Fußball, Oberliga Fitte Freiberger setzen ihr System erfolgreich um

Von Von Claus Pfitzer
Ouadie Barinis (Mitte) erster Streich: Mit diesem Schuss überwand der Freiberger Doppeltorschütze den Ravensburger Torhüter Kevin Kraus (rechts) zum 3:1-Zwischenstand. Später legte der Joker noch das 4:1 nach. Foto: Avanti/Ralf Poller

Der Oberligist SGV Freiberg besiegt zum Jahresauftakt 2020 den FV Ravensburg mit 4:1. Es ist der erste Erfolg unter Trainer Milorad Pilipovic im vierten Spiel.

Strahlende Gesichter und große Erleichterung gab es nach dem verdienten 4:1-Heimerfolg über den FV Ravensburg bei den Spielern, dem Trainer- und Betreuerteam sowie den Anhängern des SGV Freiberg. Mit einem klugen und taktisch diszipliniert umgesetzten System, einer effektiven Chancenverwertung und einer stabilen Defensive gelang den Freibergern ein perfekter Start in die Restrückrunde. Sie bewiesen gegen einen ambitionierten Gegner, der keine Laufkundschaft verkörpert, dass sie gewillt sind und die Qualität haben, sich schnell aus dem Abstiegskampf zu verabschieden.

Dass die Mannschaft in der Lage ist, die Vorstellungen von Trainer Milorad Pilipovic von offensivem Spiel, basierend auf einer gut organisierten Defensive umzusetzen, liegt auch an der Trainingsarbeit während der Vorbereitung. „Als ich gekommen bin, war die Mannschaft nicht austrainiert und nicht in der physischen Verfassung, wie sie sein sollte. Deswegen lag der Schwerpunkt auf der Physis. Jetzt ist die Mannschaft fit“, freute sich Pilipovic nach dem ersten Sieg im vierten Spiel in seiner Amtseit, nach zwei Niederlagen und einem Remis vor der Winterpause.

Neuzugänge passen optimal

Als wichtige Puzzleteile bei der Stabilisierung der lange so anfälligen Defensive hob der 61-Jährige auch die Neuzugänge Sven Burkhardt und Kevin Ikpide hervor. Torhüter Burkhardt war wenig beschäftigt, erledigte die paar Herausforderungen sicher und hatte beim Gegentreffer Pech, als ihn sein Mitspieler Mario Andric überlistete. Ikpide hatte im variablen System anspruchsvolle Aufgaben als Pendler zwischen Innenverteidigung und Mittelfeld. Zur Stabilität der Abwehr trug auch Volkan Celiktas bei, der jetzt zentraler zum Einsatz kommt. Dessen bisherige Position auf der rechten defensiven Außenbahn besetzte der junge Steven Keklik, der eine ganz starke Leistung auf einer eher ungewohnten Position bot und Hakan Kutlu den Rücken freihielt.

Bis alles passte bei den Gastgebern, waren die Ravensburger gut unterwegs auf dem rutschigen Kunstrasenplatz beim Wasenstadion. Einmal brachten sie beinahe ihren Torjäger Daniel Schachtschneider in eine aussichtsreiche Schussposition, doch das funktionierte nicht. Die ersten zehn, 15 Minuten waren schon die beste Phase der Oberschwaben, die fortan enttäuschten und in der Offensive kaum noch Akzente setzen konnten. Auch ein paar personelle Wechsel von Trainer Steffen Wohlfarth in der zweiten Halbzeit sorgten für keine gravierenden Veränderungen im Spiel seiner Mannschaft. Die brachte nicht jene Eigenschaften wie Dynamik, Durchsetzungsvermögen, Kombinationssicherheit und Torgefahr auf den Platz, mit denen sie im Hinspiel den SGV noch mit 7:3 abgefertigt hatte und die sie eigentlich auszeichnen. Das lag natürlich auch mit an der hohen Einsatz- und Laufbereitschaft und dem Willen des Gegners, der Ravensburg nicht zur Entfaltung und kaum zu Torgefahr kommen ließ.

Kutlu trifft mit links

Die 1:0-Führung der Gastgeber resultierte aus schnellem Umschaltspiel und einer feinen Kombination des Freiberger Sturmtrios, ausgehend von einer Balleroberung von Ikpide und einem langen Ball auf Kreshnik Lushtaku, der links durchstartete und Simon Klostermann bediente. Dessen kluge Vorlage nutzte Hakan Kutlu zu einem herrlichen Linksschuss ins lange Eck des FVR-Tores (34.).

Die schöne Führung hielt aber nur vier Minuten. Nach einer Ecke von Felix Schäch konnte die SGV-Abwehr die Situation nicht bereinigen, der lange Philipp Amann beförderte den Ball aus zwölf Metern aufs SGV-Gehäuse. Keeper Burkhardt bekam die Hand an den Ball und wollte ihn im Nachfassen final klären. Dabei kam ihm sein Mitspieler Andric zuvor, der beim Rettungsversuch die Kugel ins eigene Tor bugsierte (38.). „Wir haben uns durch dieses unglückliche 1:1 nicht aus der Ruhe bringen lassen“, berichtete hinterher Freibergs Torschütze Kutlu von der Entschlossenheit des Teams, den Lapsus auszubügeln. Bei der erneuten Führung ging Kutlu wieder voran, diesmal als Vorlagengeber. In der 51. Minute vernaschte er im Ravensburger Strafraum seinen Gegenspieler Filip Rettig und legte den Ball quer auf die linke Seite zu Lushtaku, der ihn ins lange Eck schoss. Ein bisschen Glück hatten die Freiberger, dass ein Freistoß von Jonas Wiest, bei dem der wohl auch für solche Situationen eingewechselte Zwei-Meter-Mann Moritz Jeggle noch leicht mit den Haarspitzen dran war, am Pfosten landete.

Dann aber stachen die Joker von SGV-Coach Pilipovic und entschieden die Partie. Nach einem schlimmen Ballverlust von Felix Hörger im Mittelfeld schaltete Freiberg wieder schnell um, Niklas Pollex legte auf für Ouadie Barini, und dessen überlegter Schuss landete erneut hinter dem Ex-Freiberger Kevin Kraus im Ravensburger Tor: 3:1 (77.). Barini hatte aber noch nicht genug und empfahl sich mit einem zweiten Treffer für mehr Spielzeit. Vom Wind begünstigt flog der Ball über die aufgerückte Abwehr der Oberschwaben, dem durchgestarteten Barini gelang ein genau getimter Heber ins Gästetor (90.+1).

Am Samstag (14.30 Uhr) spielt der SGV in der Heimstadt von Trainer Pilipovic beim Freiburger FC. Ein weiterer Dreier, und Freiberg kann sich vorsichtig nach oben in der Tabelle orientieren. Die Qualität hat die Mannschaft, und die ist jetzt geweckt.

 
 
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