Fußball-Oberliga: Freiberg schlägt Pforzheim mit 2:0 Grüttner bricht trotz Handbruch den Bann

Von Andreas Eberle
Das Traumtor zur Freiberger 1:0-Führung: Marco Grüttner nimmt den Ball im Fünfmeterraum volley. Der Pforzheimer Serach von Nordheim kann den Schuss nicht mehr verhindern. ⇥ Foto: Eibner-Pressefoto/DROFITSCH via www.imago-images.de

Der Oberligist SGV Freiberg bezwingt den 1. CfR Pforzheim mit 2:0. Sein lädierter Kapitän beißt auf die Zähne und schießt nach einer Traumkombination das Führungstor.

Marco Grüttner zeigte sich am Samstagnachmittag als unverwüstlicher Kämpfer. Im Oberliga-Heimspiel gegen den 1. CfR Pforzheim lief der 34-jährige Kapitän des SGV Freiberg trotz einer gebrochenen linken Hand und mit einer kurzfristig für ihn angefertigten Carbonschiene auf. Nach vielen zähen Anläufen der Wasen-Kicker erzielte ausgerechnet der lädierte Grüttner das wegweisende 1:0. Am Ende hieß es 2:0 für den Favoriten. Nach dem mageren 1:1 zum Auftakt in Backnang war es der erste Freiberger Sieg in der noch jungen Runde. „Das ist eine Anführermentalität“, lobte SGV-Trainer Evangelos Sbonias anschließend seinen Führungsspieler Grüttner.

Stürmer vergisst sein Handicap

Schon am Mittwoch im WFV-Pokal gegen Sonnenhof Großaspach hatte der frühere Zweitliga-Stürmer von Jahn Regensburg nach seinem in der Anfangsphase erlittenen Handbruch auf die Zähne gebissen. Mit Hilfe der medizinischen Abteilung um Mannschaftsarzt Dr. Simeon Geronikolakis, der Orthopädischen Klinik Markgröningen und eines Orthesenherstellers tat er in den folgenden zwei Tagen dann alles, um gegen Pforzheim wieder mitmischen zu können. „Es ist schon etwas ungewohnt, und man ist automatisch ein Stück weit vorsichtiger. Aber irgendwann denkt man gar nicht mehr daran“, sagte Grüttner über sein Handicap.

Gerade zu Beginn hatte die Sbonias-Elf Probleme mit dem jungen CfR-Team, das unbekümmert und mit einem großen Kämpferherz im Wasenstadion antrat. Bei zwei Riesenchancen der Nordbadener musste Sven Burkhardt sein ganzes Können abrufen. Erst wehrte der SGV- Keeper einen 18-Meter-Schuss seines ehemaligen Bissinger Mitspielers Marco Rienhardt mit einer Glanzparade ab (5.). Dann rettete er gegen Salvatore Varese, und den Nachschuss setzte Robin Münst am langen Pfosten vorbei (6.). „Die ersten zehn Minuten waren wir gefühlt nicht auf dem Platz, da müssen wir uns bei ,Sveni’ bedanken. Er hat uns zweimal überragend im Spiel gehalten – aber dafür steht er ja auch hinten drin“, sagte Grüttner.

Danach riss Freiberg die Partie an sich. Die Dominanz zahlte sich jedoch nicht aus, weil in Tornähe die Präzision und Entschlossenheit fehlten. Der finale Pass kam oft nicht an, mitunter agierten die SGV-Angreifer zu verspielt und umständlich. Somit ging auch die dritte hochkarätige Chance in Halbzeit eins aufs Konto der Pforzheimer: Nach einem schnell ausgeführten Freistoß im Mittelfeld und einem Zuspiel von Enes Türköz tauchte erneut Rienhardt frei vor Burkhardt auf – sein Flachschuss flog allerdings am langen Eck vorbei (45.).

