Festakt der CDU in Ludwigsburg Kleinert: Einheit weiter festigen

Von Dietmar Bastian
Die Kreis-CDU veranstaltete im Landratsamt einen Festakt zum Tag der Deutschen Einheit. Foto: Richard Dannenmann

Der Festakt der CDU im Landratsamt stellte in diesem Jahr die Deutsche Einheit in größere, weltpolitische Zusammenhänge. Matthias Kleinert hielt die Festrede.

Der seit 1995 in jedem Jahr ausgetragene Festakt zum Tag der Deutschen Einheit war in diesem Jahr dreigeteilt: Nach einer Eröffnungsrede durch den Kreisvorsitzenden der CDU Ludwigsburg und Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments Rainer Wieland hielt Staatssekretär a.D. Matthias Kleinert eine Festrede unter der Überschrift „Deutsche Einheit – Verpflichtung für Europa“. Am Ende wurde der Annemarie-Griesinger-Preis zum neunten Mal verliehen. In diesem Jahr ging er an 70 ehrenamtliche muttersprachliche Dolmetscher, die in annähernd 50 Sprachen unentgeltlich für den „Ehrenamtlichen Dolmetscherdienst Ludwigsburg“ tätig und sowohl Asylsuchenden als auch Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine dabei behilflich sind, sich in Deutschland zurechtzufinden oder Behördengänge und Anträge zu bewältigen. Für eine gelungene und passende musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgten zwei Jungtalente der Jugendmusikschule Ludwigsburg, die beiden Cellistinnen Zoe Münsberg und Katja Zott.

Anders als in den zurückliegenden Jahren rückten die beiden Hauptredner neben dem „Wunder der Deutschen Einheit“ (Wieland) die neuen europa-, geo- und weltpolitischen Bedrohungen für Frieden und Freiheit ins Zentrum ihrer Beiträge: den nicht für möglich gehaltenen Krieg auf europäischem Boden, die Klima- und Energiekrise und die durch Inflation stark angestiegenen Preise, die auch den sozialen Frieden hierzulande bedrohten.

„Wende der Realitäten“

Beide Redner stellten die Ereignisse des Herbstes 1989 in einer Art Zeitachse in größere Zusammenhänge. Bei Kleinert ging es besonders um die Zeit vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, den Mauerbau, die Unterstützung der Amerikaner, Franzosen und Briten, für die man rückblickend nicht genug dankbar sein könne, bis hin zum völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die unabhängige Ukraine.

Beide Redner zeigten sich ernstlich besorgt und beschrieben die aktuelle weltpolitische Situation als äußerst gefährlich – für die Welt, für Europa und auch für unser Land. Wieland sprach von einer „Wende der Realitäten“ und warf die Frage auf, was uns Deutschen die Freiheit wert sei?

Matthias Kleinert, der 1938 in Berlin geboren wurde und in Besigheim aufgewachsen ist, ist sowohl Zeitzeuge des Zweiten Weltkriegs, der Nachkriegszeit und des Mauerbaus als auch der Wendejahre. Er erinnerte, indem er auf eigene Erlebnisse und Begegnungen zurückblickte, an Willy Brandt, John F. Kennedy, Helmut Kohl, Ronald Reagan und Michail Gorbatschow und deren Rolle bei der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Der 3. Oktober 1989 verpflichte uns, die Einheit Deutschlands zu festigen (gerade angesichts wieder neu ausgetragener Positionierungskämpfe zwischen den West- und Ostbundesländern). Nur geeint könne Deutschland ein starker Partner für Europa und die Welt sein.

Enge Beziehung zur Ukraine

Alle aktuellen Herausforderungen seien bewältigbar, meinte Kleinert, allein der Krieg in der Ukraine, der auch unser Leben zunehmend beeinflusse und bedrohe, sei eine einzige Katastrophe. Kleinert war von 1996 bis 2007 Vorsitzender des deutsch-ukrainischen Forums und hat schon deshalb eine enge Beziehung zu dem aktuell so geschundenen Land. Er erinnerte an eine visionäre Rede Helmut Kohls, der bereits im Jahr 1996 gesagt habe, niemand könne die Unabhängigkeit und Integrität der Ukraine in Frage stellen, ohne gleichzeitig die Unabhängigkeit und Integrität des europäischen Hauses in Frage zu stellen.

Was man tun könne, lautete die abschließende rhetorische Frage des CDU- und Wirtschaftsfunktionärs Kleinert. Antwort: Flüchtlinge aufnehmen, solange dadurch die deutschen Sozialsysteme nicht vollkommen überfordert würden, das Bewusstsein schärfen, die Einheitsbemühungen verstärken, vermitteln und – vor allem – den Mut haben und die Kraft aufbringen, die Probleme auch tatsächlich real anzupacken, denn Resignation sei nur etwas für Egoisten und Schwächlinge, so der Redner. 

 
 
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