Für die Unterbringung und Betreuung in Frauenhäusern gibt es in Baden-Württemberg keine festgelegten Pauschalen, die das Land und die Kommunen grundsätzlich bezahlen. „Die Finanzierung ist einzelfallbezogen und basiert auf Sozialleistungen“, erklärt Katrin Lehmann vom Deutschen Wohlfahrtsverband Baden-
Württemberg. Die Frauenhausfinanzierung basiert auf kommunalen Freiwilligkeistleistungen. Das bedeutet für die Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser, dass sie häufig erst einmal klären müssen, wer die Kosten für den Aufenthalt der Frauen in ihren Unterbringungen übernimmt. In einem Pressegespräch betonten Frauenhausbetreiber, der Paritätische Wohlfahrtsverband und Landtagsabgeordnete der Grünen, SPD und FDP, dass eine schnelle Lösung gefunden werden müsse.
Frauenhäuser im Kreis Ludwigsburg Wer zahlt für Frauen, die Schutz suchen?
Die Finanzierung von Frauenhäusern ist eine kommunale Aufgabe. Doch nicht jeder Fall wird umgehend bezahlt. Ein Problem für viele Einrichtungen. Auch im Ludwigsburger Frauenhaus sind noch Rechnungen offen.
Hoher bürokratischer Aufwand
Für den Verein Frauen für Frauen in Ludwigsburg hat die einzelfallbezogene Finanzierung schwerwiegende Konsequenzen: Ende Februar standen noch 17 201 Euro an Unterbringungs- und Betreuungskosten aus 2021 und 2022 aus, die von niemandem übernommen wurden. „Wir wollen den Frauen hier niederschwellig und schnellen Schutz bieten, doch der bürokratische Aufwand, der hinter den Anträgen zur Finanzierung steht, ist immens. Jede Frau ist anders und dahinter steckt immer wahnsinnig viel Arbeit, in Erfahrung zu bringen wer zuständig ist“, erklärt Chris Scheuing-Bartelmess vom Verein Frauen für Frauen.
Der Verein betreibt die Frauenhäuser im Landkreis Ludwigsburg. An drei Standorten gibt es 19 Plätze für Frauen und deren Kinder, die schnell aus einer akuten Gewaltsituation fliehen müssen. In Ludwigsburg beläuft sich der Tagessatz zur Unterbringung einer Schutzsuchenden Frau auf 52,55 Euro. 9,05 Euro werden für die Unterkunft berechnet und 43,50 Euro für die psychosoziale Betreuung. Damit gehören die Frauenhäuser im Kreis noch zu den eher kostengünstigeren Häusern. Laut des Paritätischen Wohlfahrtsverbands können die Kosten bis hin zu 158 Euro pro Tag und Frau betragen.
„Es ist wirklich schwierig. Die Frauen suchen bei uns Schutz und Unterstützung und wir müssen erst einmal die Finanzierung beantragen“, berichtet Arezoo Shoaleh, Sozialarbeiterin beim Verein Frauen helfen Frauen. Gerade wenn Frauen aus anderen Landkreisen zu ihnen kämen, sei die Finanzierung nicht gesichert, auch geflüchtete Frauen oder Frauen, die Arbeiten oder in Rente sind, werden nicht durch den Kreis finanziert. „Wir haben auch Selbstzahlerinnen, die bezahlen dann nur die Unterbringungskosten für sich selbst. Die Kosten für die Kinder müssen sie nicht übernehmen“, erklärt Chris Scheuing-Bartelmess.
Übergangslösung notwendig
Zwar wolle der Bund die Finanzierung von Frauenhäusern neu strukturieren, doch wann dies kommt, sei noch unklar. „Wir setzen große Erwartungen in die Bundesregelung. Doch es wird sicher noch eine Weile dauern. Bis dahin brauchen wir eine Übergangslösung“, sagt Ministerialdirigentin Dr. Simone Höckele-Häfner vom Ministerium für Soziales Gesundheit und Integration. Stellte das Land 2017 gerade einmal 1,7 Millionen Euro zur Finanzierung von Frauenhäusern zur Vefügung seien es nun schon 10,7 Millionen Euro. „Wir tun unser Möglichstes“, so Höckele-Häfner. Baden-Württemberg gehöre zu den Schlusslichtern bei der Finanzierung von Frauenhäusern, kritisierte Dr. Dorothea Kliche-Behnke, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion. „Wir dürfen nicht weiter die Situation so bestehen lassen, dass es entweder Glück oder Pech ist, in welchem Landkreis ich wohne, wenn ich Hilfe suche als Frau“, so die Landtagsabgeordnete.
Spenden helfen bei Kosten
Das Ludwigsburger Frauenhaus habe nach eigenen Angaben noch keine Frau ablehnen müssen, doch in anderen Frauenhäusern käme dies durchaus vor. Ausstehende Kosten, die weder durch die Kommunen noch das Land gezahlt würden, finanziert der Verein durch Spenden. Diese sammeln Frauen für Frauen zum Beispiel durch Kunstversteigerungen und andere Aktionen. „In einem guten Jahr können dadurch bis zu 60 000 Euro Zustande kommen. Aber leider eben nicht immer“, sagt Arezoo Shoaleh. Auch Judith Rapp, Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Ludwigsburg wünscht sich eine schnelle Lösung und kritisiert: „Wenn es hier nicht um Gewalt an Frauen ginge, sondern um Digitalisierung, hätten wir schon längst eine Lösung für dieses Problem.“