Sprache

Von Bettina Nowakowski
David Leukert stellte im Kleinkunstkeller sein Programm „Schau zu Liebling, der Mond nimmt auch zu“ vor.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Er nennt sich im Nebenberuf „Männerrechtler“, hauptberuflich ist David Leukert ein erstklassiger Kabarettist, wie er eindrucksvoll im Kleinkunstkeller bewies.

Sylvia und Roland in der ersten Reihe mussten gleich mal dran glauben, wie auch den ganzen Abend über: David Leukert ging direkt in Kontakt mit seinem Publikum im vollbesetzten Kleinkunstkeller am Freitagabend. „Darf ich Euch euchen?“ so der Berliner Kabarettist in seiner Begrüßung.

Schon da wurde klar: Hier beherrscht einer die hohe Kunst des Wortwitzes ebenso wie die feinsinnige und auf den Punkt gebrachte Entlarvung der deutschen Sprache. Ob ausgefallene, oft fragwürdige Vornamen oder die Verballhornung deutscher Sprache ins Englische: David Leukert sezierte in seinem Programm „Schau Liebling, der Mond nimmt auch zu! Vol.2“ genüsslich und witzig, aber durchaus auch bitterböse und provokativ den ganz normalen Sprachgebrauch-Irrsinn.

Entlarvende Einblicke

Es war ein satirischer Rundumschlag vom Feinsten. Vom Geschlechterkampf bis zum Generationenkonflikt reichten die Themen. Und wer glaubt, er kenne dazu schon alles: David Leukert schaffte es sehr zum Vergnügen des Publikums, noch ganz neue, unterhaltsame wie entlarvende satirische Einblicke zu geben. Als „Männerrechtler“ wollte er eine Lanze für die „Opfer feministischer Umerziehungsmaßnahmen“ brechen. Demzufolge stecke in jedem Mann etwas Gutes - zum Beispiel ein Küchenmesser. Und was macht eine Frau, deren Mann im Garten Zickzack läuft? Sie schießt weiter. Leukert schob sogleich ein provokatives „ein Mann hätte längst getroffen“ hinterher.

Den Vater-Sohn-Konflikt hatte er – aus eigener Erfahrung - genauso im Visier wie den Eltern-Konflikt. Ebenso das Bedauern über den Verlust der „toxischen Männlichkeit“. Ein Charles Bronson, der in der Schlussszene von „Spiel mir das Lied vom Tod“ an einer E-Zigarette zieht, statt lässig die echte Zigarette im Mundwinkel zu haben? Undenkbar.

Eine große Herausforderung der heutigen Zeit ist laut David Leukert der „hohe Anteil zu gering Qualifizierter“ und belegte seine These anschaulich unterhaltsam mit seiner Recherche nach der Qualifikation und Ausbildung von Bundesministern. Auch für die Bonusmeilen-Affäre von Cem Özdemir hatte Leukert eine durchaus einleuchtende Erklärung gefunden: „Seine Wurzeln sind schwäbisch und türkisch, das heißt, er kann sparen und bescheißen.“

Es ist diese Mischung aus politisch-satirischem Kabarett mit gutgemachter Unterhaltung, bei der man auf hohem Niveau Tränen lachen kann. Dass „Public Viewing“ im muttersprachlichen Sinne eigentlich „Leichenschau“ bedeutet und für David Leukert damit eine logische Erklärung ist, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft so schlecht spiele, fand genauso begeisterten Zuspruch im Publikum wie die Auswüchse in der deutschen Sprache bezüglich „Political Correctness“.

Wenn der amtliche Sprachgebrauch „Flüchtling“ zum Unwort erklärt, und Leukerts Freundin ihn darauf hinweist, dass alle Worte mit -ing am Ende „böse“ wären, ist seine Antwort: „So habe ich das noch gar nicht gesehen, Liebling...“. Immer mehr Vorschriften, ob aus dem Bundestag oder aus Brüssel, lassen David Leukert zu dem Schluss kommen: „Auf Schreiben nach Gehör folgt Rechnen nach Gefühl.“

Gerne mehr davon

Neben seinem Talent, Sprache gekonnt zu nutzen, beherrschte David Leukert auch die Parodie von Politikern, Sängern oder Schauspielern. Ein Höhepunkt war sein abschließendes Mundharmonika-Konzert, bei dem er parallel mit mimischer Hingabe ein imaginäres Orchester dirigierte. Fazit: zwei mehr als unterhaltsame Stunden kritisches Kabarett vom Feinsten, gern mehr davon.⇥

 
 
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