Nach der Pause machten die Gastgeber noch mehr Dampf als zuvor. Speziell Grüttner erwies sich als ständiger Unruheherd. Dagegen blieb Dominik Salz gegen seinen Ex-Klub blass – und musste nach einer Stunde seinen Platz im Sturm für Flamur Berisha räumen. Eine Traumkombination führte in der 73. Minute zur Freiberger 1:0-Führung. Johnathan Zinram schnippelte den Ball in den Strafraum, David Müller leitete die Kugel noch in der Luft weiter zu Grüttner, und der Torjäger traf im Fünfmeterraum mit einem Volleyschuss. Alle drei Beteiligten glänzten dabei mit einer feinen Technik. Fünf Minuten später besorgte Yannick Thermann mit einem Foulelfmeter die Entscheidung und erhöhte auf 2:0. Zuvor hatte Armin Crnkic dem Schützen an der Strafraumgrenze in die Hacken getreten.

Grupp verletzt sich am Knöchel

Bleibt die Freiberger Verletzungsmisere. Abgesehen von Grüttners Handbruch, Hakan Kutlus Kreuzbandriss und der Wadenblessur von Michael Klauß gibt es seit Samstag drei neue Sorgenkinder im Aufgebot: Regisseur Christian Mauersberger musste bereits zur Pause mit einer Muskelverletzung raus, Thermann erlitt einen Nasenbeinbruch, spielte aber dennoch durch, und Julian Grupp wurde in der Schlussphase humpelnd von zwei Helfern vom Platz geführt, nachdem es am Knöchel „Knack“ gemacht hatte. „Wenn die Verletzungen in diesem Tempo weitergehen und wir uns jedes Spiel so teuer erkaufen müssen, wird es bald eng für uns“, stellte Sbonias missmutig fest.

 

Stimmen zum Spiel

Evangelos Sbonias, Trainer des SGV Freiberg: Das war ein hartes Stück Arbeit – wie immer. Wir müssen in jedem Spiel an unsere Grenzen gehen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen, und das machen die Jungs momentan auch. Darum war das ein verdienter Sieg. Ich bin hochzufrieden. Ab der siebten Minute hatten wir das Spiel unter Kontrolle. Wir haben heute in Sachen Ballbesitz einen Schritt nach vorne gemacht. Der nächste Schritt muss sein, im letzten Drittel noch etwas genauer zu werden. Das sind aber Automatismen, die nicht von heute auf morgen kommen.

Sven Burkhardt, SGV-Keeper: Beide Mannschaften haben Vollgas gegeben. Bei uns werden die Abläufe von Woche zu Woche besser und damit auch unsere Leistungen. Die richtige Mentalität war bei uns schon immer da.

Marco Grüttner, Freiberger Kapitän und Torschütze: Das 1:0 war der Dosenöffner. Dann wird es gegen Mannschaften wie Pforzheim einfacher, weil der Gegner aufmachen muss und wir Räume bekommen – und dann sieht man auch die Qualität von uns. Wir kommen langsam ins Rollen, die Arbeit trägt erste Früchte. Es ist klar, dass wir nicht durch die Liga marschieren. Jeder Gegner hat Bock, gegen uns zu spielen, und gibt in diesen Spielen immer über 100 Prozent. Auch Pforzheim hat alles reingehauen.

Maurizio Macorig, Innenverteidiger des 1. CfR Pforzheim und früherer Bissinger: Die Niederlage ist ärgerlich. Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute Gas gegeben und den Freibergern gezeigt, dass sie nicht so einfach gegen uns gewinnen werden. Am Ende wurden wir leider nicht dafür belohnt. Wir können dennoch stolz darauf sein, wie wir hier aufgetreten sind.

 

Freiberg – Pforzheim ⇥2:0 (0:0)

SGV Freiberg: Burkhardt – Ikpide, Celiktas, Hoffmann – Grupp (84. Fossi) – Zinram (88. Buhovac), Müller, Thermann – Mauersberger (46. Alimler) – Grüttner, Dominik Salz (61. Berisha).
1. CfR Pforzheim: Manuel Salz – von Nordheim, Macorig, Cristescu, Mbodji – Gudzevic, Türköz, Varese (81. Redekop) – Münst (81. Catanzano) – Ratifo, Rienhardt (70. Crnkic).
Tore: 1:0 Grüttner (73.), 2:0 Thermann (78./Foulelfmeter).
Schiedsrichterin: Sonja Reßler (Mannheim).
Zuschauer: 450.

 
 
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