Film über Klimaschutz unter nachhaltigen Bedingungen gedreht Umweltfreundliches Klima-Kino

Von Gabriele Szczegulski
Als Drehort für die Landschaft der Zukunft in Norwegen wird für den Film der Filmakademie-Studierenden, „Anna – Tales for Tomorrow“, der vom Borkenkäfern zerstörte Wald in Bad Sachsa im Harz dienen.⇥ Foto: Filmakademie

Der Bissinger Student Jonathan Behr verfilmt den Roman „2084 – Noras Welt“, allerdings mit Original-Titel „Anna“, als grüne Filmproduktion.

Green-Shooting ist eine so großartige Idee, eine der besten seit Langem – volle Punktzahl für den Film „Anna“ von mir dafür“, sagt Musiker Bela B. von den Ärzten, der sich das Konzept schon angeschaut hat. „Anna – Tales for Tomorrow“ heißt der Diplomfilm des Bissinger Regisseurs und Studenten an der Filmakademie Ludwigsburg, Jonathan Behr. Er und sein Team werden ihren 30-minütigen Spielfilm als Klima-Kino, so sagt er, produzieren. Das 40-köpfige Team verpflichtet sich zur Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards, dem sogenannten Green-Shooting, und will so auch zeigen, wie das Filmemachen von Morgen aussehen kann.

Für seinen Diplomfilm hat sich Behr eine Literaturverfilmung ausgesucht: „Anna“ ist ein Roman des norwegischen Bestseller-Autor Jostein Gaarder (“Sofies Welt“) aus dem Jahr 2013. Schon alleine die Umsetzung einer Literaturvorlage mit dem Thema der Klimakatastrophe ist eine Herausforderung, aber nun wollen die Filmstudierenden auch zeigen, wie nachhaltiges Filmen geht. Dabei wird beispielsweise darauf geachtet, dass energiesparende Technik eingesetzt wird, Abfall am Filmset vermieden und bei Transport und Reisen auf Elektroauto und Bahn zurückgegriffen wird.

Kein Plastik, dafür eigener Strom

Das Catering wird nach Umweltstandards zubereitet, es gibt kein Plastik am Set. Stromgeneratoren, betrieben mit Solarzellen, werden beim Außendreh verwendet, gebrauchte Kulissenteile werden recycelt, die Effekte werden handgemacht, erklärt Behr. Die Filmbranche befinde sich in einem Prozess der Wandlung. „Man kann nicht einen Film über Klimaschutz machen und sich beim Filmen nicht danach richten“, sagt er.

Im Moment ist das Team um Behr und Produzentin Christina Honig noch in der Drehbuch- und Findungsphase. In Buch und  Film beschäftigt sich die Norwegerin Anna mit der großen Frage unserer Zeit, dem Klima. Weil sie weiß, dass die Zukunft auf dem Spiel steht, setzt sie sich für den Schutz des Planeten ein. Doch zunehmend bezweifelt sie, dass ihr Handeln überhaupt einen Nutzen hat. Als sie von düsteren Zukunftsvisionen heimgesucht wird, entscheidet sie sich, diesen auf den Grund zu gehen.

Anna landet im Jahr 2082, wo sie das von Klimakatastrophen gezeichnete Norwegen kaum wiedererkennt. Auf der Suche nach einem Weg zurück trifft sie auf ihr zukünftiges Ich: Eine alte, zynische Frau, die den Kampf gegen die Klimakrise längst aufgegeben hat. Doch da ist auch noch Nova, Annas Enkelin, die ihre Zuversicht noch nicht verloren hat.

Eine Herausforderung, das Buch in einen Film zu überführen, ist, so sagt Behr, dass die Welt von 2082 im Buch nur ansatzweise beschrieben wird. Das muss sich das Filmteam nun ausdenken und erarbeiten.

Dazu arbeitet es mit Zukunftswissensschaftlern und Klimaforschern zusammen, um die Welt der Zukunft so realistisch als möglich zu kreieren, in der die Klimafolgen schon deutlich zu sehen sind. „Unsere Generation sieht sich mit der Jahrhundertaufgabe der Klimakatastrophe konfrontiert“, sagt Behr und bekräftigt damit, dass Annas Sorgen aus dem Film die Sorgen einer ganzen Generation sind. „Es ist sehr bewegend, dass wir für den Film eine Welt bauen, die wir uns im Moment noch nicht einmal vorstellen können“, so Behr.

Gedreht wird auch im Harz

Gedreht wird in den Studios der Filmakademie, aber auch in Norwegen, wo der Roman spielt. Um nicht andauernd hin und her fahren zu müssen, Stichwort Green Shooting, arbeitet das Ludwigsburger Team mit norwegischen Filmstudenten in Trondheim zusammen. Diese koordinieren die Filmarbeiten in Norwegen.

Der Harz aber wird für Norwegens futuristische Natur stehen, wo durch das Sterben der Wälder in Folge der Borkenkäferplage eine Art fiktive Zukunftslandschaft schon jetzt entstand. „Das dort zu sehen, hat uns nochmal einen Schub gegeben, dass der Film gedreht werden muss“, sagt Behr. Sein Erzählansatz fand schon jetzt Zustimmung: Zahlreiche Organisationen und Stiftungen decken die Finanzierung von 90 000 Euro ab und wollen den Film in ihre Programme zur Klimabildung aufnehmen.

„Anna – Tales for Tomorow“ (“Geschichten von Morgen“) wird auf Englisch gedreht, um international gezeigt werden zu können. Auch die Darstellerin der Anna wird in Großbritannien gesucht, da sie Englisch sprechen muss. Um den Film auch in Deutsch synchronisieren zu können, sammelt Produzentin Christina Honig derzeit Geld auf einer Crowdfunding-Plattform.

www.startnext.com/anna

 
 
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