Frauen helfen Frauen Tandem-Projekt der Female Fellows in Bietigheim

Von Petra Neset-Ruppert
Zozan Tardu und Sandra Schnell haben sich über das Tandem-Projekt der Female Fellows kennengelernt. Mittlerweile sind die beiden Freundinnen und planen einen gemeinsamen Urlaub. ⇥ Foto: Werner Kuhnle

Das Tandem-Projekt von Female Fellows bringt Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen zusammen .Für Sandra Schnell und Zozan Tardu wurde daraus schnell mehr. Für die Zukunft haben sie viele Pläne.

Das ist kein Projekt, das ist eine Freundschaft“, sagt Sandra Schnell und lacht dabei Zozan Tardu an. Die beiden Frauen haben sich über das Tandem-Projekt Female Fellows kennengelernt. Dabei bilden jeweils eine geflüchtete Frau und eine Frau aus der Region ein Tandempaar. es geht darum sich zu unterstützen, die jeweiligen Kulturen näherzubringen und so die Integration zu fördern.

Frauen unterstützen Frauen, das ist der Hintergrund dieses Projekts. Als Zozan Tardu 2019 aus der Türkei floh, war sie ganz alleine in Deutschland. Die Kurdin kannte niemanden. Ihre Familie war in der Türkei geblieben. „Eine Nachbarin im Asylheim hat mir von dem Projekt erzählt. Ich fand das interessant und habe mich gemeldet, dass ich mitmachen möchte“, erzählt Tardu.

Auch Sandra Schnell erfuhr über eine Freundin von dem Projekt und meldete sich über die Homepage an. „Nach sechs Wochen hatten wir das erste Matching. Coronabedingt konnte es nur online stattfinden, und am Anfang gab es noch Sprachbarrieren, aber es hat gleich gepasst“, erinnert sich Schnell. Das war im April 2020. Zum ersten Mal vor Ort sahen sich die beiden Frauen im Juli. „Wir haben uns oft getroffen Spaziergänge gemacht und auch Kerzen gegossen oder Kosmetik gemacht“, erinnert sich Tardu.

Einblick in Flüchtlingsleben

Schnell half Tardu mit Formularen und Anträgen, sie lernte mit ihr für die Deutsch-Prüfungen und begleitete sie zu den Anhörungen für Tardus Asylantrag ins Gericht. „Das war ganz schön schwer. Sie musste ihre ganze Geschichte erzählen. Durch Zozan habe ich mitbekommen, wie hart es als Flüchtling ist, hier Fuß zu fassen. Die Zustände im Asylheim haben mich wirklich schockiert“, erinnert sich die 34-Jährige. „Sandra hört mir immer zu. Ich kann mit ihr über alles reden. Sie ist meine Freundin und meine Familie, eine starke Frau, die immer weiß, wie sie helfen kann“, erzählt Tardu.

Sie arbeitet mittlerweile als Pflegehelferin in Bietigheim und wohnt in einer WG. „Zozan ist unheimlich fleißig und ehrgeizig. Sie weiß, was sie aus ihrem Leben machen will. Sie ist einfach toll“, sagt Sandra Schnell. Tardu gehört für sie schon zur Familie. Viele gemeinsame Ausflüge und regelmäßige Spaziergänge haben die beiden Frauen zusammengeschweißt. „Ich habe auch so viel davon profitiert. Seit 2018 wohne ich jetzt in Bietigheim und hatte auch noch nicht so viele Kontakte. Mit Zozan bin ich hier viel mehr unterwegs und bei den Gruppentreffen auch die anderen Frauen aus dem Projekt kennengelernt“, sagt die 34-Jährige.

Es soll Spaß machen

Für beide ist das Tandem-Projekt ein voller Erfolg. „Ich wusste, dass ich hier keine halben Sachen mache. Das sollte sich nicht wie eine Pflicht anfühlen, sondern Spaß machen. Häufige Treffen gehören da auf jeden Fall dazu“, sagt Sandra Schnell. Sie gibt den Tipp, dass man sich beim Tandem auf Augenhöhe treffen sollte und wie eine Freundschaft behandeln, dann könne es so viel mehr werden.

„Dieses Projekt gibt den Frauen Sicherheit und fördert das Selbstbewusstsein“, so Schnell. „Die Menschen in den Asylheimen brauchen Hilfe. Vor allem Frauen trauen sich oft nicht so viel zu. Da ist dieses Tandem genau das Richtige“, sagt Tardu.

Als nächstes steht für Zozan Tardu die B2-Deutsch-Prüfung auf dem Plan. Sie möchte sich nach der Ausbildung zur Pflegehilfskraft zur Krankenschwester ausbilden lassen. „Ich habe in der Türkei als Rettungssanitäterin gearbeitet. Eine Stelle im Krankenhaus hier in Deutschland kann ich mir sehr gut vorstellen“, sagt die 30-Jährige.

Gemeinsamer Urlaub geplant

Auch für ihre Freundschaft haben die beiden Frauen noch große Pläne. „Wir gehen weiter“, lacht Tardu. Sobald die Coronasituation es zulässt, wollen sie gemeinsam in den Urlaub fahren. „In den Schwarzwald oder vielleicht nach Italien, mal schauen wo es dann hingeht. Es war wirklich ein Glücksfall, dass wir beide uns gefunden haben“, freut sich Schnell. „Die geflüchteten Frauen freuen sich über den Kontakt, wer sich zutraut auch Zeit in diese Partnerschaft zu investieren, sollte sich einfach anmelden. Es wirklich schön“, ermutigt Schnell zur Teilnahme.

Das Tandem-Projekt der Female Fellows

Das Tandem-Projekt der Organisation  Female Fellows gibt es in Bietigheim-Bissingen seit Juni 2019. 130 Teilnehmerinnen haben das Projekt bisher unterstützt. Neunmal konnten gemeinsame Treffen und Unternehmungen organisiert und 14 Tandems vermittelt werden. Auch in Stuttgart und Tübingen gibt es das Tandem-Projekt.

Wer sich für eine Tandempartnerschaft interessiert, kann sich online anmelden. Masooma Torfa, die das Projekt in Bietigheim-Bissingen leitet, vermittelt dann Frauen, die zusammenpassen. Dabei geht wird darauf geachtet, dass die Frauen ähnliche Interessen haben, ähnlich alt sind und wenn sie zum Beispiel Kinder haben, eine Tandem-Partnerin erhalten, die ebenfalls Kinder hat.

www.femalefellows.com

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