Ein runder Geburtstag ist immer etwas Besonderes. Das gilt auch für die LG Neckar-Enz, die am Samstag ihr 50-Jahre-Jubiläum mit einem Festakt und einem Grillfest im Sportpark Ellental feierte. 150 Gäste waren gekommen. Mit Claus Britsch und Gustav Bächler, der passenderweise am Samstag selbst seinen 88. Geburtstag feierte, waren auch zwei Gründungsmitglieder dabei.
Festakt im Stadion Ellental LG Neckar-Enz feiert 50-Jahre-Jubiläum
Die Leichtathletik-Gemeinschaft Neckar-Enz feiert bei einem Festakt ihr 50-jähriges Bestehen – und erneuert den Wunsch nach einer Tribüne.
Kräfte bündeln, Talente entdecken und fördern, für optimale Trainingsbedingungen und topqualifizierte Trainer sorgen – das waren 1972 die Hauptmotive für den Zusammenschluss. Die Visionen von damals sind heute längst Realität. Seit ihrer Gründung hat die Leichtathletik-Gemeinschaft mit den Trägervereinen TSV Bietigheim, TSV Bönnigheim, Spvgg Besigheim und VfL Gemmrigheim zahllose Spitzenathleten hervorgebracht und viele Erfolge verbucht, national und sogar international. Obendrein bereichert die LG mit ihren Veranstaltungen wie dem Abendsportfest, dem Sportfest an Himmelfahrt, dem Stromberglauf oder dem Silvesterlauf die hiesige Sportlandschaft.
„Es gab sicherlich beim Start vor 50 Jahren einige Pessimisten, die der LG keine lange Lebensdauer prophezeiten, allerdings wurden sie eines Besseren belehrt. Für mich ist die LG ein absolutes Erfolgsmodell – eine Gemeinschaft, die in unseren Gemeinden schlichtweg nicht mehr wegzudenken ist, und ein Aushängeschild unserer Vereine weit über unsere Region hinaus“, blickt der Besigheimer Vorsitzende Uwe Schober stolz auf das Erreichte – ohne zu verhehlen, dass es unter den Mitgliedsvereinen auch eine gewisse Rivalität gebe. Diese sei jedoch immer respektvoll. Man kenne und schätze sich gegenseitig.
Drei Rollen für Kessing
Jürgen Kessing füllte beim Festakt gleich drei Rollen in Personalunion aus: als Bietigheim-Bissinger Oberbürgermeister, als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands und als Mitglied der LG respektive des TSV Bietigheim. „Sport ist im Verein am schönsten. Nur die Vereine kümmern sich um den Breiten- und den Leistungssport. Kommerzielle Anbieter kümmern sich nur um den eigenen Geldbeutel“, brach der frühere Zehnkämpfer eine Lanze für den organisierten Sport an der Basis und betonte: „Ohne Breite gibt es keine Spitze.“
Der TSV-Vorsitzende Günter Krähling sprach in seiner Rede aber auch einen heiklen Punkt an. Schon seit geraumer Zeit wünscht sich die LG eine Tribüne im Ellental-Stadion – auch um dort mal eine richtig große Meisterschaft wie eine Leichtathletik-DM ausrichten zu können. Das Thema ploppte später auch bei der Podiumsdiskussion wieder auf. „Der Geburtsfehler war, dass man damals nicht gleich eine Tribüne gebaut hat. Jetzt wird’s schwierig“, sagte Kessing und wies auf die Kosten von sechs bis acht Millionen Euro hin. Außerdem benötige die Stadt auch noch eine Trainingshalle sowie ein neues Schwimmbad, von den „riesigen Pflichtaufgaben“ ganz zu schweigen. „Sobald sich eine Chance bietet, gehen wir das an, aber da muss ich einfach um Geduld bitten. Jetzt hatten wir 50 Jahre lang keine Tribüne. Ich bin mir sicher: In den nächsten 50 Jahren wird eine entstehen, zusammen mit Funktionsräumen“, so Kessing.
„Peinliche“ sanitäre Anlagen
Seinen Hinweis, dass eine deutsche Meisterschaft einen enormen Aufwand bedeute und er die LG nicht überfordern wolle, konterte deren Vorsitzende Rose Müller: „Wir sind gerne bereit, auch große Veranstaltungen durchzuführen. Dass wir das können, haben wir wirklich schon oft genug bewiesen.“ Unter lautem Beifall aus dem Publikum übte die 60-Jährige Kritik an den sanitären Anlagen im Ellental: „Es ist mir peinlich, wenn uns hier Leute besuchen, die dann nur eine Toilette für alle Frauen vorfinden.“
Unabhängig davon hat Müller aber drei andere Wünsche für die LG-Zukunft – dass erstens nach zwei Jahren Corona-Pause 2022 endlich der 40. Bietigheimer Silvesterlauf stattfinden kann. Zweitens hofft die LG-Chefin auf eine Rückkehr zur Normalität im Sport und speziell auch auf eine Rückkehr des Nachwuchses. Denn seit der Pandemie seien die Trainingsgruppen oft nur noch etwa halb so gut besucht wie davor. Und drittens strebt Müller mit ihren Mitstreitern einen gelungenen Generationswechsel an der Spitze an: „Fast alle aus unserem Orga-Team sind jetzt um die 60. Wir suchen händeringend nach Leuten, die sich bei uns engagieren – damit die LG nicht den Bach runtergeht, wenn wir irgendwann mal aufhören.“ Und damit die LG auch in Zukunft noch viele runde Geburtstage feiern kann.
Spendendreikampf für LG Kreis Ahrweiler
Aktion der LG Neckar-Enz zum Jubiläum:
Am Festakt nahm auch eine Delegation der LG Kreis Ahrweiler teil. Um die Kollegen aus dem Ahrtal zu unterstützen, die bei der Flutkatastrophe 2021 fast alle Trainings- und Wettkampfstätten verloren haben, richtete die LG Neckar-Enz am Samstag einen Spendendreikampf aus. Dabei suchte jeder Teilnehmer erst einen „Sponsor“ (Eltern, Großeltern, Firmen), der eine fixe Summe oder pro Zone/Punkt einen Betrag spendete. Danach absolvierten die Athleten mindestens drei von fünf Disziplinen. Etwa 3000 Euro kamen so zusammen.