Freiberg Hundekotbeutel türmen sich zu Plastikbergen auf

Von Uwe Roth
Landwirte weisen Hundehalter mit Schildern darauf hin, ihre Vierbeiner von  landwirtschaftliche Flächen fern zu halten.  ⇥ Foto: Factum/Simon Granville 

Ökologisch abbaubare Tüten für die Hinterlassenschaften von Fiffi und Co stoßen auf wenig Gegenliebe.

Der Freiberger Bürgermeister Dirk Schaible war eigentlich überzeugt, das Thema Hundekotbeutel sei passé. Überall auf den Feldern hängen die Boxen mit den schwarzen Tüten für Fiffis Hinterlassenschaften – und gut ist.

Doch die Diskussion um Plastikmüllberge hat einen Strich durch die Rechnung des Freiberger Schultes gemacht. Auf Antrag der Offenen Grünen Liste (OGL) sollte die Verwaltung ergründen, ob Tüten aus einem biologisch abbaubaren Material, wie etwa Maismehl, tatsächlich viel teurer sind als die aus billigem Kunststoff, die die Stadt für Hundebesitzer bereithält.

Und der Rathauschef hat recherchiert. Schaible kommt danach zu dem Ergebnis, dass die Hundesteuer von derzeit 120 auf 160 Euro im Jahr steigen müsse, sollte es die feinere Ökovariante sein. Diese sei aber nicht nur wegen der höheren Kosten unsinnig, sondern auch wegen des Entsorgungswegs: Hundekot darf nicht in die Biotonne. Er muss in den Restmüll und wird verbrannt.

In der Stadt sind rund 16 000 Einwohner und 682 Hunde gemeldet. Zahlen zu den Exkrementen der Vierbeiner zeigen, dass Kleinvieh tatsächlich eine Menge Mist macht: 160 000 Tüten aus Polyethylen hat das Rathaus im Jahr 2016 ausgegeben. Inzwischen sind es pro Jahr gar 440 000 Stück. Ein Beutel wiegt 1,7 Gramm. Das macht zusammen ein Leergewicht von 748 Kilogramm. Die Kommunen rechnen mit durchschnittlich 60 Gramm pro Hundehaufen. In den städtisch gesponserten Beuteln kommen somit übers Jahr mehr als 27 Tonnen Plastik und Hundekot zusammen, die aus Freiberg in einen Müllofen geliefert werden.

In der Kreisstadt Ludwigsburg kommen nach Angaben einer Rathaussprecherin 112 Tonnen Hundekot in die 1,25 Millionen Beutel, die die Stadtreinigung jährlich ausgibt und wieder einsammelt. Dazu kommt das Gewicht der Tüten von 2,5 Tonnen. Bei der Stadt fallen laut Verwaltung in der Summe sämtlicher Kosten 120 000 Euro im Jahr an. Vor zehn Jahren standen gerade einmal 96 5000 Hundekottüten auf dem Bestellzettel des Beschaffungsamts. 2600 Hunde sind in der Stadt registriert.

Eine Ordnungswidrigkeit

Wie viele Beutel tatsächlich im Mülleimer landen, weiß niemand genau. Nicht wenige bleiben gefüllt in der Landschaft liegen. Die Hundehalter gehen davon aus, dass die Stadtreiniger den Dreck wegschaffen. Wer Hundekot liegen lässt, begeht eine Ordnungswidrigkeit.

Das Bußgeld ist unterschiedlich hoch: In Ludwigsburg zahlt der ertappte Hundehalter 25 Euro, in Freiberg bis zu 150 Euro. Die Gefahr, erwischt zu werden, scheint nicht all zu groß zu sein.

Die Diskussion um den Biobeutel ist auch in Ludwigsburg geführt worden. Man habe davon abgesehen, diese anzuschaffen, so eine Sprecherin. Bei abbaubaren Stoffen würden die Hundebesitzer dazu animiert, die gefüllten Beutel an Ort und Stelle liegen zu lassen oder in Wiesen und Wälder zu werfen, weil es vermeintlich Biomüll ist. Den Landwirten schade es aber enorm, wenn in Wiesen, die als Futtermittel dienten, Hundetüten lägen und das Heu verunreinigten.

 
 
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