Fußball: Die folgen der geplanten Wertung Abbruch hat Sieger und Verlierer

Von Claus Pfitzer
Auswirkungen auf den geplanten Abbruch: Perrin Wild und Kevin Kreischer (von links) steigen mit dem B-Liga-Tabellenführer SGM Sachsenheim in die Kreisliga A auf. Der auf einem Abstiegsplatz in der Kreisliga A 3 stehende SV Kaman 91 Bönnigheim (rechts Kuilay Senol) bleibt in der Liga. ⇥ Foto: Martin Kalb

Der geplante Abbruch der Saison 2019/20 beschert etlichen Mannschaften Nachteile. In einigen Fällen fällt die Quotientenregelung beim Aufstieg äußerst knapp aus.

Noch steht die endgültige Entscheidung über den Saisonabbruch aus, doch deutet vieles darauf hin, dass der jetzt gefasste Vorstandsbeschluss des Württembergischen Fußballverbandes (die BZ berichtete) beim außerordentlichen Verbandstag am 20. Juni durch die Delegierten eine breite Mehrheit finden wird. Demnach sollen die Aufsteiger nach der Quotientenregelung (Anzahl der Punkte durch ausgetragene Spiele) ermittelt werden. Absteiger gibt es keine, auch werden keine Relegations- und Aufstiegsspiele ausgetragen. Die Delegierten haben beim Verbandstag neben dem Abbruch noch die wenig wahrscheinliche Alternative, die Saison 2019/20 ab dem 1. September fortzuführen.

Die geplante Regelung des Abbruchs und der Wertungen hat seine Tücken und führt zuweilen zu kuriosen Konstellationen. Da ist zum einen der Verzicht auf Absteiger. Das führt dazu, dass Teams in der Liga bleiben dürfen, deren Punktekonto zum Teil recht mager aussieht. Und auch nicht alle Tabellenführer dürfen automatisch aufsteigen, wenn eine dahinter platzierte Mannschaft aufgrund unterschiedlicher Anzahl von ausgetragenen Spielen einen höheren Quotienten aufweist. Pech haben alle Tabellenzweiten, die keine Relegation spielen dürfen und damit keine Aufstiegsmöglichkeit haben.

Mammutrunde droht

Das allerdings ist beim Aufstieg in die Regionalliga Südwest ausgesetzt. Weil die Liga auf vier Aufsteiger besteht, darf neben den Oberliga-Ersten VfB Stuttgart II (Baden-Württemberg), TSV Stadtallendorf (Hessen) und TSV Schott Mainz (Rheinland-Pfalz/Saar) auch der KSV Hessen Kassel als Hessens Zweiter  mit dem ligaübergreifend besten Quotienten aller Zweitplatzierten oder Aufstiegsberechtigten der drei Oberligen, die im Normalfall eine Aufstiegsrunde ausgetragen hätten, ebenfalls in die Regionalliga einziehen. Das hat jetzt den 1. Göppinger SV als Zweiter der Oberliga Baden-Württemberg auf den Plan gerufen. „Davon war nie die Rede. Das ist ein Unding“, sagte SVG-Trainer Gianni Coveli den Stuttgarter Nachrichten. Die Göppinger verlangen eine „Lösung, die darstellbar ist“. In der TuS Koblenz als Vierter der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar haben die Göppinger bei ihrer Forderung nach einer schlüssigen Erklärung einen Mitstreiter. Da die vor Koblenz platzierten 1. FC Kaiserslautern II und SV Elversberg II nicht aufstiegsberechtigt sind, war neben Kassel und Göppingen auch der ehemalige Zweitligist im Quotienten-Ranking dabei.

Die Regionalliga Südwest wird möglicherweise mit bis zu 23 Mannschaften die neue Saison spielen. Zu den 17 bisherigen Regionalligisten (der 1. FC Saarbrücken ist aufgestiegen) kommen die vier Oberliga-Aufsteiger sowie wahrscheinlich aus der Dritten Liga die SG Sonnenhof Großaspach und vielleicht sogar auch der 1. FC Kaiserslautern.

