Fußball auf Bezirksebene Relegation wird für ein Jahr ausgesetzt

Von Michael Nachreiner
Große Emotionen und viele Zuschauer – das ist das, was ein Relegationsspiel wie hier die Partie des FC Marbach gegen die Spvgg Besigheim besonders macht. Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Keppler

Um im Zuge der Strukturreform die Staffeln in den betroffenen Bezirken zusammenzuführen, wird 2023/24 im gesamten WFV-Gebiet auf Bezirksebene auf Entscheidungsspiele verzichtet.

Die Reform des Württembergischen Fußball-Verbands (WFV), bei der die Anzahl der Bezirke von 16 auf zwölf reduziert wird und damit bis zum Ende der Spielzeit 2024/25 die Staffeln in den neu geschaffenen Bezirken schrittweise zusammengeführt werden, wirft schon jetzt seine Schatten voraus. Bei der Verabschiedung des Rahmenterminplans für die Saison 2023/24 hat der WFV-Verbandsspielausschuss in Abstimmung mit den Führungen der Bezirke beschlossen, dass in der neuen Runde keine Relegation auf Bezirksebene ausgetragen wird.

Befürchtung von mehr Langeweile

„Ich habe kein schönes Bauchgefühl“, ist Simon Herbst’ erste Reaktion auf die Neuigkeiten. Und der Trainer der Spvgg Besigheim, die schon seit Jahren um den Aufstieg in die Bezirksliga Enz/Murr kämpft, zuletzt aber in der entscheidenden Runde der Relegation am FC Marbach gescheitert ist, fügt noch hinzu: „Ich finde die Aussetzung der Relegation schade. Es geht eine Möglichkeit verloren, aufzusteigen. Auch der sportliche Anreiz wird geringer. Platz zwei spielt für eine größere Gruppe von Mannschaften eine Rolle.“

Ins gleiche Horn bläst Eric Schmidtke. „Die Aussetzung der Relegation erhöht von Beginn an den Druck auf die Teams, wenn sie wissen, dass nur der erste Platz nach oben geht“, berichtet der Spielertrainer des VfR Sersheim, der sich auch schon seit mehreren Jahren den Aufstieg in die Bezirksliga auf die Fahnen geschrieben hat. „Wenn jetzt Rang eins nicht mehr in Reichweite ist, bleibt der April und der Mai dennoch spannend, weil man immer noch die Chance auf den Aufstieg hat.“

Die besonderen Spiele fallen weg

Zum anderen fällt ein Jahr lang die Phase im Fußball weg, die in anderen Sportarten die fünfte Jahreszeit genannt wird: die Playoffs, denen die Relegation ähnlich ist. „Die Relegationsspiele sind sehr intensiv – im positiven Sinn. Sie sind für die Spieler etwas Besonderes – und auch für die Fans“, ist sich Herbst sicher.

Auch Ingo Ernst bedauert die Aussetzung der Relegation in der Saison 2023/24. „Wir bedauern die Auswirkungen für unsere Vereine“, erklärt der Vorsitzende des Bezirks Enz/Murr. Er und seine Kollegen aus dem Vorstand hatten gegen die Umsetzung der Pläne des WFV gekämpft. „Der Bezirk Enz/Murr hatte sich gemäß unserer Überzeugung und eines gültigen Vorstandsbeschlusses für die Durchführung der Relegation auf Bezirksebene ausgesprochen und dies auch im Abstimmungsverhalten gezeigt“, berichtet Ernst. Doch die Mehrheit der Abstimmungsberechtigten sah die Lage anders. Und dem Votum beugt sich auch der Bezirk Enz/Murr. „Wir werden die demokratisch getroffene Entscheidung respektieren“, erklärt der Oßweiler.

Entscheidung wird unterstützt

Auch Herbst und Schmidtke respektieren, dass eine verbandseinheitliche Regelung getroffen wurde. „Die Umstrukturierung der Bezirke macht so eine Entscheidung notwendig. Es wäre schwierig gewesen, für verschiedene Bezirke unterschiedliche Regelungen zu treffen“, berichtet der Sersheimer Spielertrainer. Und sein Kollege aus Besigheim ergänzt: „Ich kann die einheitliche Handhabung verstehen. Bei der nächsten Reform trifft es vielleicht uns. Und dann hoffen wir auch auf eine Gleichbehandlung. Außerdem nimmt man uns ja nicht die Chance auf den Aufstieg. Der wird nur ein Jahr lang verschärfter ausgespielt.“

Beide Coaches hätten sich aber die Beibehaltung der Relegation im Bezirk Enz/Murr gewünscht, der von der Reform überhaupt nicht tangiert wird.

 
 
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