Feuerwehr Oberriexingen probt den Ernstfall mit „Q4Flo“ Was tun, wenn das E-Auto in Brand gerät?

Von Heike Rommel
Eine eingeklemmte Person musste befreit werden. Foto: Martin Kalb

Feuerwehrleute der Wehr aus Oberriexingen probten als erste im Landkreis Ludwigsburg den Ernstfall mit dem Übungsfahrzeug „Q4Flo“. Sie hatten sich zuvor online weitergebildet.

Webseminare haben die Feuerwehrleute wegen Corrona genug gemacht, aber wo müssen sie hinfassen, wenn sie wirklich einmal zu einem Unfall mit einem Elektrofahrzeug gerufen werden? Der Ernstfall, simuliert mit reichlich Qualm, wurde am Samstag auf dem Parkplatz des Oberriexinger Sportplatzes geprobt.

Oberriexingen war die erste Wehr im Landkreis, die sich  den „Q4Flo“ vornehmen durfte. Zwölf junge, bislang nur in Online-Seminaren weitergebildete Feuerwehrleute, durften Hand anlegen an dem eigens fürs Feuerwehrtraining entwickelten Probeauto. Sie bekamen zum Beispiel Anweisungen, was zu tun ist, um eine verletzte Person aus einem „Q4Flo“ holen zu können oder  wenn ein Vollbrand an einer Ladestation ausbricht. Zu Showzwecken war am Präsenz-Schulungstag der Qualm allerdings nur künstlich.

Im Hochvoltfahrzeug „Q4Flo“ sind zu Übungszwecken noch Aufkleber mit Feuerwehrhelm unter der Motorhaube angebracht, damit die Wehrleute wissen, wo sie als erstes hinfassen müssen, um beispielsweise die entsprechende Sicherung herauszunehmen, wie Daniel Rothacker von der „Q4Flo“-GmbH mit Sitz in Maulbronn erläuterte. Das Unternehmen bietet Feuerwehrschulungen an. Das Fahrzeug „Q4Flo“ werde nach den  Online-Schulungen dann im ganzen Bundesgebiet stets dorthin ausgeliehen, wo am Objekt trainiert werden muss.

„Lithium-Battterien haben ein spezielles Brandverhalten“, erläuterte Rothmaier und scherzte: „Bei kritischen Werten muss das Fahrzeug in Quarantäne.“ Damit meinte er die Herunterkühlung eines brennenden Fahrzeugs notfalls in einem Container. Ein E-Kennzeichen sei kein entscheidender Hinweis, denn das „E“ sei ja keine Vorschrift.

„Wir haben vom Metzger bis zum Maschinenbauer alles in der Feuerwehr“, stellte Rothmaier fest, es könne schließlich nicht jeder Feuerwehrmann Maschinenbautechniker oder Ingenieur sein. „Wir müssen alle an einem Punkt abholen“, erläuterte er die Bedeutung des Lehrgangs.

Das Übungsfahrzeug „Q4Flo“ ist sogar als Patent angemeldet und hat eine Dummy-Batterie zu Simulationszwecken wie dem Austritt von Gasen oder dem theoretischen Austritt von Säure beim Löschen durch die Feuerwehr in sich verbaut. Am „Q4Flo“ üben alle mit dem Ziel, „dass nicht jede Kommune in jedem Landkreis ihr eigenes Süppchen kocht“, sagte Rothmaier.

Der stellvertretende Kreisbrandmeister Thomas Korz zeigte sich am Sportplatz Oberriexingen der Feuerwehr-Ausbildungspflichten durchaus bewusst. Nach den Informationen von Tobias Grieble, dem Oberriexinger Feuerwehr-Kommandanten, sind zwei Wehrleute aus seiner Truppe als „Q4Flo“-Ausbilder äußerst engagiert, weshalb die  relativ kleine Wehr im Gegenzug sehr früh mit dem Fahrzeug üben dürfe. Der Landkreis Ludwigsburg habe verstanden, dass es wichtig ist, etwas zu tun, schätzte Grieble die Lage in Sachen Fortbildung ein. Überraschende Knalls und andere Geräusche aus E-Fahrzeugen würden Feuerwehrleute nun mal noch nicht kennen.

Für die Floriansjünger, so Grieble weiter, sei es wichtig, „das Thema E-Mobilisierung voranzutreiben“ und im Falle von Verkehrsunfällen mit Elektrofahrzeugen Personen schnell retten zu können. Michael Schmidgall, Leiter des Einsatzdienstes der Malteser im Kreis Ludwigsburg, sagte, Rettungskräfte müssten bei Unfällen schnell erkennen können, um was für ein Fahrzeug es sich handelt. Und in absehbarer Zeit selbst E-Fahrzeuge fahren. In Stuttgart hätten die Malteser bereits den weltweit ersten elektrobetriebenen Rettungswagen getestet.

 
 
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