In die Oberliga Baden-Württemberg steigen aus den Verbandsligen die souveränen Tabellenführer TSG Backnang aus Würtemberg und FV Lörrach-Brombach aus Südbaden sowie der FC Astoria Walldorf II aus Baden auf. Damit umfasst die Oberliga künftig 20 Teams. Den Aufstieg in die Verbandsliga Württemberg geschafft haben aus den Landesligen der TSV Crailsheim, Türk Spor Neu-Ulm, FC Holzhausen und der VfB Friedrichshafen. Der Aufstieg des Teams aus der Bodensee-Metropole war eine hauchdünne Angelegenheit. Nach 18 Spielen belegt Friedrichshafen punktgleich mit dem FC 07 Albstadt Platz eins und weist dabei eine um vier Treffer bessere Tordifferenz auf. Eng war es auch in der Staffel 1. Aufsteiger Crailsheim weist 40 Punkte und 18 Spiele auf, die Sportfreunde Schwäbisch Hall auf Platz drei haben 37 Zähler, aber erst 17 Partien ausgetragen.

Schluchtern hat das Nachsehen

Neu in der Staffel 1 der Landesliga sind aus den Bezirksligen der SV Leonberg/Eltingen (Enz/Murr), der TSV Obersontheim (Hohenlohe), der SV Allmersbach (Rems-Murr) und Türkspor Neckarsulm (Unterland). Auch hier hat mit dem SV Schluchtern ein Tabellendritter das Nachsehen. Neckarsulm weist nach 18 Spielen 42 Punkte auf, Schluchtern hat 39 Zähler, erst 17 Spiele auf dem Konto und die schon jetzt bessere Tordifferenz.

In den Ligen des Bezirks Enz/Murr gibt es auch Härtefälle. Aufgestiegen in die Bezirksliga sind nach dem Beschluss des WFV-Vorstands der TSV Benningen aus der Kreisliga A1, der TSV Münchingen aus der A2 und der TASV Hessigheim aus der A3. In der Kreisliga A2 spricht der Quotient von 2,23 Punkten knapp für den TSV Münchingen gegenüber den 2,18 Punkten des Dritten TV Möglingen, der eine Partie weniger ausgetragen und drei Punkte weniger angesammelt hat.

DJK Ludwigsburg im Pech

Aufsteiger in die drei Staffeln der Kreisliga A sind der TDSV Kornwestheim (Kreisliga B1), der FV Oberstenfeld (B2), der FSV Oßweil (B3), die Spvgg Mönsheim (A2), die TSF Ditzingen (A2), der TSV Schwieberdingen II (A2), die SGM Sachsenheim (A3), der VfR Sersheim (A3) und der SV Germania Bieigheim (A3). Pech hat die DJK Ludwigsburg als Tabellenführer der Kreisliga B3. Die Ludwigsburger weisen nach zehn Spielen 26 Punkte und damit einen Quotienten von 2,6 Punkten auf. Der Zweitplatzierte FSV Oßweil hat erst neun Partien ausgetragen, 25 Zähler und damit einen Quotienten von 2,7 Punkten, der den Oßweilern als Zweitplatziertem den Aufstieg beschert. Ähnlich ergeht es dem KSV Renningen als Spitzenreiter der Kreisliga B4, der mit einem Quotienten von 2,4 Punkten der Spvgg Mönsheim mit 2,44 Punkten den Vortritt lassen müsste.

Eng war es auch in der Kreisliga B8. Der Tabellenführer VfR Sersheim steigt mit 44 Punkten nach 17 Spielen und einem Quotienten von 2,58 auf, die auf Rang zwei geführte SGM Riexingen II hat drei Partien weniger ausgetragen, 36 Punkte und einen Quotienten von 2,571 Punkten. In der B9 weisen der Erstplatzierte Germania Bietigheim II, der FC Mezopotamya und der SV Hellas je 36 Punkte auf. Allerdings haben die Germanen ein Spiel weniger auf dem Konto und damit mit 2,769 den besseren Quotienten als die beiden Stadtrivalen (je 2,571).

 
 
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