Förderung in Sachsenheim Kinder werden Sprachhelden

Von Michaela Glemser
Verena Gebre macht zu Beginn des Sprachtrainings erst einmal Sport mit den Kindern. Foto: Martin Kalb

Ein neues Pilotprojekt von Ehrenamtlichen im Schlosskindergarten Sachsenheim sucht weitere Unterstützer.

Augen, Ohren, Nase, Mund, das Hüpfen ist ja so gesund“, singen die Vorschulkinder im Schlosskindergarten in Sachsenheim und zeigen auf die genannten Körperteile. Vasiliki, Nikolaus und Emilia lernen so spielerisch in Zusammenhang mit der Bewegung die deutsche Sprache kennen und ihr Wortschatz wird kontinuierlich erweitert. Genau dies sind die Ziele des neuen Pilot-Projekts „Einfach Sprechen – Du wirst ein Sprachheld“, das seit Januar dieses Jahres in der Altersgruppe ab 4,5 Jahren im Schlosskindergarten in Großsachenheim sehr erfolgreich umgesetzt wird.

Angelika Beck vom Arbeitskreis Asyl hat gemeinsam mit Sozialarbeiterin Judith Schulz, die unter anderem in den Abschlussunterbringungen der Stadt Sachsenheim tätig ist, die Idee zu diesem besonderen Förderprogramm entwickelt. Die Sprachförderung in Kleingruppen oder mit einzelnen Kindern übernimmt dabei Beck selbst, während sich um die Sprachentwicklung durch die Musik Christiane Hähnle vom bekannten Projekt „Einfach Singen!“ kümmert, und Verena Gebre das Sprachförderprogramm durch die Bewegung übernimmt.

„Wir sind im wöchentlichen Wechsel am Freitagvormittag für zwei Stunden im Schlosskindergarten und haben dabei Kinder in drei unterschiedlichen Gruppen. Der eine Teil braucht eher Unterstützung bei der Sprache, weil ein Migrationshintergrund oder logopädische Probleme vorhanden sind. Andere Kinder sind sehr schüchtern und müssen in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden“, erläutert Gebre. Aber es gebe auch in der „Wilden Gruppe“ Mädchen und Jungen, die Konzentration noch lernen müssten. Sie ist Mitarbeiterin und Referentin an der Außenstelle Ludwigsburg des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) und zuständig für frühkindliche Bildung.

Fotos von bekannten Plätzen

Zudem wurde Verena Gebre in das Autorenteam berufen, welches am neuen Orientierungsplan für die Kindertagesstätten in Baden-Württemberg mitarbeitet. „Dabei werde ich meine Erfahrungen mit dem Pilotprojekt in den Kindergärten einfließen lassen. Das ergänzt sich sehr gut“, erklärt Gebre, die genau wie ihre Kolleginnen Beck und Hähnle rein ehrenamtlich im Schlosskindergarten tätig ist.

Gebre hat an diesem Morgen Fotos von bekannten Plätzen in Sachsenheim mitgebracht und an den Wänden im Turnzimmer aufgehängt. Die Kinder dürfen sich wie Tiere zu diesen Fotos bewegen und die Gebäude benennen. „Sch, sch, sch“, machen die Kleinen und kriechen wie Schlangen zum Bild mit dem Eingang des Schlossfreibads, das einige bereits kennen und bezeichnen können, während andere damit noch Schwierigkeiten haben. „Die Kinder lernen mit der Bewegung die Namen der Tiere kennen, üben spezielle Sprachlaute und erfahren auch Neues über ihre Lebenswelt hier in Sachsenheim“, betont Gebre.

Ihre Kollegin Hähnle schult durch den spielerischen Umgang mit der Stimme und dem Gehör die deutliche Aussprache der Kleinen und trainiert ihre Sprache. Angelika Beck wiederum liest vor, erzählt oder spielt mit den Mädchen und Jungen, um sie zum Sprechen zu motivieren und ihren Wortschatz kontinuierlich auszubauen. „Die Einheiten mit bis zu sieben Kindern dauern jeweils 30 bis 40 Minuten. Wir sind ein tolles Team und ergänzen uns wirklich sehr gut. Auch die Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen funktioniert reibungslos“, berichtet Gebre.

Dies kann Michaela Linkenheil, Gruppenleiterin im Schlosskindergarten, nur bestätigen. „Das Projekt bietet für uns Erzieherinnen viele neue Impulse und macht den Kindern großen Spaß. Toll sind auch die Kooperationen, die sich daraus entwickelt haben, denn unsere Kinder werden bald durch die Initiative von Christiane Hähnle gemeinsam mit der Demenzgruppe des Pflegeheims ‚Sonnenfeld‘ musizieren“, schildert Linkenheil.

Die drei Projektleiterinnen suchen nun Multiplikatoren, die dieses Projekt kennenlernen und auch in anderen Kindergärten der Stadt umsetzen wollen. „Wir wollen dabei auch die geflüchteten Frauen in der Stadt einbeziehen, die sich einbringen möchten und entsprechende Ressourcen frei haben. Im ständigen Austausch mit den Vertretern der Stadt und Sozialarbeiterin Schulz passen wir das Projekt immer dem aktuellen Bedarf an und arbeiten derzeit auch an einem Modell für die Menschen aus der Ukraine“, macht Gebre deutlich. Emilia, Nikolaus, Mika und Vasiliki jedenfalls sind mit Eifer dabei und kennen inzwischen nicht nur die deutschen Namen für die wichtigsten Körperteile, sondern können auch heimische und wilde Tiere sicher in deutscher Sprache benennen.

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Info Wer sich für das Pilotprojekt „Einfach Sprechen-Du wirst ein Sprachheld!“ interessiert, kann sich bei Angelika Beck unter beang1711@gmail.com melden.

 
 
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