Der Schulterschluss von Ehrenamt, Kirchen, Stadtverwaltung, Vereinen und Landkreis Ludwigsburg bei der Unterbringung und Betreuung von geflüchteten und um Asyl bittenden Menschen bewährt sich. Vor allem auch das Ehrenamt ist angesichts der bestehenden und zu erwartenden neuen Herausforderungen unverzichtbar. Diese Quintessenz lässt sich aus der zweistündigen Informationsveranstaltung in Bietigheim-Bissingen ziehen, die am Dienstagabend im Gemeindehaus der Martin-Luther-Kirche mit über 50 Besuchern stattfand.
Flüchtlingsunterbringung Bietigheim-Bissingen Kritik am beengten Liederkranzhaus
Eine Infoveranstaltung informierte Bürger über die Situation von Geflüchteten im Kreis und speziell in Bietigheim-Bissingen. Das Liederkranzhaus in Bissingen steht dabei im Fokus der weiteren Planungen.
Engagement ist groß
Wie die Beiträge von Hausherrin Pfarrerin Steffi Gauger und Silvia Maier-Lidle vom örtlichen Ökumenischen Freundeskreis Asyl, von Ordnungsamtsleiter Matthias Volk und der Integrationsbeauftragten Lara Töpfer, vom Leiter des Fachbereichs Asyl und Migration im Landratsamt Ludwigsburg, Martin Schliereke, von Elfriede Taverne, dem Pakistani Fahad Khan und von Manfred Graf reflektierten, hat man im Landkreis und explizit in Bietigheim-Bissingen viele offene Ohren und Herzen für die Menschen in Not. Pfarrerin Gauger: „Wir wollen an Hilfe und Mitmenschlichkeit alles geben, was wir nur können.“
Dass es sich dabei um einen unersetzlichen humanen Beistand handle, betonten sowohl der Erste Bürgermeister Michael Hanus als auch der Landkreis-Referent – ausdrücklich mit Lob und Dank auch an die spezielle Sozialarbeit im Landkreis von AWO, Caritas, Diakonie und DRK. Sei es nun der besonders relevante, aber an personelle Grenzen stoßende Sprachunterricht – „Das ist ganz klar: Die Sprache ist der Schlüssel für jede Integration“, sagt Elfriede Taverne – oder auch die Themen Arbeit, Wohnung, Kinderpatenprojekte, Konfliktlösungen, Beratung, Hilfen bei Behördengängen, Sport- und diverse andere Angebote: Es gibt eine Fülle von Hilfen, auch zur Schaffung von Perspektiven. Aber überall würde man sich über weitere ehrenamtliche Mitwirkende freuen, zumal deren Zahl laut Schliereke im Landkreis von einst rund 2000 inzwischen auf 600 bis 700 Personen geschrumpft ist.
In der Veranstaltung wurden mehrere Beispiele aufgezeigt, wie sinnvoll und ermutigend diese gesamtgesellschaftliche Aufgabenerfüllung sei. Ebenso war von viel Dankbarkeit, Fleiß, Ehrgeiz und beruflichen Erfolgen bei Geflüchteten die Rede.
Liederkranzhaus im Fokus
Ein zentrales Thema war das Bissinger Liederkranzhaus, das schon in den Jahren 2015 bis 2017 mit Asylbewerbern belegt war und nun in absehbarer Zeit mit insgesamt 47 Personen temporär belegt werden soll, beziehungsweise könnte (die BZ berichtete). Es werden Männer aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und der Türkei dort untergebracht.
In einer intensiven Diskussionsrunde mit über einem Dutzend Wortmeldungen wurden unter anderem die beengte Art der räumlichen Unterbringung und insbesondere das fehlende WLAN-Angebot im Liederkranzhaus kritisch kommentiert.
Es war aber auch davon die Rede, dass in der Kreis-Sporthalle am Fischerpfad Asylbewerber auf dem Boden essen müssten, weil es nicht genügend Tische und Stühle gebe. Eine These, die der Landkreis-Vertreter freilich als „ganz anders gehört“ zurückwies.
Die aktuellen Zahlen aus Land, Kreis und Bietigheim-Bissingen
Rund 15 000 Geflüchtete leben aktuell im Landkreis Ludwigsburg. Davon sind etwa die Hälfte Menschen aus der Ukraine. Viele der Ukrainer sind privat untergebracht.
Im Land sind es 156 144 Ukrainer. Im Moment gibt es im Landkreis einen recht geringen Flüchtlings-Zugang von rund 50 Personen pro Woche. Davon etwa 20 aus der Ukraine.
In Bietigheim-Bissingen gibt es derzeit elf Notunterkünfte. Insgesamt sind 170 Flüchtlinge untergebracht, davon stammen 130 der Menschen aus der Ukraine.
Engagement