Fußball-Landesliga Pferdemarkt-Derby: Germania besiegt Croatia

Von Andreas Eberle
Dürftiges spielerisches Niveau, aber dafür viele giftige Zweikämpfe: Hier grätscht Germania-Kicker Enrico Mastrogiacomo (links) seinem Croatia-Gegenspieler Nektarios Tsouloulis in die Parade.  Foto: /Oliver Bürkle

Die Ludwig-Elf schlägt den Landesliga-Neuling in einem schwachen Pferdemarkt-Spiel mit 1:0. Nach einem Torwartfehler erzielt Tobias Krüger den entscheidenden Treffer.

Für die Fußballer des SV Germania Bietigheim gab’s zur Feier des Tages ein bezauberndes Wetterphänomen: Passend zum 1:0-Heimsieg im Pferdemarkt-Derby gegen den NK Croatia Bietigheim erschien ein doppelter Regenbogen am Himmel über dem Sportpark Ellental – und diesen nutzten die Germania-Kicker gleich als perfekten Hintergrund für ein Mannschaftsfoto. „Wir haben heute sechs Punkte geholt“, sagte der SVG-Vorsitzende Holger Conrad nach dem Prestigeerfolg. „Denn Siege beim Pferdemarkt zählen doppelt.“

Derweil hatte das Team von Trainer Holger Ludwig trotz des Abnutzungskampfs in den vorherigen 90 Minuten noch genug Puste, um „Derbysieger, Derbysieger“ zu skandieren – wieder mal. Bereits vor fünf Jahren hatten die Germanen das Stadtduell gegen Croatia zur Pferdemarkt-Zeit mit 2:0 für sich entschieden. Damals traten beide Klubs noch in der Bezirksliga Enz/Murr an.

Ein Kasten für die Mitspieler

Dass die Hausherren erneut jubeln durften, verdankten sie Tobias Krüger. Der Mittelfeldspieler mit der Nummer neun avancierte mit seinem Tor in der 37. Minute zum Matchwinner und freute sich wie Bolle über sein persönliches Erfolgserlebnis und das der Mannschaft. „Besser geht’s nicht. Wir waren heiß, haben gekämpft, ich bin super zufrieden. Jetzt gehen wir ins Zelt und genießen den Abend“, sagte Krüger. Und hoffte, dort von den Kollegen nicht zur Kasse gebeten zu werden. „Wenn ich eine Runde ausgeben müsste, würde ich arm werden. Aber vielleicht bringe ich zum nächsten Training einen Kasten mit.“

Des einen Freud war des anderen Leid. Beim Tor des Tages patzte ausgerechnet der sonst so zuverlässige Athanasios Papakonstantinou im Croatia-Kasten. Der Gästekeeper brüllte bei Patrick Krauts scharf getretenem Eckstoß zwar „Leo“ – das Signal für seine Mitspieler, dass er sich die Kugel holen würde –, verpasste dann aber den Ball. Nutznießer war Krüger, dessen noch abgefälschte Direktabnahme aus dem Hinterhalt flach im Netz einschlug. „Den Ball muss er haben, das weiß er auch selber“, kommentierte Croatia-Trainer Daniel Zmpitas den Fauxpas seines Schlussmanns. Ironie des Schicksals: Kurz vor dem Gegentreffer hatte Papakonstantinou einen Schuss von Kraut mit einer Glanzparade noch zu jener folgenschweren Ecke abgewehrt.

Ansonsten bekamen die 350 Zuschauer im Ellental allerdings nur Fußball-Magerkost serviert. Spielerisch ließen beide Teams viele Wünsche offen. Der Neuling aus Metterzimmern zeigte die etwas bessere Spielanlage und war vor allem über den linken Flügel gefährlich, wo Vasilios Tsouloulis Verwirrung stiftete. Dafür war Ersatzkapitän Zvonimir Zivic im Sturmzentrum bei den SVG-Innenverteidigern Tim Kainz und Patrick Hirsch fast abgemeldet: Ein Kopfball von Zivic aus fünf Metern, der über die Latte flog, war die einzige nennenswerte Offensivaktion der Gäste (39.).

Neunmal Gelb, einmal Gelb-Rot

Nach der Pause ließ das Niveau weiter nach. Zweikämpfe, Unterbrechungen, Fouls, Hektik sowie Diskussionen mit Schiedsrichter Tobias Grauf und untereinander prägten das Geschehen. Gleich neun Gelbe Karten zeigte der Regelhüter – drei für Germania, sechs für Croatia. Wegen Reklamierens flog Danny Marosevic in der Nachspielzeit sogar noch mit der Ampelkarte vom Platz. „Wenn wir von sechs Gelben Karten drei wegen Meckerns bekommen, machen wir irgendwas falsch“, monierte Zmpitas und sprach weitere Defizite an: „Wir haben es nicht geschafft, zwingende Chancen herauszuspielen. Egal was wir getan haben – es war zu wenig Feuer und Leben bei uns drin.“

Germania brachte den knappen Vorsprung clever und ausgebufft über die Zeit. Der eingewechselte Edison Qenaj strahlte in der letzten halben Stunde mehr Gefahr aus als der komplette Angriff des NK. Gleichwohl lag auch beim Fast-Absteiger der Vorsaison einiges im Argen. „Spielerisch war es kein guter Auftritt von uns“, gab Ludwig zu. In puncto Einsatz und Engagement zeigte sich der SVG-Coach hingegen zufrieden: „Im Spiel gegen den Ball hat sich jeder zerrissen.“

Stimmen zum Spiel

Holger Ludwig, Trainer des SV Germania Bietigheim: Croatia hat eine gute Spielanlage, darauf waren wir auch vorbereitet. Wir sind gerade nicht in der Lage, immer alles fußballerisch zu lösen. Einsatz und Engagement waren aber absolut in Ordnung. Schön, dass wir nach einem Standard wieder getroffen haben. Gerade in einem Spiel, in dem es so hektisch zugeht und man nicht viele Chancen aus dem Spiel heraus hat, ist das ein Mittel.

Daniel Zmpitas,  Coach des NK Croatia Bietigheim:  Eigentlich war es ein Unentschieden-Spiel. Die abgezocktere Mannschaft hat gewonnen. Wenn du nicht viele Chancen hast, musst du eben effektiv sein – und das war Germania heute. In der zweiten Halbzeit war es von der Qualität her ein ganz schlechtes Landesligaspiel. Der Gegner hat es clever runtergespielt.

Tobias Krüger, 
Germania-Matchwinner: Ein Pferdemarkt-Spiel ist immer ein Highlight. Wenn man gewinnt, feiert es sich auch besser. Spielerisch war die Leistung von beiden Mannschaften nicht so gut. Es stand viel auf dem Spiel. Wir haben die Punkte nach unserer Durststrecke gebraucht, Croatia genauso. Da sind alle Spieler hochgradig motiviert, aber auch angespannt. Am Ende sind wir superglücklich, dass es zum Sieg gereicht hat.

 
 
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