Finanzlage in Sachsenheim Die Stadtteile fahren ihre Ansprüche zurück

Von Mathias Schmid
Was mit der Kelter in Kleinsachsenheim passiert, könnte zukünftig ein Expertengremium besprechen. In allen Stadtteilen ist in den kommenden Jahren Kreativität gefragt. ⇥ Foto: Martin Kalb

Wegen des in den kommenden Jahren drohenden Schuldenbergs fallen die Wunschlisten fürs Haushaltsjahr 2021 kürzer aus.

Bei der alljährlichen gemeinsamen Sitzung der Sachsenheimer Ortschafts- und Bezirksbeiräte der Zeitpunkt, öffentlich über gewünschte Vorhaben der Stadtteile zu diskutieren und auch mal zu streiten. Am Dienstagabend verlief die Sitzung aber ohne kontroverse Diskussionen. Aus zwei Gründen: Zum einen wurde – erfolgreich – versucht, die Sitzung binnen 75 Minuten abzuhalten. Denn sonst hätte wegen der FFP2-Masken-Pflicht eine 30-minütige Pause eingelegt werden müssen. Zum anderen hatte Stadtkämmerer Lars Roller für die rund 40 Besucher die prekäre Haushaltssituation in den kommenden Jahren zusammengefasst. Ein Auszug aus den gewünschten Vorhaben:

In Kleinsachsenheim bleiben die historischen Gebäude die zentralen Themen für den Bezirksbeirat. „Hier gibt es seit Jahren keinen Fortschritt“, erinnerte die Stadtteilbeauftragte Eva Gräßle. Weil wohl in absehbarer Zeit kein Geld für eine aufwändige Sanierung da ist, ist Kreativität gefragt: Fürs Backhaus soll ein Expertenkreis gebildet werden, um das Projekt des Backhausvereins voranzutreiben. „Das könnte man dann eventuell auf Kelter und die Verwaltungsstelle ausweiten“, präsentierte Gräßle die Vorschläge des Gremiums. Bürgermeister Holger Albrich fand das gut: „Das sind alles Orte des Zusammenkommens. Es wäre jammerschade, wenn wir das Engagement der Bürger nicht nutzen würden“, betonte er.

Auch Hohenhaslach will durch Kommunikation Projekte vorantreiben. Für den lange gewünschten Spielplatz in der Rechentshofer Straße schlägt der Ortschaftsrat als neuen Standort die Verlängerung der Straße nördlich des Kirbachs vor. Dies will die Stadt nun prüfen. Sollte es nicht geeignet sein, hat Ortsvorsteher Alfred Xander einen Plan B: „Wir haben die Bewohner gebeten, sich mit uns gemeinsam umzusehen. Vielleicht möchte ja auch jemand pachtweise sein Grundstück zur Verfügung stellen.“

Für die Wiederherstellung des Bolzplatzes an der Klingenstraße bemüht sich der SC Hohenhaslach um Zuschüsse des Deutschen Fußball-Bunds (DFB). Von der Stadt gebe es in absehbarer Zeit keine. Und die Erneuerung des laut Ortschaftsrat „sehr in Mitleidenschaft gezogenen“ Sportplatzes des SCH könne frühestens 2022 angegangen werden. Stadt- und Ortschaftsrat Peter Brosi erinnerte den Bürgermeister an sein Wahlversprechen, die Vereine zu stärken: „Bitte vergessen Sie nicht, dass diese Dinge gemacht werden sollten.“

Etwas konkretere Hilfe haben bereits die Fußballer des TSV Häfnerhaslach zugesagt bekommen. Der durchlöcherte Ballfangzaun könnte auf Wunsch des Ortschaftsrats erneuert werden. Bewertet die Stadt den Zustand ähnlich schlecht, könnten 2022 Gelder fließen. Mittel für neue bewegliche Tore für das Hauptspielfeld sollen schon dieses Jahr eingestellt werden. Für Ortsvorsteher und TSV-Keeper Valentin Stuber werden damit zwei wichtige Punkte angegangen. „Es freut uns, dass die Stadt sich darum kümmert.“

Um die Anlegung eines neuen Bolzplatzes kämpft nach wie vor Ochsenbach. Dass die Stadt dies, wie im juristischen Sinne korrekt, nicht als Pflichtaufgabe ansieht, kann Ortsvorsteher Dieter Baum nicht ganz verstehen. „Sachsenheim ist doch eine Kinderstadt. Viele Familien sind hier hergezogen. Wenn man sich um die kümmern will, würde ich das schon als Pflichtaufgabe sehen.“ Bürgermeister Albrich stimmte zu: „Emotional ist dieses Anliegen nicht weniger wichtig, kann aber nicht vorrangig behandelt werden.“

In Spielberg stand das Bahnhöfle an der Landstraße dieses Jahr nicht einmal auf der Liste. Um die Versetzung und Reaktivierung hatten die Bürger in den vergangenen Jahren gekämpft. „Wir wussten schon, dass es mit Wünschen relativ schwierig wird“, betonte Ortsvorsteherin Viola Lepp. Dass laut Stadt keine Hochwasserschutz-Lösung vom Weinberg in Richtung Friedhof zum Schutz der Bevölkerung notwendig ist, kann sie nicht nachvollziehen. „Wir brauchen diesen Bypass dringend“, mahnte sie. Die Stadt will sich die Sache bei der Aktualisierung des Kanalisationsplan dieses Jahr noch mal anschauen und bewerten, heißt es in der Sitzungsvorlage.

 
 
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