Vor 100 Jahren, 1923, wurde mit kleinen Maurerarbeiten für Nachbarn des Besigheimer Landwirts und Weinbauers Karl Köhler der Grundstein für ein sich ständig entwickelndes Unternehmen gelegt. 40 Jahre lang diente ein Scheune beim Haus des Landwirts als Firmensitz. Zwölf Stützpfeiler für die Bahnstrecke nach Heilbronn waren einer der ersten größeren Aufträge des Baugeschäfts Karl Köhler.
Firma Karl Köhler in Besigheim Ein Vorzeigebetrieb für den Mittelstand
Die Baufirma Karl Köhler ist unter den sechs Finalisten von 4000 Bewerbern deutschlandweit beim „Großen Preis des Mittelstands“.
Immer in Familienhand
Heute residiert die Bauunternehmung mit ihren 130 Mitarbeitern in einem modernen, großen, weitläufigen Gebäude in der Jahnstraße, das auch den Deutschen Staatspreis Bauen bekam. Seit 1923 ist das Unternehmen immer in Familienhand geblieben, nur als der Vater der heutigen Geschäftsführer, Karl Köhler II, 1981 im Alter von nur 54 Jahren starb, übernahm bis 2011 Reinhold Reuschle, ein langjähriger Mitarbeiter und Vertrauter des Firmenchefs die Geschäftsführung, da die Söhne damals mit 20 und 18 Jahren noch zu jung waren.
Reuschle machte dann den Weg frei für die Brüder Horst und Karl Köhler, die die Firma seit 2011 leiten. „Reinhold Reuschle hatte unser volles Vertrauen, führte die Firma im Sinne unseres Vaters weiter und bereitete auch uns vor“, sagt Horst Köhler. „Die Firma begleitet alle Familienmitglieder ihr ganzes Leben lang und auch die Mitarbeiter gehören zu unserer erweiterten Familie“, sagt Horst Köhler.
Seine Söhne Paul und Konrad sowie die Töchter seines Bruders Karl – Lea, Elena und Kim – stehen schon in den Startlöchern, sie nehmen die unterschiedlichsten Aufgaben im Unternehmen wahr oder bereiten sich außerhalb des Unternehmens auf ihre zukünftige Aufgabe vor. „Wir haben kein Nachfolgeproblem, da wir die Geschäftsleitung auf mehrere Köpfe verteilen werden“, so Horst Köhler.
Zum ersten Mal Finalist
Der familiäre Zusammenhalt und die enge Mitarbeiterbindung sind denn auch Gründe dafür, dass die Karl Köhler GmbH zum wiederholten Mal für den „Großen Preis des Mittelstands“ nominiert wurde. „Aber zum ersten Mal sind wir unter den sechs Finalisten aus Baden-Württemberg, alleine das ist eine große Auszeichnung, da die Nominierten aus allen Branchen kommen und nicht nur aus dem Baugewerbe“, so Köhler. 4000 Unternehmen wurden bundesweit nominiert, 78 deutschlandweite Unternehmen kamen ins Finale.
Die Palette, in der die Besigheimer Baufirma arbeitet, ist weitgefächert: Industrie- und Gewerbebau, Wohnungsbau, Ingenieurbau, öffentliche Gebäude und Anlagen sowie spezielle Villen finden sich im Portfolio. Vor allem in den beiden Bereichen „Schlüsselfertigbau“ und „Sichtbeton“ hat sich das Unternehmen spezialisiert. Die Besigheimer Firmenzentrale gilt dabei als Visitenkarte.
Besondere Mitarbeiterbindung
Herausgehoben in der Nominierung für den Mittelstandspreis wurde aber auch die besondere Mitarbeiterbindung, in die die Geschäftsführung investiert. Kita-Kosten-Übernahme, Fahrradleasing, Leistungsprämien sowie einzelne besondere Aktionen wie Bautiger-T-Shirts für Kinder und Enkelkinder. „Wir setzen auf Festanstellungen und eigenes gewerbliches Personal, anstatt Fremdfirmen zu engagieren“, sagt Köhler. Der Erfolg des Unternehmens lege an den „guten Mitarbeitern, „mit denen wir sehr lange zusammenarbeiten und die sich für uns engagieren“.
