Freiberger Neuzugang Mauersberger Den Spaß am Kicken wiedergefunden

Von Daniel Haug
Christian Mauersberger studiert Theologie und kickt in der Oberliga.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Mit einer bewegten Laufbahn und dem südbadischen Pokalsieg im Rücken startet Neuzugang Christian Mauersberger ab dieser Woche beim Fußball-Oberligisten SGV Freiberg durch.

Ein perfekter Abschied ist wohl das, was Christian Mauersberger am Samstag erlebt hat. Parallel zum Oberligaauftakt seines neuen Vereins SGV Freiberg, gewinnt der 25-Jährige mit seinem bisherigen Klub 1. FC Rielasingen-Arlen durch ein 3:0 gegen den SV Oberachern den südbadischen Landespokal. „Ich habe in Rielasingen wieder den Spaß am Kicken gefunden und der Pokalsieg ist das I-Tüpfelchen zum Abschluss. Jetzt komme ich mit einem richtig guten Gefühl nach Freiberg“, sagt Mauersberger.

Beide Vereine hatten sich darauf verständigt, dass der Mittelfeldspieler die Pokalsaison in Südbaden zu Ende spielt. Beim SGV hat er schon einige Male mittrainiert und ein Testspiel bestritten. Eine ungewöhnliche Situation für Mauersberger, der vor zwei Jahren in seinem Leben einmal komplett den Resetknopf gedrückt hat. Nachdem sich 13 Jahre lang alles nur um Fußball gedreht hat.

Anfänge in Chemnitz

Aufgewachsen im Erzgebirge („Im Herzen bin ich ein Ossi“), wechselt er mit zwölf Jahren zum Chemnitzer FC. Dort geht er auf die Sportschule, lebt im Internat, unter anderem zusammen mit dem späteren Kugelstoß-Weltmeister David Storl und Turnerin Pauline Schäfer. „Da habe ich gesehen, was andere Sportler für den Erfolg leisten müssen und was es für ein Privileg ist, Fußballer zu sein“, erinnert sich Mauersberger, der als Junioren-Nationalspieler zusammen mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry aufläuft.

Abitur statt FC Bayern

Als 15-Jähriger schlägt er Angebote vom FC Bayern, Borussia Dortmund und VfL Wolfsburg aus. „Manchmal frage ich mich, wie es gelaufen wäre, wenn ich zu einem großen Verein gewechselt wäre.“ Dafür macht Mauersberger sein Abitur und 30 Drittliga-Spiele für den CFC, lernt dabei aber auch die negativen Seiten des Fußballgeschäfts kennen. „Ich bin in ein paar Fettnäpfchen getreten und in einer Schublade gelandet.“ 2015 geht Mauersberger für zwei Jahre zu Schalkes U23. Nachdem er anschließend beim Drittligisten FSV Zwickau nicht so zum Zug kommt, überdenkt er seine Situation. „Ich bin jemand, der alles hinterfragt. Im Urlaub am Bodensee hatte ich die besten zwei Wochen meines Lebens und gesehen, dass es Wichtigeres gibt.“

Mit dem christlichen Glauben ist Mauersberger schon früher in Berührung gekommen. „Ich war Christ auf dem Papier, aber habe nicht nach der Bibel gelebt.“ Das ändert sich im Sommer 2018. „Ich habe mich nochmal taufen lassen und ein neues Leben begonnen“, sagt Mauersberger, der daraufhin seine Profikarriere beendet und für ein Gemeindepraktikum nach Konstanz geht. „Das war die beste Entscheidung meines Lebens. Seither habe ich einen inneren Frieden gefunden.“

Der Fußball spielt aber weiterhin eine wichtige Rolle. Mit dem 1. FC Rielasingen-Arlen findet er einen ambitionierten Verein, steigt von der Verbands- in die Oberliga auf. Privat möchte Mauersberger noch mehr über den Glauben erfahren und wird auf das Theologiestudium am Bibelstudienkolleg in Ostfildern aufmerksam. Freibergs Sportdirektor Christian Werner hatte ihn unabhängig davon bereits im Januar kontaktiert. Nach einer ersten Absage von Mauersberger kommen beide Seiten doch noch zusammen. Seit Montag ist Mauersberger offiziell Freiberger, wohnt aber zunächst in Stuttgart. Ab Oktober möchte er eine Wohnung in der Nähe des Wasenstadions beziehen. Dann beginnt auch das Studium.

SGV-Trainer Evangelos Sbonias freut sich über die verspätete Verstärkung. „Christian ist ein feiner Charakter und offensiv flexibel einsetzbar.“ Ursprünglich ist der Sachse ein klassischer Zehner. „Bei den DFB-Junioren bin ich nicht an Max Meyer vorbeigekommen und auf Außen ausgewichen. Ich kann aber auch als Achter, Innenverteidiger und notfalls im Tor spielen“, sagt der 1,70 Meter große Rechtsfuß mit einem Augenzwinkern.

Von der spielerischen und menschlichen Qualität des Neuzugangs können sich die Freiberger schon an diesem Mittwoch im WFV-Pokalspiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach überzeugen. Vielleicht gelingt Christian Mauersberger hier – mit der Rielasinger Pokaleuphorie im Rücken – dann der perfekte Einstand.

 
 
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