Fußball Saisonstart in China ist weiter ungewiss

Von Claus Pfitzer
Dirk Mack (links) wartet in Jinan auf den Beginn der Fußballsaison. Foto: Imago

Dirk Mack aus Löchgau arbeitet im Trainerteam des Erstligisten Shandong Luneng.

Den Alltag in der rund acht Millionen Einwohner zählenden Stadt Jinan, in Ostchina an der Bahnstrecke von Shanghai nach Peking gelegen, vergleicht der Fußball-Experte Dirk Mack (Foto: Imago), seit Januar beim chinesischen Erstligisten Shandong Luneng als Trainer, Planer und Entwickler von Strukturen  unter Vertrag, mit den aktuellen Gegebenheiten in Deutschland: „Restaurants und Läden sind offen, Schulen und Kindergärten noch geschlossen. Außerhalb unseres Trainingszentrums haben wir Masken auf“, erzählt der 51-jährige Löchgauer. „Innerhalb Chinas kann man sich wieder frei bewegen, auch über die Provinzen hinaus“, berichtet er über zurückkehrende Normalität.

Den Start in seine neue berufliche Zukunft hatte sich der langjährige Nachwuchsdirektor des Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim bei der Vertragsunterzeichnung Anfang Januar 2020 natürlich anders vorgestellt. Aber Mack hat die ungewöhnlichen Umstände im Land des Ursprungs der Corona-Pandemie angenommen und sich auf die Verhältnisse eingestellt.

Seit acht Wochen bereitet sich das Team von Chefcoach Li Xiaopeng auf den Saisonstart in der Ersten Liga in China vor, der eigentlich für Ende Februar geplant war. Offiziell ist noch nichts, Gerüchten zufolge könnte es Ende Juni los gehen. Die Saison mit 30 Spieltagen soll dann  bis Ende Dezember durchgezogen werden. „Die Mannschaft trainiert seit Wochen normal, mit vollem Kontakt und spielt elf gegen elf. Freundschaftsspiele sind aber noch nicht möglich“, berichtet Mack, der eng mit dem ehemaligen chinesischen Nationalspieler Xiaopeng bei den Planungen, der Vorbereitung und vor allem auf dem Platz zusammenarbeitet. Mit dabei im Trainerstab ist auch Paco Vaz aus Kirchheim/Teck, der bis Dezember 2019 den Oberligisten VfB Stuttgart II trainiert hat. Nicht vor Ort sind ein paar ausländische Spieler, die noch nicht einreisen dürfen, sowie der bislang als einziger Profi aus Chinas Erster Liga positiv auf das Corona-Virus getestete belgische Nationalspieler Marouane Fellaini, der daheim in Quarantäne ist.

Seit acht Wochen in Dubai

Der frühere italienischen Nationalspieler Graziano Pellé sitzt dagegen seit acht Wochen in Dubai fest. Der Stürmerstar durfte nach dem dortigen Trainingslager mit Shandong Luneng nicht nach Italien oder China einreisen, und momentan auch nicht ausreisen. Mack und Vaz flogen Anfang März von Dubai aus direkt für drei Wochen nach Deutschland und mussten danach zurück in China für zwei Wochen in Quarantäne. Die beiden wohnen innerhalb des riesigen Vereinszentrums. „Wir haben hier europäisches Niveau und sind optimal versorgt. Es gibt hier professionelle Standards. So eine Infrastruktur wie im Trainingszentrum kenne ich von Deutschland nicht, schon alleine was die medizinische Ausstattung angeht. Es gibt für die Profis hier sechs Rasenplätze und einen Kunstrasen“, erzählt der Löchgauer.

In der rund zweieinhalb Autostunden entfernten Nachwuchsakademie von Shandong Luneng, in der rund 70 Prozent der aktuellen chinesischen Nationalspieler ausgebildet wurden, sind die Dimensionen noch weitaus größer. „Da gibt es 30 Rasenplätze“, schwärmt Mack von besten Voraussetzungen.

 
 
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