Für eine Bietigheimerin geht es mit 17 Jahren nach Ecuador „Es ist eine Traumstelle für mich“

Von Sandra Bildmann und Rena Weiss
Clara Piro verlässt ihr Zuhause in Bietigheim-Bissingen und geht für ein Jahr nach Ecuador.⇥ Foto: Martin Kalb

Die Abiturientin Clara Piro geht im September im Rahmen eines Freiwilligendienstes für zehn Monate nach Ecuardor. Die Pandemie mache ihr keine Angst.

Der interkulturelle Austausch ist mir total wichtig“, sagt Clara Piro im Gespräch mit der BZ und präzisiert: „Ich habe das Gefühl, in der deutschen, europäischen Blase zu leben. Mir gefällt es hier sehr gut, aber ich habe richtig Lust drauf, mal etwas ganz anderes zu sehen. Ich glaube, dass ich denen dort etwas dalassen kann, aber dass sie mir auch etwas geben können und dass ich mein Weltbild verändern kann.“ Sie, das sind Ecuadorianer. Denn die 17-Jährige geht nach ihrem Abitur für einen Freiwilligendienst nach Südamerika.

Organisiert wird Piros Aufenthalt von ihrer Entsendeorganisation, dem Verein „Open Door International“ (ODI) mit Sitz in Köln. Er kooperiert mit dem 2008 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gegründeten Programm „weltwärts – der entwicklungspolitische Freiwilligendienst“. In den ersten zehn Jahren nahmen nach Angaben des BMZ rund 34 000 junge Menschen zwischen 18 und 28 Jahren daran teil. Drei Viertel der Projektkosten werden vom Bund übernommen. Für den Rest muss sie selbst aufkommen. Claro Piro sucht deswegen Förderer, die sie mit einer Spende unterstützen.

Zehn Monate weg

„Ich bin dann zehn Monate einfach weg“, sagt Piro unerschrocken und lacht. Bedenken hat sie keine – außer vielleicht die sprachliche Barriere am Anfang. Denn Spanisch kann die 17-Jährige noch nicht und wird auch erst vor Ort einen einwöchigen Sprachkurs besuchen können. Die Grundlagen in Grammatik und Vokabeln will sie sich aber vorher schon mal selbst aneignen, sagt Piro, die im Frühjahr das Lichtenstern-Gymnasium in Sachsenheim abschließt. „Für mich war immer klar, ich möchte nicht direkt studieren“, erklärt sie in einer eigens vorbereiteten Spendenmappe.

Auf ihren Aufenthalt und ihre Arbeit dort vorbereitet wird sie zusammen mit den anderen Freiwilligen in einem zehntägigen Seminar von ODI. Die Gruppe wird sich später über ganz Ecuador verteilen und in unterschiedlichen Gastfamilien untergebracht sein, erzählt die Bietigheim-Bissingerin.

Sie selbst wird beim „El Musican Project“ eingesetzt, das eine Musikschule mir rund 40 Schülern in der Nähe der Hauptstadt Quito unterstützt. Piros Angaben zufolge handelt es sich dabei um sozial benachteiligte Kinder. „Was ich dort mache, hängt davon ab, wie schnell ich die Sprache lerne und wie kompetent ich eingeschätzt werde, was Musik angeht“, sagt Clara Piro. Die Musik sei zwar nicht der primäre Grund für ihr Vorhaben, betont Piro, aber die Kombination aus Auslandserfahrung, sozialem Engagement und Musik finde sie für sich ideal. „Diese Stelle ist eine Traumstelle für mich, denn meine große Leidenschaft ist die Musik.“ Denn sie spielt mehrere Instrumente, war als Oboistin bereits mit dem Bundesjugendorchester unterwegs, ist seit dem Kindergarten Mitglied der Musikschule Bietigheim-Bissingen und nimmt seit rund einem halben Jahr Gesangsunterricht. Als späteren Beruf kann sie sich Musik auf Lehramt gut vorstellen. Für ihre Zeit in Ecuador hofft Piro, dass sie Kinder unterrichten darf – nicht nur in Musik, sondern möglicherweise auch in anderen Fächern wie Englisch und Mathematik.

Instrumente aus recycelten Materialien

Zu „El Musican Project“ gehört auch eine Recycling-Komponente. Hierbei werde es in erster Linie um Recherche-Arbeit gehen, vermutet Piro. Außerdem sollten Instrumente aus recycelten Materialien hergestellt, die teilweise den Kindern in Ecuador zur Verfügung gestellt werden. Aus dem Verkaufserlös des anderen Teils wiederum sollen neue Instrumente gebaut werden.

Los gehen soll es im September. „Ich gehe einfach mal davon aus, dass es stattfindet. Sonst könnte ich es ja gleich lassen“, findet Piro. Seitens der Organisation habe man ihr bereits zugesichert, dass eine Ersatzbeschäftigung gesucht werde, für den Fall, dass das Ecuador-Projekt aufgrund des Coronavirus abgesagt werden müsste.

Weitere Informationen zur Spendenmöglichkeit sowie zu Clara Piros Freiwilligendienst gibt es per E-Mail an $(LEmailto:c.piro@gmx.de:c.piro@gmx.de)$ bei der Bietigheim-Bissingerin direkt.

Info Das Auswärtige Amt schreibt, dass Ecuador sehr stark von Covid-19 betroffen ist, insbesondere die Region in und um die Hauptstadt Quito, wohin es Clara Prio zieht. Ecuador ist daher seit dem 31. Januar als Gebiet mit besonders hohem Infektionsrisiko (Hochinzidenzgebiet) eingestuft. In Quito gab es ab dem 17. März 2020 eine weitgehende Ausgangssperre. Einkäufe von Lebensmitteln, Arztbesuche und Ähnliches waren ausgenommen.

 
 
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