Man muss nicht um die halbe Welt fliegen, um schöne Wanderungen unternehmen zu können, auch die unmittelbare Umgebung hat einiges zu bieten. „Alle Waldgebiete Bietigheim-Bissingens sind einen Spaziergang wert“, sagt Sigrid Hirsch, die Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Bietigheim-Bissingen. Ihre Empfehlung lautet: Auch mal die verschlungenen Pfade entlang zu gehen, auf Pflanzen, Kleintiere oder Pilze zu schauen, das lohne sich. Allerdings: „Überall bei uns bitte den Mücken- und Zeckenschutz nicht vergessen!“
Freizeittipps in Bietigheim-Bissingen Auch mal die verschlungenen Pfade entlang gehen
Die BZ fragt Vereine nach ihren Freizeittipps für Daheimgebliebene. Der Nabu stellt naturkundliche Wanderrouten in der Umgebung vor.
Graureiher und Frösche
Für die BZ hat Sigrid Hirsch einige Touren zusammengestellt, die aus Sicht des Nabu empfehlenswert sind. Tour 1 ist eine kleine Rundwanderung, die am Parkplatz Häckselplatz in Bissingen beginnt. Von dort geht es Richtung Schellenhof, vorbei an einem kleinen See mit Teichhuhn, Enten, Graureiher, Fröschen, Teichrohrsänger und Libellen. Es folgt eine Infotafel, vor dem Schellenhof sollte man auf dem Teerweg nach oben rechts abbiegen und hoch bis zum Feldkreuz und zur Friedenseiche gehen. Von hier bietet sich ein Blick auf Bissingen. Danach geht es bergab bis links ein alter Weinbergunterstand kommt. Hier biegt man links ab bis zum Weg über der Enz. Wieder links geht es bis zum Sonnenberg mit einem Ausblick auf das Enztal und eine Reiherkolonie. Zurück geht’s zum Schellenhof mit der Möglichkeit zur Einkehr und an dem See vorbei wieder zum Parkplatz. Tourenlänge: etwa zwei Kilometer.
Blick auf das Enztal
Tour 2 startet ebenfalls am Parkplatz Häckselplatz in Bissingen und führt aufwärts zum Rotenackerwald mit einem Mühlen- und Ruinenblick. Die weitere Tourbeschreibung: im Wald geradeaus bis zur Enzkante, dann links halten, immer die Kante entlang bis zum Enzblick. Dort hat man das Leudelsbachtal, Enztal und Sachsenheim vor sich. Die Tour führt weiter vorbei an der Infotafel zum Biotop Hammelrain, den Hammelrain abwärts (Vorsicht: recht steil), unten ins Tal des Leudelsbachs (Biotop-Bach). Dort biegt man rechts ab bis zur Mündung des Leudelsbachs in die Enz, danach wieder rechts die Enz entlang – hier gibt es Gänsesäger, Enten und Graureiher – bis zu Resten des Mühlkanals in der Enz. Nun geht es rechts steil hoch zum Schellenhof und über den See wieder zum Parkplatz. „Im Rotenackerwald kann man Schwarzspecht, Hohltaube und Kolkrabe hören“, so die Nabu-Vorsitzende mit Blick auf die Vogelwelt. Tourenlänge: etwa vier Kilometer.
Tour 3 beginnt am Waldparkplatz Kammgarnspinnerei/Naturfreundehaus. Hier wandert man den Teerweg entlang durch Wiesen und Felder um den Hirschberg. Bei diesem handelt es sich um einen Umlaufberg. „Früher floss die Enz hier entlang und unterhalb des Brachberges weiter“, erläutert Hirsch.
Suche nach „Kartoffelsteinen“
Es lohne sich, am Feldrand nach „Kartoffelsteinen“ zu suchen. „Das sind runde rote Buntsandsteine, die die Enz aus dem Schwarzwald hierher transportiert hatte.“ Die Wanderung führt weiter ins Brachberger Tal hinunter, dann geradeaus und am Wald rechts bergauf den Waldweg in Kehren bis zum Brachberghaus. Das CVJM-Heim ist manchmal sonntags bewirtschaftet. Hier gibt es einen kleinen Spiel- und Vesperplatz mit einem schönen Blick in ein Tal ohne Straße. Zurück geht’s den gleichen Weg. Länge: etwa zwei Kilometer.
Tour 4: Ausgangspunkt ist wieder der Waldparkplatz Kammgarnspinnerei/Naturfreundehaus. Gewandert wird auf dem Teerweg unterhalb des Hirschbergs um ihn herum bis zur Kreuzung, dann biegt man links ab ins Löchgauer-/Hasental. Die weitere Route: das Tal entlang bis links der „Krumme Weg“ schräg aufwärts führt. Oben angekommen links halten, an Mammutbäumen und Schwarznussbäumen vorbei immer geradeaus Richtung Enztal, immer im Wald bis später am Waldrand entlang zur Kreuzung mit einer Infotafel. Dann geht’s links in den Wald und die „Pfaffensteige bergab bis zum Waldparkplatz. „Auch hier kann man Kolkrabe und Schwarzspecht hören“, so die Nabu-Vorsitzende, man komme durch eine sehr schöne Waldvegetation. Länge: etwa vier Kilometer.
Rund 500 Nistkästen aufgehängt
Wer in der Gruppe die Natur erleben will, hat die Möglichkeit, an den Touren des Nabu teilzunehmen. Hauptaugenmerk der rund 200 Mitglieder starken Ortsgruppe Bietigheim-Bissingen liegt auf kostenlosen vogelkundlichen und naturkundlichen Führungen. „Außerdem haben wir in den Waldgebieten Bietigheim-Bissingens rund 500 Nistkästen aufgehängt, die ab Oktober gereinigt werden“, erzählt die Vorsitzende. Dabei werden auch die einstigen und aktuellen Bewohner und der Zustand dokumentiert.
Am 5. September um 9 Uhr bietet der Nabu zudem im Rahmen des Kinderferienprogramms eine Nistkastenreinigung im Rotenackerwald (am Anfang von Tour 2) an. „Meist finden wir noch Siebenschläfer vor, die noch nicht im Winterschlaf sind“, erzählt Sigrid Hirsch. Es können sich noch Grundschulkinder anmelden.
Auch zu den Monatsrunden des Nabu seien alle eingeladen. Hier werden aktuelle Beobachtungen ausgetauscht und meist folgt noch ein naturkundlicher Vortrag.