Deswegen mache man alles, um auch in schwierigen Zeiten wie diesen genügend Aufträge an Land zu ziehen, um Mitarbeiter zu halten. „Das letzte Jahr war schon schwierig, aber die kommenden werden noch schwieriger“, sagt Köhler und weist daraufhin, dass weniger Firmen in neue Gebäude investieren, genauso wie der Wohnungsbau rückläufig sei.
„Deswegen engagieren wir uns verstärkt im Bau von Brücken oder anderen Bauwerken für Städte, das Land oder den Bund.“ So bewerkstelligte die Firma die Schleusensanierung in Besigheim und Hessigheim, baute die Eisenbahnbrücke in Besigheim oder in Backnang. Einen Boom, so Köhler, erlebe das Unternehmen derzeit im Bau von Hochwasserbehältern für die öffentliche Hand.
Problem Fachpersonal
Bauen sei zu teuer geworden, sowohl für Privatleute und Unternehmen, wobei das Unternehmen kaum Einfamilienhäuser erstellt, aber immer wieder, vor allem in der Region und in Besigheim selbst, Mehrfamilienhäuser erstellt. „Die Bau- und Materialkosten sind aus den unterschiedlichsten Gründen nach oben geschnellt, die Zinsschraube dreht sich nach oben, wir sehen 2024 mit Sorgen entgegen, denken aber, wir können uns am Markt behaupten“, so Horst Köhler. Die Mitarbeiter seien sicher, so ihr Chef.
Das größte Problem aber sei wie in vielen Branchen die Fachpersonalrekrutierung, deswegen hat sich die Firma Karl Köhler im Landkreis Ludwigsburg zum größten Ausbildungsbetrieb im Baugewerbe entwickelt. „Zu 99 Prozent bleiben die Azubis dann auch bei uns“, sagt Köhler. Es sei seine größte Motivation, die Grundlagen zu schaffen, sodass die Mitarbeiter lange im Unternehmen bleiben.
Der Große Preis des Mittelstands
Der „Große Preis des Mittelstands“ wird jährlich von der Oskar-Patzelt-Stiftung ausgeschrieben. Seitdem wurden mehr als 20 000 Unternehmen nominiert. Der Wettbewerb wird vollständig ehrenamtlich organisiert, ausschließlich privat finanziert. Im November erfolgt eine Ausschreibung, der Oskar-Patzelt-Stiftung, in der Kommunen und Verbände, Institutionen und Firmen aufgefordert werden, mittelständische Unternehmen zu nominieren. Darüber hinaus werden Sonderpreise ausgelobt für den „Premier“ und „Premier-Finalisten“, für „Kommune des Jahres“ und „Bank des Jahres“.
Die Auswahl der Preisträger und Finalisten treffen zwölf Regionaljurys und eine Abschlussjury. Pro Wettbewerbsregion können jeweils drei Unternehmen als Preisträger und fünf weitere als Finalist ausgezeichnet werden.
999 mittelständische Unternehmen und Persönlichkeiten aus der Wettbewerbsregion Baden-Württemberg (eine von zwölf) wurden im Jahr 2023 zur Teilnahme am Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes” nominiert, darunter die Karl-Köhler-Baunternehmung, die dann von der Jury zum Finalisten ausgewählt wurde. Bereits ausgezeichnete Unternehmen können nur für die jeweils nächst höhere Stufe der Auszeichnung nominiert werden: Finalisten können im darauffolgenden Wettbewerb zum Preisträger werden, also auch die Firma Karl Köhler. Ob die Firma Karl Köhler zum Preisträger wird, entscheidet sich also im nächsten Jahr.
Die Oskar-Patzelt-Stiftung nimmt sich bundesweit der Würdigung hervorragender Leistungen mittelständischer Unternehmen an und verleiht jährlich im Herbst den Wirtschaftspreis „Großer Preis des Mittelstandes”. Die Oskar-Patzelt-Stiftung mit Sitz in Leipzig ist eine Stiftung, die seit 1998 existiert und sich laut Eigendarstellung der Förderung der Erziehung sowie der Volks- und Berufsausbildung widmet sowie den Großen Pries des Mittelstands auslobt. Stifter ist Helfried Schmidt. Namensgeber der Stiftung ist Oskar Patzelt, der Schwiegervater des Stifters.
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