Feuerwehr Bönnigheim „Brandverläufe werden immer komplizierter“

Von Heike Rommel
Der mit 47 von 49 Stimmen wiedergewählte Bönnigheimer Feuerwehrkommandant Mike Etzel informierte über das vergangene Jahr. Foto: /Martin Kalb

Feuerwehrkommandant Mike Etzel wurde für die nächsten fünf Jahre wiedergewählt. Die Musikabteilung wurde aufgelöst.

Die Feuerwehr ist das schärfste Schwert im kommunalen Krisenmanagement“, sagte Kreisfeuerwehrverbands-Vorsitzender Klaus Haug bei der Hauptversammlung der Bönnigheimer Wehrleute am Samstagabend im Schulungsraum des dortigen Feuerwehrhauses. Der Kommandant Mike Etzel wurde mit 47 von 49 Stimmen für die nächsten fünf Jahre wiedergewählt und meinte dazu, diesen Rückhalt könne er aktuell gut gebrauchen.

Davon, dass es in seiner Feuerwehr koche, schloss Etzel mit Blick auf Pressemeldungen über Personalquerelen aus der Versammlung, hätte er nichts gemerkt. Vor seinem Jahresbericht rief der Kommandant erst einmal zum Rapport, damit die Feuerwehrmänner und -frauen auch während ihrer Sitzung einsatzbereit waren. In den Digitalfunk seien mittlerweile alle eingewiesen. Elektromobilität, Maschinen- und Bauunfälle, Unwettereinsätze, Katastrophenschutz: Geübt werden muss unter realistischen Bedingungen immer wieder Neues, auch mit anderen Feuerwehren zusammen. Brandverläufe werden Etzels Bericht zufolge auch immer komplizierter, sodass ständige Weiterbildung auf dem Programm steht.

52 Mal im Einsatz

23 Brandeinsätze, 25 Hilfeleistungen und vier Gefahrguteinsätze hatte die Bönnigheimer Wehr im letzten Jahr unter Einsatz ihres Lebens zu bewältigen. Dabei gab es 18 Verletzte und für zwei Personen kam leider jede Hilfe zu spät. Was wäre die Gemeinde Bönnigheim ohne ihre Freiwillige Feuerwehr, wenn in der Schule der Mülleimer samt dem Handtuchspender brennt und im Pflegeheim wegen unsachgemäßem Umgang mit Desinfektionsmittel ein Gefahrguteinsatz nötig ist, so die rhetorische Frage des Kommandanten. An der Motorsäge müssten die Aktiven auch noch geschult sein, falls im Wald zwischen Freudental und Cleebronn mal wieder ein Riesen-Ast die Fahrbahn versperrt und weitere Äste herabzustürzen drohen. Nach dem Brand des Akkus eines E-Bikes in einer Tiefgarage unweit des Feuerwehrhauses könnten Bewohner froh sein, dass es nur 500 000 Euro Sachschaden gibt und keiner von ihnen verletzt wurde. Blitzeinschlag Wohnhaus im Schlossfeld, Ziegel fallen vom Dach: Hier war die Drehleiter genauso gefragt wie bei der Rettung eines in eine Grube gestürzten Bauarbeiters.

69 Männer und zwei Frauen im Durchschnittsalter von 34 Jahren gehören der Bönnigheimer Feuerwehr aktuell an. Für ihren neuen Gerätewagen, der diese Woche kommt, müsse die Mannschaft erst noch geschult werden, wo sie doch momentan auch noch Eigenleistung beim Feuerwehr-Anbau erbringe.

Jugendwehr übt für Ernstfall

Der Jugendfeuerwehrwart Yannik Joos hatte Spannendes zu berichten über das Lernen in Sachen Brandbekämpfung und Verletzte retten, wobei junge Menschen noch den „Brandstifter“ oder den Verletzten spielen dürfen, bevor der Ernstfall eintritt. An den letzten drei Adventssonntagen hätte die Jugendwehr 150 Weihnachtsbäume ausgepackt, zugesägt eingesetzt und verkauft. Auch ein Hilfegesuch des wegen eines abgelehnten Asylantrags abgeschobenen Kameraden Nehemaja Akbonase hätten die Jugendlichen erhört und ihm beigestanden, sodass er wieder kommen könne, wie Joos erklärte.

Erfahrene Wehrmänner, alle auf Führungsebene, wurden bei der Hauptversammlung befördert: Jörg Sartorius und Meik Sartorius zum Oberlöschmeister, Wolfgang Kölle und Frank Sartorius zum Oberbrandmeister, Andreas Jäger und Emanuel Wieberneit zum Löschmeister und Jan Jordan zum Brandmeister.

Die Ernennung von Jürgen Joos zum Ehrenmitglied und dessen Verleihung des goldenen Ehrenzeichens für 40 Jahre aktiven Dienst wird nachgeholt. Auch Jan Jordan bekommt das Ehrenzeichen in Bronze für 15 Jahre aktiven Dienst nachträglich. Aufgelöst hat sich die Musikabteilung, weil sie in der Pandemie nirgends auftreten konnte.

Bürgermeister Albrecht Dautel, der die Kommandantenwahl leitete, sieht die Bönnigheimer Feuerwehr „gut aufgestellt“ und wünscht ihr ein „unfallfreies 2023“.

 
 
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