Für Sanierung des Dreimeterturms WM-Teilnehmerin schwimmt im Duell gegen Freiberger Bürgermeister

Von Anna-Sophie Kächele
Leistungssportlerin Maya Werner mit ihrem Schwimmlehrer Rainer Schweisser und Bürgermeister Jan Hambach (rechts) Foto: Andreas Essig

Maya Werner qualifierte sich gerade erst für die WM in Singapur, Jan Hambach springt für den guten Zweck ins Becken: Beim besonderen Schwimm-Event im Freiberger Stadtbad trifft Heimatgefühl auf Spitzensport.

Freiberg ist für seine Weltrekorde bekannt - die längste Maultasche, 1111 Sprünge vom Dreimeterbrett oder jüngst die Meilenstaffel – und wenn gerade kein neuer Rekord gebrochen wird, überlegen sich Uwe Luckscheiter und Ralf Dickenbrock vom Turn- und Sportverein Freiberg eine andere außergewöhnliche Veranstaltung. In dem Fall: ein Wettschwimmen zwischen Spitzensportlerin und Bürgermeister, Maya Werner gegen Jan Hambach.

Uwe Luckscheiter und Ralf Dickenbrock schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe – sie sammeln Spenden für den Dreimeterturm im Freiberger Stadtbad, der seit 2021 auf seine Sanierung wartet, und richten den Scheinwerfer auf eine Sportart, die neben der Überpräsenz des Fußballs häufig untergeht. Schwimmen.

Freibergs Schwimm-Talent im Wettkampf mit dem Bürgermeister

Maya Werner, 20 Jahre alt, ist Ur-Freibergerin. In dem Stadtbad hat sie schwimmen gelernt. Ihr damaliger Schwimmlehrer Rainer Schweisser gibt den Startschuss. Er erinnert sich noch gut an die ehrgeizige, unerschrockene Vierjährige, die er damals unterrichtet hat – und ist „froh und stolz, dass sie in meinem Bädle gegen den Bürgermeister schwimmt“.

Veranstalter Uwe Luckscheiter und Ralf Dickenbrock (links und rechts) nach dem Wettkampf mit Bürgermeister Jan Hambach und Maya Werner  Foto: Andreas Essig

Bei den deutschen Meisterschaften in Berlin hat die Sportlerin zweimal Silber geholt und sich ein WM-Ticket für die vier Mal 200 Meter Staffel in Singapur gesichert. Bei einem Geheimtraining habe sich herausgestellt, dass Bürgermeister Jan Hambach ein guter Schwimmer sei, erzählt Uwe Luckscheiter vor dem Wettschwimmen. Er habe deshalb die Distanzen angepasst, damit es möglichst spannend wird. In einem ersten Durchlauf schwimmt Jan Hambach 100 und Maya Werner 150 Meter, nach 15 Minuten Pause legt der Bürgermeister 200 Meter und Maya Werner 350 Meter zurück.

Gleichstand für Maya Werner und Jan Hambach – das schreit nach einer Wiederholung in der Zukunft. Foto: Andreas Essig

Uwe Luckscheiter schlägt dafür folgenden Wetteinsatz vor: Verliert Jan Hambach, muss er in einem zweiten Wettkampf gegen Maya Werner zehn Stadträte finden, die in der Staffel jeweils 50 Meter schwimmen. Verliert Maya Werner, muss sie eine Wasserprobe aus dem WM-Becken in Singapur mitbringen. Uwe Luckscheiter setzt mit einem Augenzwinkern noch einen drauf: Wenn Maya Werner es 2028 nach Los Angeles zu den Olympischen Sommerspielen schafft, muss ein Antrag gestellt werden, dass das Stadtbad in das Maya-Werner-Bad umbenannt wird. Ein Stadtbad hat schließlich jede Stadt – eine Spitzensportlerin nicht.

Publikum feuert Maya Werner lautstark an

Am Dienstagnachmittag stehen also Jan Hambach und Maya Werner auf den Startblöcken, um das Becken herum das Team hinter der Veranstaltung, Bademeister, Schüler – und Maya Werners Familie. Seit sie 2024 an den Bundesstützpunkt Magdeburg gewechselt ist, sehen ihre Großeltern und Eltern sie deutlich seltener. Heimspiel für die 20-Jährige. „Es ist ganz surreal“, sagt ihr Vater Ullrich Werner, der früher viel Zeit mit seinen Kindern im Freiberger Stadtbad verbracht hat. „Uns war immer wichtig, dass sie früh schwimmen lernen“, sagt er.

Uwe Luckscheiters Plan geht auf: Besonders beim zweiten Wettkampf wird es am Ende spannend, der Jubel des Publikums schwillt an. Während sie im ersten Durchlauf klar gewinnt, lässt sich Jan Hambach beim zweiten Durchlauf nicht überholen. Und jetzt? Irgendwann ein zweiter Wettkampf. „Ich kann es nicht bei unentschieden stehen lassen“, sagt die 20-Jährige im Anschluss. Dirk Geiger, der 1998 genau 1111 Mal vom Dreimeterbrett gesprungen ist, überreicht die Medaille.

Ungewohnt für Maya Werner: Am Dienstag muss sie erst 50 dann 150 Meter aufholen. Foto: Andreas Essig

Das Ergebnis scheint tatsächlich aber zweitrangig zu sein – Freiberg feiert am Dienstag seinen Bürgermeister, der für so einen Spaß zu haben ist und eine Spitzensportlerin, die sich trotz ihres vollen Terminkalenders Zeit nimmt. „Das ist nicht selbstverständlich, dass du was zurückgibst“, sagt Jan Hambach zu ihr. Wer weiß, vielleicht hat Maya Werner jetzt einige Livestream-Zuschauer mehr Ende Juli. „Schwimmen ist eine Randsportart mit weniger Sendezeit und weniger Aufmerksamkeit“, sagt sie. Dagegen helfen auch kleine Veranstaltungen wie die in Freiberg.

 
 
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