Finne schießt die Steelers beim 4:7 mit fünf Toren vom Eis Erst stört die Sonne, dann Järveläinen

Von Andreas Eberle
Der zweite Streich des Finnen Ville Järveläinen zum 2:0 für Bayreuth. Steelers-Verteidiger René Schoofs hat das Nachsehen, während Torhüter Cody Brenner platt wie eine Flunder auf dem Eis liegt. ⇥ Foto: Fotograf Peter Kolb via www.imago-images.de

Der finnische Star der Bayreuth Tigers schießt die Bietigheim Steelers beim 7:4 mit fünf Toren fast im Alleingang ab. Wegen starker Sonneneinstrahlung wird das Spiel 15 Minuten unterbrochen.

Erst die strahlende Wintersonne, dann ein eiskalter Skandinavier – die Bietigheim Steelers sind am Sonntag auf ihrem Siegeszug in der DEL2 von gleich zwei „Hindernissen“ gestoppt worden. Sie unterlagen bei den Bayreuth Tigers nach turbulenten 60 Minuten mit 4:7. Zum Matchwinner der Oberfranken avancierte Ville Järveläinen: Der 28-jährige Topscorer ragte mit fünf Toren heraus und ließ die Playoff-Hoffnungen der Bayreuther, die am Freitag ein Schlüsselduell in Kaufbeuren noch mit 2:4 verloren hatten, wieder aufleben. „Er ist ein Ausländer. Dafür ist er da“, kommentierte Tigers-Trainer Petri Kujala die Glanzleistung seines finnischen Landsmanns nordisch nüchtern.

Das Geisterspiel begann kurios und mit einem Novum: Nach 96 Sekunden unterbrach das Schiedsrichtergespann die Begegnung nach langen Diskussionen. Zuvor hatten die Steelers die starke Sonneneinstrahlung in der Halle moniert und eine Verletzungsgefahr geltend gemacht.

Die 15-minütige Pause wirkte sich für die Schwaben allerdings nachteilig aus. Bietigheim war nach dem Wiederanpfiff gar nicht mehr im Bild und geriet mit 0:2 in Rückstand. Bei der Bayreuther Führung überwand Järveläinen Cody Brenner mit einem haltbaren Schuss – der Puck schlüpfte durch die Schoner des Goalies und hoppelte über die Torlinie (6.). Vor dem zweiten Tigers-Treffer patzte dann Steelers-Topscorer Riley Sheen, der als letzter Mann die Scheibe an Järveläinen verdaddelte. Der Ausnahmestürmer mit dem roten Helm eilte davon, tanzte auch noch Brenner aus und vollendete zum 2:0 (13.).

Jetzt war bereits Feierabend für den Stammkeeper – das Trainerduo Danny Naud und Fabian Dahlem schickte den 19-jährigen Leon Doubrawa zwischen die Pfosten. „Cody hat sich nicht gut gefühlt. Darum wollten wir kein Risiko eingehen“, begründete Naud die frühe Auswechslung von Brenner.

Ob gewollt oder ungewollt – der Torwartwechsel erwies sich als Wecksignal für das bis dahin unkonzentriert und pomadig spielende Bietigheimer Team. Nun legten die Gäste ihre Zurückhaltung ab und den Turbo ein. Eine kanadische Kombination über Sheen und Matt McKnight, der den Puck vor dem Kasten uneigennützig zurücklegte, krönte Evan Jasper mit dem 1:2 (15.). Auch von Järveläinen drittem Streich 78 Sekunden nach Wiederbeginn ließen sich die Steelers nicht beirren. In der 26. Minute fälschte Robin Just einen Schuss von Calvin Pokorny zum 2:3 ab – das erste Tor des Rückkehrers im sechsten Saisoneinsatz für den SCB. Zwei Minuten später jagte Brett Breitkreuz an der Bande Martin Davidek die Scheibe ab und spielte sie Norman Hauner in den Lauf. Dieser hängte alle Verfolger ab und ließ auch Bayreuths Schlussmann und Geburtstagskind Marco Wölfl keine Abwehrchance – 3:3 (29.). Und im zweiten Powerplay brauchten die Steelers nur sechs Sekunden, ehe Breitkreuz zur erstmaligen Bietigheimer Führung abstaubte (38.).

Bis zur 54. Minute steuerte der Tabellenzweite dem vierten Sieg in Serie entgegen. Doch in der Schlussphase bewiesen die Tigers Comeback-Qualitäten. Beim 4:4-Ausgleich nahm Moritz Schug den Puck aus der Luft, nachdem Doubrawa einen Schuss von Järveläinen – wem sonst – abgewehrt hatte. Dem 5:4, das der entschlossen nachsetzende Tim Zimmermann erzielte, ging ein Fehler des jungen Torhüters voraus. Den Rest zum 7:4-Endstand erledigte Järveläinen, der erst mit einem Handgelenkschuss und dann ins leere Gehäuse traf – seine Tore Nummer vier und fünf.

„Das war ein chaotisches Spiel. Beide Mannschaften haben gut und sehr gut gespielt und dann wieder schlecht und sehr schlecht“, bilanzierte Naud und rügte seine Abwehr, in der Max Renner sein Comeback gefeiert hatte, während diesmal Max Prommersberger verletzt fehlte: „Einige Tore dürfen so nicht passieren. Da müssen wir hinten einfach besser stehen.“

 
 
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