Freiberg Schuppen wird zum Aushängeschild

Von Erik Müller
Besitzer Jürgen Kiefer, Architekt Stefan Kling, der Beigeordnete der Stadt Stefan Kegreiß und Bürgermeister Dirk Scheible im Güterbahnhof. Foto: Werner Kuhnle

Nach langem Leerstand tut sich seit Mittwoch etwas im Güterschuppen Gleis 1 am Freiberger Bahnhof.

Der Güterschuppen Gleis 1 am Bahnhof in Freiberg steht seit geraumer Zeit nicht nur leer, sondern im Fokus der Freiberger Öffentlichkeit. 2016 scheiterte das Genossenschaftsprojekt „Güterschuppen Gleis 1“, da nicht genug Anteile von Bürgern oder Unternehmen gezeichnet wurden. Das kulturelle Bürgerprojekt Güterschuppen musste aufgegeben werden. Und das trotz eines städtischen Zuschusses von 250 000 Euro, falls das Projekt zustande käme, einer Reservierungsfrist für das Gebäude bis Ende 2016 sowie einer mietfreien Nutzung für Kulturveranstaltungen. In Summe fehlte eine halbe Million Euro, und die Stadt wollte nicht als Investor einspringen.

Die richtigen Partner am Start

2017 wurde dann endlich der Vertrag mit dem neuen Besitzer Jürgen Kiefer unterschrieben. Kiefer ist Unternehmer aus Marbach. Er war seinerzeit der einzige Interessent für das Objekt. Sein Metier sind von Hause aus interessante Bauvorhaben und Gebäudetechnik. Zusammen mit Stefan Kling, freier Architekt aus Ludwigsburg, sind die beiden die kreative Keimzelle für das Hotelprojekt am Freiberger Bahnhof. Beide haben langjährige Erfahrungen mit Sanierung und Reaktivierung von Altbauten. So gehört das Ärztehaus in Marbach beispielsweise in das Portfolio der beiden.

Seit zwei Monaten wird nun am Güterschuppen gearbeitet. „Erstmal alles raus, was nicht zu gebrauchen war, um Platz zu schaffen für die Arbeitsvorbereitungen. So wie das Gebäude bestand, war es nicht tauglich für unser Vorhaben. Die Kunst war es schon in der Planungsphase, den Denkmalschutz zu berücksichtigen und das technisch Mögliche auszureizen“, sagt Kling.

Den Denkmalschutz, die Auflagen und das Gebäudekonzept unter einen Hut zu bringen sei dabei nicht so einfach. „Wir bauen quasi ein Haus im Haus. Der bestehende Schuppen könnte niemals die statischen Lasten eines modernen dreistöckigen Gebäudes aufnehmen. Deswegen sorgen wir für eine eigene Basis“, erklärte Kling. 15 Meter tief wurde in die Erde gebohrt, um eine solide Basis zu schaffen. „Und weil wir keine Säulen im über 180 Quadratmeter großen Gastraum haben wollten, werden die später eingebrachten Betondecken von der Dachkonstruktion getragen“, so der Architekt.

Eröffnung 2020 geplant

1,4 Millionen Euro sind für den Umbau eingeplant. Und Kiefer ist zuversichtlich, dass er das Budget halten wird. „Dadurch, dass ich meine eigene Firma als Projektpartner mit ins Boot hole, kann ich natürlich ganz anders rechnen und in den einzelnen Bauabschnitten schneller und flexibler reagieren. Das spart Zeit und Geld.“

Ende 2020 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Und schon ab Juli soll man auf der großzügigen, durch das originale Schleppdach geschützten Terrasse den vorbeifahrenden Zügen hinterherschauen können. Geschützt vor Lärm durch eine Schallschutzwand und etagenhohe Glaswänden.

Unter Denkmalschutz

Der Güterschuppen steht unter Denkmalschutz. Er ist Teil eines Essembles, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts, zusammen mit zwei weiteren Gebäuden: dem Bahnhofsgebäude und dem Stellwerk. „In dieser Konstellation ist dieses Ensemble hier in der Gegend wirklich einmalig“, so Dirk Schaible.

Freibergs Bürgermeister ist mit der Wahl des neuen Besitzers zufrieden: „Nicht zuletzt hat uns das gastronomische Konzept überzeugt.“ Bringt es doch mit seinen zwölf Hotelzimmern Übernachtungskapazitäten mit sich, die die ortsansässige Industrie schon lange fordert.

Das Gastrokonzept steht schon. Und ein Betreiber ist wohl auch schon im Gespräch. „Wir streben eine ehrliche, gutbürgerliche Küche an, die mit einfachen Gerichten an eine Berghütte erinnern wird“, sagte Kiefer. Und der Name der neuen bahnhofsnahen Attraktion? Da lässt sich Jürgen Kiefer nicht in die Karten schauen. Nur soviel: es wird irgendetwas mit den Bergen, Freiberg und der Bahn zu tun haben.

 
 
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