Fußball: Bissinger 2:4-Pleite Lektion für naive Nullachter

Von Andreas Eberle
Benedikt Landwehr bei einem seiner gefährlichen Sturmläufe über die linke Angriffsseite. Hier hängt der Bietigheim-Bissinger Flügelflitzer mit Marcel Sieber (links) und Fabio Pfeifhofer gleich zwei Gegenspieler vom FC Holzhausen ab. Foto: /Avanti/Ralf Poller

Der FSV 08 Bietigheim-Bissingen leistet sich gegen Oberliga-Neuling FC Holzhausen einige Aussetzer zu viel und verliert 2:4. Torhüter Burkhardt platzt der Kragen.

Wer am Samstagnachmittag nur mit minimalster Verspätung auf dem Sportgelände am Bruchwald aufkreuzte, hat das wohl schnellste Tor in dieser Oberliga-Spielzeit verpasst: Bereits nach 17 Sekunden köpfte Pascal Schoch den Ball zum 1:0 für den FC Holzhausen ins Netz. Immerhin fünf weitere Treffer konnten auch die Nachzügler unter den 270 Zuschauern noch miterleben. Am Ende gewann der Newcomer aus dem Kreis Rottweil beim FSV 08 Bietigheim-Bissingen verdient mit 4:2.

Zwei Ursachen machte Markus Lang für die zweite Heimniederlage in Folge aus: eine schlechte Chancenverwertung und die individuellen Fehler, die dreien der vier Gegentreffer vorausgegangen waren. „Du kannst nicht immer drei oder vier Tore schießen. Zwei müssen daheim auch mal reichen“, grantelte der 08-Coach und machte aus seiner schlechten Laune keinen Hehl: „So eine Leistung stinkt mir. Über einzelne Geschichten müssen wir reden.“

Laienhaftes Abwehrverhalten

Eine dieser „Geschichten“ war das Abwehrhalten beim ersten Angriff des FCH. Bei einer Flanke von Fabio Pfeifhofer rutschte erst Wissem Aouadi weg und verpasste so den Ball. Schwerer wog aber, dass Steven Keklik beim Kopfstoß von Schoch im Fünfmeterraum nur Spalier stand. „Das ist einfach nicht Oberliga-Niveau, das habe ich ihm auch gesagt. Als Innenverteidiger brauche ich da Kontakt – zumal wir über die Gefahr des Gegners im Strafraum gesprochen haben. Das war mir zu laienhaft verteidigt“, kritisierte Lang.

Es blieb allerdings nicht der einzige folgenschwere 08-Patzer im ersten Kräftemessen zwischen den beiden Klubs. Vor dem 0:2 war die Bruchwald-Elf weit und nahezu komplett aufgerückt und hatte die Absicherung vergessen. Nach einem misslungenen Bissinger Beinschuss-Versuch legte Holzhausen einen Bilderbuch-Konter hin, den erneut Schoch erfolgreich abschloss (49.). Nun war auch Sven Burkhardt sauer auf seine Vorderleute und machte diese rund. „Wir verteidigen wie Kinder“, brüllte der Torwart-Routinier übers Feld. Coach Lang hatte Verständnis für den Wutausbruch seiner Nummer eins: „Sven war die ärmste Sau. Die Mannschaft hat ihn im Stich gelassen.“

Fünf Minuten später wurde Burkhardt beim 0:3 gleich noch mal gedemütigt. Diesmal hatte mit Johnathan Zinram einer der erfahrenen Kicker gepatzt: Der zentrale Mittelfeldmann vertändelte den Ball, und Holzhausens Torjäger Janik Michel überlistete den weit vor seinem Kasten stehenden Schlussmann mit einem Heber aus rund 40 Metern (54.). Die Messe war gelesen.

Nach einem Zuspiel von Pero Mamic verbuchte Roman Kasiar aus dem Getümmel mit dem 1:3-Anschlusstreffer (57.) immerhin ein Erfolgserlebnis. Dem bisher noch glücklosen Stürmer fiel nach seiner Torpremiere ein Stein vom Herzen. „Das erste Saisontor ist immer das schwerste. Drei Punkte wären mir heute aber trotzdem lieber gewesen“, sagte Kasiar, der in der Vorbereitung krankheitsbedingt fast drei Wochen gefehlt hatte und sich allmählich wieder der Form aus der Vorsaison näher.

Michel trifft und trifft und trifft

Ein weiterer Konter besiegelte die Heimpleite der Bissinger. Wieder war Michel der Vollstrecker, diesmal mit einem platzierten Schuss ins lange Eck (77.). Mit sechs Saisontreffern führt der Verbandsliga-Torschützenkönig jetzt auch in der Oberliga die Torschützenliste allein an. Das Last-Minute-Tor von Nesreddine Kenniche war zwar sehenswert, bedeutete aber nur eine weitere Ergebniskosmetik: Der quirlige Offensivmann ließ nach Benedikt Landwehrs Pass zwei Gegner stehen und knallte die Kugel rechts oben zum 2:4 in den Winkel – nach seinem Hattrick in Freiburg „Nessis“ bereits viertes Saisontor.

In der unterhaltsamen Partie gab es hüben wie drüben viele weitere Chancen. Burkhardt verhinderte gekonnt noch mehr Einschläge im Bissinger Tor. Sein Gegenüber Kevin Fritz hielt ebenfalls mit Bravour. Besonders in den letzten zehn Minuten vor dem Pausenpfiff stand der Gästekeeper unter Dauerbeschuss. „Da haben wir ein Powerplay aufgezogen“, nahm Lang eine verbale Anleihe aus dem Eishockey. Doch allzu überhastet vergaben seine Angreifer durch die Bank selbst beste Möglichkeiten.

Trainer hofft auf Lerneffekt

Lang hofft nun auf einen Erkenntnisgewinn im Team. „Man sieht, dass einige Spieler noch sehr jung sind und noch Erfahrungen sammeln müssen. Das ist in Ordnung, aber darum muss man gegen so eine ausgebuffte Mannschaft wie Holzhausen eben auch mal Lehrgeld bezahlen“, meinte der Coach. „Aus solchen Negativerlebnissen müssen die Jungs lernen.“

Favoriten Großaspach und Kickers führen die Tabelle an

Fünf Spiele, fünf Siege
– so sieht die Zwischenbilanz der SG Sonnenhof Großaspach und seines Bietigheimer Trainers Evangelos Sbonias in der Oberliga aus. Der Regionalliga-Absteiger verteidigte am Samstag mit einem 2:0 beim SV Oberachern den ersten Platz. Die Tore erzielten Fabian Benko und der Ex-Freiberger Hakan Kutlu. Auch ein anderer früherer SGV-Kicker trumpfte am fünften Spieltag groß auf: Flamur Berisha trug die ersten beiden Treffer zum 5:0-Kantersieg der Stuttgarter Kickers beim 1. CfR Pforzheim bei. Der Topfavorit aus Degerloch kletterte auf Rang zwei, hat nach zwei Heim-Unentschieden aber nach wie vor vier Zähler Rückstand auf Großaspach. Dritter ist der 1. Göppinger SV, dessen Neuzugang Mijo Tunjic bereits fünfmal getroffen hat. Nur Janik Michel vom Bissinger Gegner FC Holzhausen hat noch ein Tor mehr erzielt als der langjährige Kickers-Knipser.

 
 
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